Mission Sphinx: Thriller
zu riskant.«
»Vertrau mir, es kann funktionieren. Und denk einmal über die Bedeutung der Mission nach. Ein Deutschamerikaner wird ausgeschickt, Roosevelt zu töten! Ist das nicht eine Art von Gerechtigkeit? Du weißt ja sicher, was mit dir geschieht, wenn die Alliierten gewinnen und die Amerikaner dich kriegen, oder?
Entweder stecken sie dich lebenslang ins Gefängnis, oder sie legen dir gleich den Strick um den Hals. Aber so hast du eine Chance. Ein letzter Einsatz, das ist alles. Und es gibt noch eine Belohnung.«
»Was soll das sein?«
Schellenberg zeigte auf den Ordner auf dem Tisch. »Der Bericht vom Luftangriff auf Hamburg, du solltest ihn lesen.
Roosevelt hat seine volle Zustimmung gegeben - ja, er hat sogar in aller Öffentlichkeit die Besatzungen der Bomber dazu aufgerufen, keine Gnade zu zeigen. Dafür hat Deutschland ihm etwas heimzuzahlen, und du hast die Chance, dich für das, was deinem Vater und deinem Sohn zugestoßen ist, zu rächen. Und dieser persönliche Aspekt ist immer sehr wichtig.«
»Wer sagt, daß ich mich rächen will?«
»Das sehe ich dir an, Johann. Es steht dir im Gesicht geschrieben. Das Land deiner Mutter hat deinen Vater umgebracht und deinen Sohn entstellt. Und jetzt hast du die Gelegenheit zur Vergeltung.«
»Und wenn ich nicht annehme?«
Schellenberg zuckte die Achseln. »Ein kluger Hund wird sich immer dem Rudel anschließen. Aber wenn du dich weigerst, kann ich dir versichern, daß Himmler das nicht ungestraft hinnehmen wird. Und vergiß das Mädchen nicht. In deinen Händen ist sie sicher besser aufgehoben als in Kleists.«
»Wer hat das Kommando?«
»Die gesamte erste Phase des Unternehmens steht unter deinem Kommando. Kleist und du, ihr habt zwar den gleichen Rang, aber ich würde dafür sorgen, daß er dir direkt unterstellt ist. Das gilt so lange, bis die Fallschirmjäger in Kairo gelandet sind. Von da an übernimmt Skorzeny das volle Kommando.«
»Die Alliierten kontrollieren den Luftraum über dem südlichen Mittelmeer. Du brauchst entweder einen sehr mutigen Piloten oder einen sehr leichtsinnigen, wenn du mit einem unbewaffneten Flugzeug ohne Begleitung der Luftwaffe nach Kairo durchkommen willst. Ich nehme an, das hast du vor?«
Schellenberg nickte. »Ich bin sicher, daß du unsere besten Piloten ohnehin kennst - die, die für die Abwehr eingesetzt worden sind. Wenn es dich beruhigt, so darfst du sie dir selbst aussuchen.« Er machte eine Pause und lächelte ein letztes Mal.
»Also, machst du mit? Dieses eine Mal noch, dann bist du frei.«
8
Kairo 15. November 8.30 Uhr Harry Weaver wachte auf und spürte einen furchtbaren Schmerz zwischen den Augen. Das Fenster in seinem Schlafzimmer stand offen, und das Sonnenlicht strömte herein.
Jenseits der Vorhänge hörte man Stimmengewirr und das ständige Hupen des Morgenverkehrs. Er setzte sich im Bett auf und fluchte.
Sein ganzer Körper schmerzte, und in seinem Kopf pochte es heftig. Er stand auf, stellte die Dusche an und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Seine Augen waren vor Schmerz ganz verschleiert, geschwollen und blutunterlaufen, und die Gesichtshaut sah aus wie in Falten gelegtes Gummi. Dann erinnerte er sich wieder. Er war auf einer Abschiedsparty im Sbepheards-Hotel gewesen, die ein paar britische Offiziere vom GHQ* gegeben hatten, die nach Hause versetzt worden waren, und die Feier hatte bis drei Uhr morgens gedauert.
Er rasierte sich und stellte sich unter die dampfende Dusche, die seine Lebensgeister wieder weckte. Dann trocknete er sich ab und zog sich an. Er trug die Uniform eines Lieutenant-Colonels der US-Army. Schließlich ging er hinunter, wo Ali am Holzofen in der Küche stand und Rührei mit Speck und Kaffee fürs Frühstück bereitete. Der Hausdiener war ein alter, grauhaariger Nubier.
»Guten Morgen, Ali. Sind die anderen schon fort?«
»Sie sind alle schon gegangen, Sir. Sie sind der letzte beim Frühstück. Der Effendi sieht aber nicht gut aus heute morgen.«
»Das macht der Gin, den sie im Shepheards servieren.
* General Headquarters: Generalhauptquartier (Anm. d. Übers.) Glaubst du, daß der echt ist? Jemand hat mir letzte Nacht erzählt, daß ihn die Taxifahrer als Benzinersatz benutzen.«
Ali lächelte. »Wer kann das schon sagen? Aber Sie könnten durchaus recht haben.«
Weaver lachte und ging hinaus auf die Terrasse. Der Tisch war bereits gedeckt, und er setzte sich ans schattige Ende, weg vom warmen Sonnenlicht. Dort stand ein Korb mit frischem Brot und ein Krug
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