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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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die auf die gegenüberliegende Wand gerichtet war. Die Kabine kam ihr unbekannt vor – es war weder Franciscos noch die Arrestzelle. Sie trug saubere, fremde Kleidung, ohne den Gestank des Todes. Sie drehte den Kopf und ließ den Blick durch den Raum gleiten.
    Allmählich konnte sie wieder schärfer sehen, wurde sich bewusst, wer und wo sie war, und nun machten sich auch die Anspannung, die Übelkeit und der eiserne Schraubstock in ihrer Brust wieder bemerkbar, der jede einzelne Sekunde in Stücke sprengte und ihr Leben in einen wachen Tod verwandelte. In einer kleinen Nische stand eine Flasche mit Wasser. Sie setzte sich auf und griff danach, leerte sie in mehreren, langen Zügen und legte dann die Unterarme auf die Knie.
    Auf dem Flur waren jetzt Schritte zu hören, und die Tür ging auf. George Wheal stellte ein Tablett mit Essen auf den schmalen Tisch zwischen den Kojen, nickte knapp und setzte sich ihr gegenüber, sodass ihre Knie sich beinahe berührten. »Wir sind in Douala«, sagte er. »Ich schätze mal, ihr wollt bald los.«
    Munroe rückte von ihm ab, bis sie mit dem Rücken an der Wand saß, zog die Knie an die Brust und starrte stumm auf das Tablett.
    »Hör zu«, sagte er, »falls es dir hilft: Ich habe Francisco nie so glücklich erlebt wie in der Zeit, in der du da warst. Ich bin fest davon überzeugt, dass er zufrieden gestorben ist, mit sich selbst im Reinen.« Wheal unterbrach sich, als wollte er das Gewicht seiner Worte abschätzen. Dann stand er auf. »Das ändert überhaupt nichts zwischen dir und mir, aber das solltest du wissen, das war ich Francisco schuldig. Er hat dich geliebt, und darum hätte er es so gewollt.« Wheal machte die Tür auf, warf noch einmal einen stummen Blick zurück, dann verließ er die Kabine und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
    Erst wurde es still und dann beängstigend eng im Raum. Um nicht völlig den Verstand zu verlieren, griff Munroe nach den Stiefeln am Fußende der Koje, schlüpfte hinein und schnürte sie fest zu. Nur mit Mühe gelang es ihr aufzustehen. Ihr Sichtfeld war nicht mehr als ein stecknadelkopfgroßer Lichtfleck, und sie stemmte sich gegen den ersten Schwindelanfall. Dann drehte sie sich um, lehnte sich gegen die Wand und schaffte es irgendwie, Schritt für Schritt, zur Kabinentür hinaus. Sie kam nur wenige Meter weit, dann war Bradford an ihrer Seite, legte ihr stützend den Arm um die Schultern und brachte sie nach vorne.
    Munroe setzte wie im Nebel einen Schritt vor den anderen, irgendwie wach und irgendwie nicht, körperlich anwesend, aber geistig irgendwo anders, unerreichbar für die Gegenwart. Geräusche, Gerüche und Bilder drangen wie durch einen hauchdünnen Schleier in ihr Gehirn, während Bradford sie in diese und jene Richtung schob und die Transportfrage klärte. Am Südende des Hafens wurden sie von Franciscos Fahrer erwartet, der sie in die Stadt brachte und sie, auf Bradfords Anweisung hin, nicht in Franciscos Wohnung absetzte, sondern im Akwa Palace, dem Kronjuwel in der Hotellandschaft der Stadt, einem Ort, wo man beinahe vergessen konnte, in welchem Teil der Welt man sich gerade befand.
    An der Tür des Hotelzimmers registrierte Munroe, dass Bradford ein Doppelzimmer gemietet hatte. Sie blieb im Hotelflur stehen, lehnte sich gegen die Wand, während Bradford eintrat und seine Sachen auf einen der Stühle fallen ließ. Er drehte sich zu ihr um und schaute sie an.
    »Ich bleibe hier bei dir, ob es dir passt oder nicht«, sagte er.
    Munroe nickte, ging zum nächstgelegenen Bett und ließ sich in die Kissen fallen. Mit dem Rücken zu Bradford flüsterte sie: »Wir müssen uns Tickets besorgen, wir müssen unbedingt nach Houston.«
    »Ich kümmere mich morgen darum.«
    Sie umarmte ein Kissen und zog es an ihre Brust. »Hast du Angst davor, mich alleine zu lassen?«
    Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante, sodass er sie von der Seite anschauen konnte. »Große Angst.«
    Ein langes Schweigen füllte den Raum, bis Munroe sagte: »Ich spiele das Ganze immer und immer wieder durch, aber ganz egal, aus welchem Blickwinkel ich es betrachte, ich hätte ihn nicht retten können.«
    »Ich weiß«, sagte er und strich ihr mit dem Finger über die Stirn.
    »Aber das macht es nicht leichter«, flüsterte sie. »Man sollte meinen, dass es das tut, aber es ist nicht so.« Sie packte das Kissen fester und zog die Knie bis unters Kinn, während ihr die Tränen über die Wange liefen.
    Bradford ließ sich hinter ihr auf die Matratze sinken,

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