Mission Sphinx: Thriller
Vorgesetzten Bericht, daß sich die Führung der Alliierten nicht in Nordafrika, sondern im Weißen Haus in Washington treffen würde.
Schellenbergs Drohung trieb Canaris die Röte ins Gesicht, und er legte den Brief beiseite. »Es scheint, daß ich ohnehin keine Wahl habe. An wen von meinen Leuten hast du denn gedacht?«
»Zuerst brauche ich einen deiner ägyptischen Agenten, möglichst jemand, der irgendwo einsam und abgelegen in der Wüste lebt, aber nicht mehr als ein paar Tagesreisen von Kairo entfernt. Jemanden, dem man bedingungslos vertrauen kann.«
Canaris zuckte die Achseln. »Ein oder zwei fallen mir da ein, die geeignet sein könnten. Aber sprich weiter.«
»Zweitens dachte ich an Johann Halder. Er wäre genau der Richtige für die erste Phase des Unternehmens, um alles vorzubereiten. Er ist einer deiner besten Männer, kennt sich in Kairo aus, spricht Arabisch und ist ein kluger Kopf. Er ist außerdem in Amerika geboren und spricht ein fehlerfreies Englisch, wahlweise mit britischem oder amerikanischem Akzent - ersteres, weil er eine Zeitlang in Oxford studiert hat.
Das alles könnte sehr nützlich sein, um sich Zugang zu Roosevelts Quartier zu verschaffen.«
Canaris’ Gesicht verfinsterte sich. »Deshalb hat das Büro des Reichsführers also gestern seine Akte angefordert. Und ich dachte, es hätte etwas mit der Geschichte in Sizilien vor ein paar Monaten zu tun.«
Schellenberg lächelte. »Du mußt zugeben, Halder hat einen famosen Ruf. Es gehört ja schon fast ins Reich der militärischen Legenden, wie er es geschafft hat, die Reihen der Alliierten zu infiltrieren, als er in Nordafrika gedient hat. Einen Monat lang hat er in Kairo und Alexandria in der Uniform eines britischen Offiziers alle wichtigen Neuigkeiten sozusagen auf dem Tablett serviert bekommen. Wirklich großartig, das muß ich schon sagen.«
»Er ist zweifellos einer meiner besten Kräfte, aber du verschwendest deine Zeit.« Canaris schüttelte den Kopf. »Wenn du seine Akte gelesen hast, dann müßtest du eigentlich wissen, daß er nach dieser unangenehmen Geschichte mit seinem Vater und seinem Sohn seinen Schneid verloren hat. Er scheint einfach kein Interesse mehr an militärischen Dingen zu haben und verbringt die meiste Zeit in dem Sommerhaus am Ufer des Wannsees, das seinem Vater gehört hat. Dort habe ich ihn letzten Monat besucht, und er sah verdammt unglücklich aus.«
Aber Schellenberg ließ sich nicht beirren. »Ja, das ist alles furchtbar tragisch, aber was, wenn ich ihn überzeugen kann, es zu tun?«
»Es ist noch immer ein Selbstmordkommando, Walter. Du würdest ihn in den sicheren Tod schicken.«
»Ich versichere dir, daß der Plan funktionieren kann«, sagte Schellenberg entschieden. »Und diejenigen, die das Unternehmen überleben, werden zurück in Sicherheit gebracht.
Im übrigen glaube ich, daß du zustimmen wirst, sobald du über alle Details des Unternehmens informiert worden bist.«
Canaris wußte, daß es sinnlos war, sich zu widersetzen. Er zuckte müde die Achseln. »So wie ich Halder kenne, gibt es eine winzige Chance, daß es funktionieren könnte.«
Schellenberg lächelte düster. »Das muß es. Denn sonst, so hat mir Himmler versichert, wird der Führer unsere Köpfe fordern.«
»Aber eine Woche reicht nicht aus, ein solches Unternehmen vorzubereiten.«
»Und daher muß jetzt alles ganz besonders schnell gehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
7
Berlin 14. November 11.05 Uhr Vor einem abgelegenen Haus am Wannsee, zehn Kilometer westlich von Berlin, fuhr Schellenbergs Mercedes vor. Der verschlafene Ort am Rand des Grunewalds war bei den hohen Offizieren sehr beliebt, und viele von ihnen hatten sich hier prachtvolle Sommerhäuser gebaut. Die Regenwolken hatten sich verzogen, und das Wetter war herrlich für den Monat November. Der Himmel war klar, und die Herbstsonne wärmte die Landschaft.
Von dem einstöckigen, weißgestrichenen Haus aus hatte man einen perfekten Blick auf den See. Es war von einem Jägerzaun umgeben und hatte eine kleine Veranda. Schellenberg lächelte, als er ein Damenfahrrad am Zaun lehnen sah. Er ging die Stufen zur Veranda hinauf. In der Hand trug er eine kleine Lederaktentasche und seine Offiziers-Reitpeitsche mit silbernem Knauf.
Die Haustür war unverschlossen, und er betrat ein winziges Wohnzimmer - es gab nur wenige Zimmer in diesem Haus mit Sofas zu beiden Seiten eines gemauerten Kamins. Da waren noch ein Eßtisch und Stühle, eine winzige Küche und ein
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