Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Munroe schnappte sich ein Brötchen, schmierte eine dicke Schicht Butter darauf und wies dann mit einer höflichen Geste auf die Papiere, die Breeden ihr zuschob.
Munroe ließ sich ein paar Minuten Zeit, um die einzelnen Blätter zu überfliegen, und sagte: »Das sieht aber nicht so aus, als wäre das etwas für mich.« Sie lächelte. »Hast du das gemeint, als du sagtest, es sei etwas ›Ungewöhnliches‹?«
»Damit war ›leicht verdientes Geld‹ gemeint«, erwiderte Breeden. Munroe wartete ab, und sie fuhr fort. »Als Burbanks Tochter vor rund vier Jahren in Afrika verschwunden ist, hat er die besten Privatdetektive auf dem internationalen Markt engagiert, und als das nichts gebracht hat, eine ganze Söldnertruppe. Ohne jedes Ergebnis.«
»Und warum wendet er sich dann an mich?«
»Er kennt deine Arbeit und meint, dass es sich bei dieser Sache lediglich um eine andere Form von Informationen handelt.«
»Kann schon sein.« Munroe zuckte mit den Schultern. »Aber das ist doch alles andere als leicht verdientes Geld.«
»Burbank hat mich höchstpersönlich angerufen – keine Vermittler, keine Firmenstrategen. Die Hunderttausend sind nur für das Treffen, egal, ob du den Auftrag annimmst oder nicht. Er möchte dir den Fall persönlich vortragen.«
Munroe stieß einen leisen Pfiff aus.
»Ich habe ihm schon erklärt, dass das vermutlich reine Zeit- und Geldverschwendung ist. Aber es gibt bestimmt anstrengendere Möglichkeiten, hunderttausend Dollar zu verdienen, als sich einen Tag lang die Skyline von Houston anzuschauen.«
Munroe presste den Daumen auf ihren Nasenrücken und seufzte. »Ich weiß nicht, Kate. Wenn ich erst die Einzelheiten kenne, dann will ich womöglich annehmen, und uns ist doch beiden klar, dass ich unbedingt eine Pause brauche, ob ich nun will oder nicht …« Sie verstummte.
»Ich rufe Burbank morgen früh an«, erwiderte Breeden. »Ich sage ihm, dass du ablehnst.«
Munroe ließ den Blick auf die Dokumente fallen. »Noch habe ich mich nicht entschieden«, sagte sie. »Immerhin bin ich ja hergekommen.« Sie griff nach den Papieren und blätterte sie noch einmal durch. »Ist das alles?«
»Offiziell, ja.«
»Hast du das durchgelesen?«
»Ja.«
»Und das Inoffizielle?«
»Die Dossiers enthalten hier und da auch persönliche Angaben über Elizabeth Burbank. Anscheinend hatte sie etwa um die Zeit, als sich die ersten Teams auf die Suche nach Emily gemacht haben, einen Nervenzusammenbruch und musste in eine Klinik eingewiesen werden. Danach ist sie ungefähr ein Jahr lang immer wieder stationär behandelt worden, bis zu ihrem Selbstmord.«
Breeden nahm einen Schluck Wasser. »Erst hat das Schicksal dieser Familie ein Riesenvermögen beschert … Und dann diese Tragödie. Keine zwei Monate vor Elizabeths Tod ist Burbank bei Bohrungen vor der westafrikanischen Küste auf eine Ölquelle gestoßen. Die Aktien seiner Firma sind daraufhin senkrecht in den Himmel geschossen. Er war über Nacht Multimillionär und hat sich seitdem mit Hilfe einiger umsichtiger Investitionen zum mehrfachen Milliardär entwickelt.«
Sie legte eine kurze Pause ein, doch Munroe bedeutete ihr weiterzumachen.
»Früher hat es in der Familie allem Anschein nach nie Probleme gegeben. Richard Burbank war durch etliche hochriskante Unternehmen, die sich letztlich ausgezahlt haben, ein gemachter Mann. Außerdem hat er zwei wohlhabende Frauen geheiratet. Elizabeth stammt aus einer seit Generationen sehr vermögenden Familie, alter Houstoner Geldadel, sodass wir getrost davon ausgehen können, dass die Burbanks schon vor dem Ölsegen keine finanziellen Sorgen gehabt haben. Sie war Richards zweite Frau – Emily, die Vermisste, ist Elizabeths Tochter aus erster Ehe. Als Emily siebzehn war, hat Richard sie adoptiert. Das war um die Zeit ihres zehnten Hochzeitstages. Er und Elizabeth haben damals eine Feier veranstaltet, bei der sie ihr Eheversprechen erneuert haben, und er hat Emily gebeten, eine wohltätige Organisation auszusuchen, an die er dann eine große Summe überwiesen hat.«
Der Kellner brachte das Essen, und Breeden sprach nicht weiter. Munroe legte sich die Serviette auf den Schoß und sog den Duft von ihrem Teller ein. »Aha«, sagte sie. »Er hat also eine soziale Ader. Was noch? Wie ist er als Mensch?«
»Schwer zu sagen«, entgegnete Breeden. »Mein Eindruck am Telefon war, dass er sachlich und direkt ist. Er kriegt, was er will. Vor dem Erdölfund gibt es kaum Presseberichte über ihn. Seine Firma,
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