Mission Spyflight
Boden der Lichtung bogen sich im Luftzug der Rotoren.
Aaro schaute dem Ereignis gebannt zu. Das Gerät erinnerte an eine Kreuzung aus riesiger Libelle und Kolibri. Es hatte kurz in der Luft gestanden und etwas geschwankt, war dann aber weitergeflogen, zu dem Waldrand, wo die Männer mit ihren Autos warteten.
Jetzt verwandelte sich das Gerät zum Landen wieder in einen Helikopter, die Motoren kippten und brachten die |117| Propeller in waagerechte Position. Schnurrend ging es nach unten. In so einen kleinen Rumpf passte garantiert kein Pilot, vermutete Aaro. Das Ding war also eigentlich nur die größere Variante eines ferngesteuerten Flugzeugs, um das er seinen Vater zwei Jahre lang vergebens angebettelt hatte. Timo Nortamo war allerdings der Meinung gewesen, dass es für tausend Euro andere und vor allem bessere Verwendungszwecke gab. Einmal hatte Aaro mit dem R C-Modell des Vaters eines Freundes fliegen dürfen und festgestellt, dass das richtig Spaß machte.
Noch einmal drückte er Nikos Nummer. Es war immer noch besetzt. Im selben Moment vibrierte sein eigenes Handy. Niko war dran.
»Was treibst du eigentlich?«, fragte Niko gereizt. »Ich hab versucht, dich zu erreichen, aber es war besetzt.«
»Bei dir auch, Niko. Wir haben gleichzeitig angerufen. Aber hör mal zu … Du hast doch gesehen, in welche Richtung ich gegangen bin. Komm mir nach! Hier ist so eine Lichtung. Sie sind auf der anderen Seite.«
»Ich auch.«
»Was?«
»Ich bin einfach dem Vectra gefolgt, zu Fuß. Der hat sich einen Waldweg entlanggequält, bis zu der Lichtung. Hier steht auch ein Lieferwagen, ein weißer Renault.«
»Bleib im Versteck!«
»Was glaubst du denn! Ich habe nicht die geringste Lust, bei den Typen einzusteigen. Allerdings haben die gerade alle Hände voll zu tun, mit diesem Flugdingsbums da.«
|118| »Ich ruf dich gleich wieder an. Ich höre Geräusche«, sagte Aaro und beendete das Gespräch.
Er blickte hinter sich. Zwischen den Kiefernstämmen, die braun in der Abendsonne leuchteten, war eine Kette von Männern in Tarnanzügen und roten Mützen aufgetaucht. Die Jagdgewehre trugen sie noch immer auf dem Rücken, aber zusätzlich hielten sie Sturmgewehre in den Händen.
|119| 23
Major Sabalin schrie kurz auf, als er nach dem einen Propeller griff. Schnell zog er die Hand weg, denn das Metall war glühend heiß. Er blickte auf die Lichtung. Der Ort war gut gewählt: Jeder, der vom Testgelände oder vom See her kam, musste die offene Fläche überqueren oder durch den angrenzenden Sumpf waten.
Igor kam mit Schraubenschlüssel und Zange angerannt.
»Weißt du, wie man die Flügel zusammenklappt?«, fragte Sabalin fast panisch.
Igor zuckte die Schultern und machte sich daran, die Muttern an den Gelenken zwischen Flügel und Rumpf zu lösen. Sabalin begriff, dass sie das Ding notfalls auch beschädigt mitnehmen mussten. Die Zeit war knapp. Aber wenn es ihnen nicht gelang, die Flügel einzuklappen, bekämen sie das Fluggerät nie in den Lieferwagen.
Oleg fuhr den Renault rückwärts direkt an Hermes heran. Dann ließ er die hydraulische Hebebühne herunter und schob einen Hubwagen mit Ladegabel aus dem Laderaum. Dessen Räder versanken in der weichen Erde und Oleg holte rasch einige Bretter aus dem Wagen und legte sie unter.
|120| Es knirschte und knackte, als Igor die Fiberglasflügel drehte. Sabalin und Oleg trugen die Propeller einzeln in den Lieferwagen.
Der Rumpf des Flugzeugs war erstaunlich schwer. Oleg schob den Hubwagen darunter und pumpte wie um sein Leben. Es gelang ihm, das Gerät schwankend zehn Zentimeter anzuheben. Mit all ihren Kräften konnten die Männer es von dort auf die Hebebühne ziehen und schieben.
An mehreren Stellen des Kahlschlags wuchs zwei Meter hohes Weidengestrüpp, was Aaro sich zunutze machte. In geduckter Haltung schaffte er es fast bis an die Stelle, wo das Flugzeug gelandet war. Der Motor des weißen Lieferwagens lief, die Männer waren vermutlich alle im Innern des Fahrzeugs, draußen war jedenfalls keiner zu sehen. Mit geschlossenen Türen sah der Renault abfahrbereit aus.
Aaro blickte sich um. Die Männer in den Tarnanzügen hatten die Kette aufgelöst und sich am Rand des Kahlschlags zu einer geschlossenen Gruppe versammelt. Einer der Männer deutete auf eine Karte und dann in Richtung Kahlschlagfläche.
Aaro schaute wieder auf den Lieferwagen. Warum fuhr der nicht los? Wussten die Russen nichts von dem Suchtrupp? Warum hatten sie es nicht eilig
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