Mission Sphinx: Thriller
dafür verantwortlich zu machen. Die Alliierten haben einen Akt des Wahnsinns begangen. Zehn Quadratkilometer von Deutschlands zweitgrößter Stadt sind völlig vernichtet, es gibt über sechzigtausend Tote, die meisten davon Zivilisten, und hunderttausend Verletzte. Der Einsatz von Brandbomben war wohlüberlegt, um den größtmöglichen Schaden unter der Zivilbevölkerung anzurichten. Wie ich höre, muß es sich in der Stadt abgespielt haben wie in der Hölle. Menschen haben wie Fackeln gebrannt, und die Hitze muß so intensiv gewesen sein, daß der Asphalt in den Straßen brennenden Flüssen geglichen haben soll! Und man vermutet, daß sie früher oder später das gleiche mit Berlin machen werden. Goebbels hat bereits die Evakuierung einer Million Einwohner angekündigt.«
Halder ignorierte den Ordner. Sein Gesicht war eine Maske.
»Komm endlich zum Thema.«
»Da gibt es eine Angelegenheit, die ich gerne mit dir besprechen würde. Es ist sehr gewagt und gefährlich, aber es würde deiner gequälten Seele vielleicht wieder etwas Leben einhauchen. Canaris hat mir angeboten, auf dich zurückzugreifen, wenn du zustimmst.«
»Ich arbeite nicht für den SD, und die Antwort ist nein, was immer es auch ist. Ich bin nicht interessiert. Ich bin sehr zufrieden damit, den Rest des Krieges in Berlin auszuharren.«
»Und was dann? Willst du darauf warten, daß dich die Alliierten als Verräter hängen? Du besitzt vielleicht die deutsche Staatsangehörigkeit, aber du bist in Amerika geboren, und mit deiner militärischen Laufbahn ist es mehr als wahrscheinlich, daß sie dich nicht mit dem Leben davonkommen lassen werden.
Was würde dann aus deinem Sohn? Er braucht dich, Johann.
Jetzt noch mehr denn je. Und glaubst du wirklich, Canaris könne es sich leisten, daß du hier in Berlin sitzt und eine ruhige Kugel schiebst? Jetzt, wo deine Wunden verheilt sind, wird er früher oder später auf dich zurückgreifen, vor allem im Hinblick auf die momentane Entwicklung des Krieges. Und das verringert deine Überlebenschance beträchtlich. Auf der anderen Seite, wenn du dich bereit erklärst, uns zu helfen, dann werden wir reinen Tisch machen und dich gehen lassen.«
»Du meinst, ich kann die Abwehr verlassen?«
»Du kannst Deutschland verlassen. Weg vom Krieg, wenn du das willst.«
Schellenberg sah die Überraschung in Halders Gesicht. »Du hast mein Wort, Johann. Und das Himmlers und des Führers. Du und dein Sohn, ihr könnt ein neues Leben anfangen, irgendwo, wo es sicher ist, weit weg von hier.«
Halder runzelte die Stirn. »Und welchen Preis muß ich dafür bezahlen?«
Schellenberg lächelte. »Alles der Reihe nach.«
»Also, klär mich auf.«
Schellenberg tat es.
Halder starrte ihn einen Augenblick lang fassungslos an, dann lachte er. »Walter, du wirst wirklich immer verrückter. Das muß am Alter liegen.«
»Ich versichere dir, es ist machbar. Und du kennst mich, ich mache meine Hausaufgaben immer sehr gründlich.«
»Weiß der Admiral davon?«
»Es ist ein gemeinsames Unternehmen. Ungewöhnlich, ich weiß, aber unter diesen Umständen geht es nicht anders. Ich werde persönlich das Kommando übernehmen, soweit es die Planung und die Einsatzbesprechungen betrifft.«
Halder stand auf und ging ans Fenster. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah Schellenberg an. »Roosevelt ermorden? Ich weiß ja, daß du mich für einen Abenteurer hältst, aber ein Selbstmörder bin ich nicht. Wer immer diesen Auftrag annimmt - seine Überlebenschancen entsprechen denen eines Einbeinigen, der vor einem Waldbrand flieht.«
Schellenberg lachte. »Ein interessanter Vergleich, aber wohl kaum zutreffend. Der Plan ist wirklich einfach. Sobald du und deine Leute in Kairo angekommen seid, werdet ihr an einem geheimen Ort untergebracht. Was immer ihr an Ausrüstung braucht, um euch in der Stadt frei bewegen zu können -
Uniformen der Alliierten und Fahrzeuge -, sollten meine Agenten bis dahin bereits organisiert haben, und sie werden euch auch weiterhin helfen, wenn ihr etwas braucht. Du hast nichts weiter zu tun, als herauszufinden, wo genau sich Roosevelts Quartier befindet höchstwahrscheinlich im Mena-Hotel -, und eine Lücke bei den Sicherheitsvorkehrungen ausfindig zu machen, die man ausnutzen kann. Außerdem mußt du noch einen kleinen Flugplatz etwa zehn Kilometer südlich der Pyramiden absichern, der im Augenblick verhältnismäßig ungeschützt ist. Wenn dies geschehen ist, wirst du uns über Funk benachrichtigen. Wenn
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