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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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schlang die Arme um sie und zog sie an sich.
    Die Tränen flossen immer schneller, und Munroe wurde von stummem Schluchzen geschüttelt, bis die Schatten länger wurden, die Stille des Abends anbrach und es keine Tränen mehr gab. Schließlich, als nur noch hohle Leere geblieben war, sagte sie: »Weißt du, du bist der erste Mensch, der mitbekommt, wozu meine Dämonen fähig sind, und nicht sterben muss.«
    Seine Arme hielten sie immer noch fest, und er flüsterte: »Du hattest einen triftigen Grund.«
    »Das ist nicht das Entscheidende«, erwiderte sie.
    »Es war nicht das erste Mal?«
    »Nein.«
    »Die Narben?«
    Sie nickte fast unmerklich und meinte: »Die verlorenen Jahre. Das wolltest du doch immer wissen, oder?«
    »Ja.«
    »Du hast es verdient«, sagte sie und neigte den Kopf, lächelte ein schmerzliches, erschöpftes Lächeln. »Alles fing mit Francisco an. Ich war vierzehn, als ich ihn kennengelernt habe.«
    Es war vollkommen dunkel, als sie schließlich eine Beichte beendete, die neun Jahre voller verschütteter Geheimnisse umfasste, darunter sogar Dinge, von denen selbst Logan nichts wusste. Sie lagen auf dem Rücken und starrten an die Decke, in Schweigen gehüllt. Erst nach einer langen Zeit der Stille drehte Bradford den Kopf und schaute sie an. »Es ist ein Wunder, dass du trotzdem bei Verstand geblieben bist.«
    »Bei Verstand?« Sie seufzte. »Es gibt Tage, Monate, manchmal sogar Jahre, da glaube ich wirklich, dass ich eine gewisse Normalität erreicht habe. Dann schaue ich mich im Spiegel an und kann mir tatsächlich vorstellen, dass ich irgendwie genauso bin wie ›sie‹ – die Leute da draußen, die ein normales Leben führen und keinen blassen Schimmer davon haben, was die dunkle Seite der menschlichen Existenz mit dem Verstand alles anrichten kann. Und dann gibt es wieder Tage, so wie heute und gestern, an denen ganz klar ist, dass die Dämonen von mir Besitz ergriffen haben, dass sie im Hintergrund lauern, höhnen und spotten.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Danke«, sagte sie. »Danke, dass du mir in Mbini das Leben gerettet hast, dass du mich da rausgeholt und mich hierhergebracht hast.«
    Und dann, ohne auf eine Antwort zu warten, ließ sie ihn los und stürzte zurück ins Nichts, ließ ihren Geist in den finsteren Abgrund hinabgleiten.
    Die Sonne schien durch die Tagesvorhänge und weckte sie auf. Bradford war nicht da, das Zimmer war leer, und sie fühlte sich irgendwie taub. Nicht das tote Gefühl der Abschottung, auch nicht die künstliche Stille, wenn ihre inneren Tumulte durch Adrenalin oder Ablenkungen im Zaum gehalten wurden. Keine Worte, keine Sätze, keine Stimmen, keine Anspannung und keine Angst, nur Einverständnis und Stille, sehr merkwürdig. Das kannte sie nicht.
    Sie lag auf dem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, atmete friedlich, Zug um Zug, vergaß vollkommen die Zeit, bis Bradford zur Tür hereinkam. Er war behutsam eingetreten, und als er sah, dass sie wach war, kam er direkt zu ihr ans Bett und setzte sich.
    »Geht’s dir gut?«
    »Ja«, sagte sie und streckte sich lächelnd. »Überraschend gut sogar. Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Ungefähr siebzehn Stunden. Eigentlich wollte ich dich nicht alleine lassen, aber wegen der Flugtickets konnte ich nicht noch länger warten.« Er ließ die Papiere auf das Bett fallen. »Heute Abend um neun geht unser Flug.«
    »Ich muss unbedingt Logan kontaktieren.«
    Er nickte. »Das Business Center hat noch ein paar Stunden geöffnet. Aber zuerst musst du etwas essen.«
    Es war seltsam, diese alltäglichen Dinge zu tun – zu reden, sich auszutauschen, zu essen –, ohne die Angst zu spüren, ohne die inneren Stimmen, die jede Synapse besetzten und jede Reaktion bestimmten. Es herrschte eine sanfte, gefasste Stille, und so blieb es auch nach dem soundsovielten Versuch, Logan zu erreichen, bis Munroe, nachdem sie beinahe zwei Stunden lang immer wieder seine Nummer gewählt hatte, aufgab und Kate Breeden anrief.
    Das Gespräch war kurz. Munroe wollte weder über den Stand ihres Auftrages noch über die Ereignisse der vergangenen Tage sprechen, und Kate wusste auch nicht, wo Logan steckte, hatte ebenfalls schon versucht, ihn zu erreichen. Munroe wollte, dass das Motorrad in Houston auf sie wartete – dafür brauchte sie Logan –, aber mehr, als Kate die Flugdaten zu geben und darauf zu hoffen, dass er die Nachricht irgendwann bekam, konnte sie nicht machen.
    Die meisten Menschen, die Logan per Telefon erreichen wollten,

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