Mission Sphinx: Thriller
Schlafzimmer hinter einer Tür. In den Regalen standen Bücher, eine Büste des Pharaos Tutenchamun und ein Foto in einem Silberrahmen, das eine auffallend attraktive blonde Frau und einen kleinen Jungen zeigte. Das Zimmer war unaufgeräumt. Er sah eine fast leere Flasche Champagner und zwei Gläser auf dem Couchtisch, Frauenschuhe und einen grauen Uniformrock auf dem Boden. Ein paar frische Handtücher hingen über einer Stuhllehne.
»Halder? Sind Sie da?«
Einen Augenblick später öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer, und ein hübscher, weiblicher Unteroffizier kam heraus. Sie trug nur die obere Hälfte ihrer Uniform, ihre Beine waren nackt, und man konnte ihre Unterwäsche sehen. Sie sah Schellenberg überrascht an, griff nach einem der Handtücher und bedeckte sich damit.
»Wer, um Himmels willen, sind Sie denn?«
Schellenberg lächelte. »Das könnte ich Sie auch fragen, Fräulein. General Walter Schellenberg, und Sie?«
Sie sah jung und hinreißend aus. Ihr Haar war ganz durcheinander, als ob sie gerade erst aus dem Bett gestiegen wäre, aber als sie die schwarze SS-Uniform sah und den Namen hörte, wurde sie rot vor Verlegenheit.
»Hei - Heidi Schmidt. Wehrmacht, Schwesternkorps.«
»Reizend, da bin ich sicher. Aber, aber, entspannen Sie sich, Heidi. Wir sind hier ja nicht auf einer Parade. Vielleicht können Sie mir sagen, wo Halder ist?«
»Er - er hat gesagt, er würde laufen gehen und danach ein wenig schwimmen.«
»Ist er ein Freund von Ihnen?«
»Wir - wir haben uns vor ein paar Tagen abends in einer Bar in Wannsee getroffen«, stammelte das Mädchen. »Er schien sehr niedergeschlagen, also bin ich - bin ich nach meinem Dienst mit dem Rad hierhergefahren, um nachzusehen, ob es ihm gut ging.«
Schellenberg grinste. »Er hat an Ihren mütterlichen Instinkt appelliert, nicht wahr? Trotzdem bin ich froh zu sehen, daß ihm jemand Gesellschaft leistet. Das braucht er jetzt wirklich dringend. Ist das Ihr Fahrrad da draußen?«
»Jawohl, Herr General.«
Schellenberg beugte sich vor, hob den Rock mit der Spitze seiner Reitpeitsche hoch und hielt ihn dem Mädchen hin. »Nun dann, Heidi. Ich glaube, Sie ziehen sich jetzt besser an und machen sich auf den Weg. Halder und ich haben etwas Geschäftliches zu besprechen, und ich möchte dabei wirklich nicht gestört werden.«
Jack Halder schwitzte, als er das Seeufer entlanglief. Er hatte das Hemd ausgezogen, und seine nackte Brust war mit vielen kleinen Narben übersäht. Er trug Turnschuhe und eine weite Trainingshose aus Baumwolle. Seine Haare waren schon jetzt von grauen Strähnen durchsetzt, und um die Augen herum hatten sich kleine Fältchen gebildet, aber das kecke Lächeln umspielte noch immer seine Mundwinkel, obwohl es an diesem Morgen ein wenig ernst wirkte. Er hielt eine Stoppuhr in der Hand, und als er einige Felsen am Ufer erreicht hatte, blieb er stehen und hielt die Uhr an. Das Ergebnis schien ihm nicht zu gefallen.
Er lief wieder los, diesmal mit aller Kraft, und nach fünf Kilometern rann ihm der Schweiß in Strömen am Körper hinunter. Als er um die Biegung kam und wieder die Felsen erreichte, sah er den schwarz uniformierten Offizier im Sand sitzen. Er rauchte eine Zigarette und grinste ihn an: »Guten Morgen, Johann.«
Halder hielt an und atmete mehrmals tief durch. Er mochte seinen deutschen Namen nicht. In seiner Kindheit und auch später wurde er - vor allem im Familien- und Freundeskreis immer Jack genannt. Doch seit die Nationalsozialisten an der Macht waren, mußte alles deutsch sein - auch Namen. Er starrte Schellenberg an, der einfach nur lächelte. »Nun, Johann, versuchst du wieder in Form zu kommen? Das ist immer ein gutes Zeichen. Ich habe daran gedacht, dir beim Schwimmen Gesellschaft zu leisten, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Hier, du brauchst das wohl eher als ich.«
Schellenberg hielt ein Handtuch in der Hand und warf es Halder zu. Er fing es auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Du Schwein! Was willst du von mir?«
»Das ist doch wohl keine Art, einen alten Kameraden zu begrüßen.« Schellenberg betrachtete Halders vernarbte Brust.
»Deine Wunden scheinen ja recht gut verheilt zu sein. Und übrigens, ich fand die junge Dame, die dich getröstet hat, wirklich reizend.« Dann fuhr er in ernsterem Tonfall fort: »Hat sie deinen Schmerz etwas lindern können, mein Freund?«
»Das geht dich gar nichts an.«
»Da hast du wohl recht.« Schellenberg stand auf, klopfte sich den Sand von
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