Mission Sphinx: Thriller
der Uniform und nahm seine Aktentasche. »Laß uns zum Haus gehen, ich möchte etwas mit dir besprechen.«
Schellenberg goß den Rest des Champagners in zwei hohe Gläser und reichte Halder eines.
Dieser lehnte ab.
»Nicht für mich. Also, was willst du?« Er hatte sich geduscht, eine Hose und ein Hemd angezogen und saß jetzt auf dem Sofa.
»Nur ein bißchen mit einem alten Freund plaudern«, antwortete Schellenberg. »Über militärische Angelegenheiten, fürchte ich.«
»Das letzte Mal habe ich so etwas vor über vier Monaten gehört. Damals hat mich Canaris auf dein Drängen hin dazu überredet, als amerikanischer Nachrichtenoffizier einen eurer SS-Generäle rauszuhauen, der in Sizilien tief im Feindesland saß und verhört werden sollte. Am Schluß hatte ich eine Kugel im Bein und Granatsplitter in der Brust.«
Schellenberg nahm einen Schluck Champagner. »Das war wirklich Pech, aber niemand hätte die Rolle so gut spielen können wie du, deswegen waren wir ja auf dich angewiesen. Du hast meinen Erwartungen entsprochen und warst sehr erfolgreich. Bist du sicher, daß du keinen Champagner möchtest, Johann? Er ist wirklich köstlich.«
»Geh zur Hölle.«
Schellenberg zuckte die Achseln und warf einen Blick auf die Flasche. »Ein ausgezeichneter Dom Perignon, Jahrgang 36. Wie ich sehe, läßt du es dir gutgehen.«
»Zu deiner Information, den Champagner hat mir ein Freund geschenkt.«
»Du brauchst nichts zu erklären.« Schellenberg nahm ein Buch aus dem Regal. »Ein Werk von Carl Gustav Jung.
Ziemlich deprimierend, seine Weisheiten, oder? Der alte Carl hat wirklich nichts zu lachen…»
»Das paßt sehr gut zu meiner momentanen Stimmung.«
»Was sollen wir bloß mit dir machen, mein Freund?«
Schellenberg stellte das Buch wieder zurück ins Regal und betrachtete das Foto der Frau und des kleinen Jungen. Er drehte sich um. »Du hast sie sehr geliebt, nicht wahr, Johann?«
Schellenberg sah den tiefen Schmerz in Halders Gesicht, in seinen Augen lag eine unendliche Traurigkeit. Halder stand auf und sagte ein wenig verlegen: »Dieses Mädchen von der Wehrmacht, die du getroffen hast, sie ist einfach nur ein nettes Mädchen. Jemand, mit dem ich mich betrunken habe und der ich mein Herz ausgeschüttet habe. Vielleicht habe ich einfach nur jemanden gebraucht, mit dem ich reden kann. Und wenn du es wirklich wissen willst, es hat meinen Schmerz nicht gelindert.«
»Es war in den letzten Jahren nicht leicht für dich. Deine junge Frau zu verlieren, und dann die Tragödie in Hamburg. Die Sache mit deinem Vater hat mir wirklich leid getan«, sagte Schellenberg leise. »Das meine ich ehrlich. Ich hoffe, daß du mir erlaubst, dir mein aufrichtig empfundenes Beileid auszusprechen. Wie ich höre, ist dein Sohn noch nicht wieder ganz genesen?«
»Und das wird er auch noch lange nicht sein. Aber das ist alles Schnee von gestern. Lassen wir das.«
Schellenberg stellte sein Glas hin und wurde jetzt geschäftsmäßiger. »Aber du bist noch immer wütend - zu Recht, wie ich finde. Und genau diese Wut kann ich gut gebrauchen.«
Er öffnete seine Aktentasche, nahm einen Ordner heraus und legte ihn auf den Tisch.
»Was ist das?«
»Informationen, die das Schicksal deines Vaters und deines Sohnes betreffen. Es sind unsere letzten geheimen Berichte über die Brandbombenangriffe der Alliierten auf Hamburg.«
»Und was ist damit?«
»Es sieht so aus, als wären diese Angriffe von den Regierungen der Briten und Amerikaner nicht nur geduldet, sondern regelrecht angeordnet worden. Sowohl in London als auch in Washington begrüßte man die absolute und totale Zerstörung, um Deutschland eine Lektion zu erteilen. Was daraus geworden ist, wird in die Geschichte eingehen als umfassendste Vernichtung, die durch einen einzigen Angriff erreicht worden ist. Kennst du eigentlich das volle Ausmaß der Zerstörung?«
Halder geriet in Rage: »Hör zu, Walter. Ich weiß nur eines: daß ich meinen Vater verloren habe, und daß mein Sohn so schwere Verbrennungen erlitten hat, daß es an ein Wunder grenzt, wenn er jemals wieder laufen kann.«
»Dein Vater hat sich wirklich den ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht, um mit dem Jungen Verwandte in Hamburg zu besuchen.«
Halder klang bitter. »Ich habe schließlich im Krankenhaus gelegen und mich von dieser kleinen Eskapade in Sizilien erholt, die du für mich arrangiert hattest, falls du das vergessen hast.
Mein Vater hat sich um Paul gekümmert.«
»Komm bloß nicht auf die Idee, mich
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