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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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von Niko?
    |127| Der Lieferwagen fuhr so schnell, wie es die schwere Ladung zuließ. Hin und wieder schlug die Federung in einem Loch oder auf einem Buckel durch. Aaro merkte, wie die Faust der Übelkeit seine inneren Organe umschloss, und der Grund dafür war nicht bloß die unruhige Fahrt.

|128| 24
    Niko verwünschte sämtliche alten Akkus von sämtlichen alten Handys. Er tastete nach dem Zwölf-Volt-Ladegerät im Handschuhfach und fummelte den Stecker in die Buchse des Zigarettenanzünders. Dadurch kam immerhin so viel Leben ins Telefon, dass er es wagte, Aaro anzurufen. Dessen Handy war ausgeschaltet   – oder auch sein Akku war leer. Das hielt Niko allerdings für unwahrscheinlich.
    Er ließ das Telefon zum Aufladen im Fiesta, schloss die Türen ab und ging zu der Stelle zurück, wo er den weißen Renault-Lieferwagen gesehen hatte.
    Niko wedelte beim Gehen mit den Armen, um die Mücken fernzuhalten. Als er das Ende des kleinen Waldweges erreicht hatte, sah er in wenigen Hundert Metern Entfernung auf der Waldlichtung eine Kette von bewaffneten Männern in Jagdanzügen. Er warf sich auf die Erde und spähte hinter einem Mooshügel hervor.
    In dem Waldstück neben der Lichtung fehlte etwas sehr Wesentliches. Unmittelbar vor der Lichtung ragte das Wurzelgeflecht einer vom Sturm gefällten Kiefer in die Höhe, und daneben war der rote Vectra hingefahren worden, der vertraute Wagen aus Tampere.
    |129| Wo aber war der große weiße Lieferwagen? Niemand war zu sehen. Auch Aaro nicht.
    Die Männer mit den Gewehren riefen sich gedämpft etwas zu, sie kamen immer näher. Niko drückte sich tief ins Unterholz und überlegte fieberhaft, was er tun sollte.
     
    Major Sabalin blickte auf den Jungen, der vor ihm im Fußraum des Lieferwagens kauerte. Der Kerl war seltsam ruhig angesichts der Situation, die selbst bei einem Erwachsenen schweren Stress und große Angst ausgelöst hätte. Es gefiel Sabalin überhaupt nicht, dass der Junge in die Operation verwickelt war. Wie konnte das überhaupt sein? In Finnland setzen weder Polizei noch Geheimdienst minderjährige Agenten ein, das wusste der Major genau. Was ging hier vor?
    Der Junge war noch nicht im Führerscheinalter, also konnte er nicht allein sein: Der andere, der aussah wie ein Halbstarker, oder derjenige, der sich als Anatoli vorgestellt hatte, musste sich irgendwo in der Nähe befinden   … Aber es war undenkbar, die Operation zu gefährden, indem sie anfingen, in dem riesigen Wald nach irgendwelchen jungen Kerlen zu suchen. Die Angst vor der Polizei, die die Jungen an den Tag gelegt hatten, beruhigte Sabalin ein wenig, denn das hieß, dass sie nicht gleich zu den Ordnungshütern rennen würden.
    Den Jungen im Auto durfte man allerdings nicht laufen lassen, jedenfalls nicht in diesem Stadium der Operation. Außerdem konnte er noch nützlich sein, eventuell sogar als Geisel, falls es unterwegs Probleme gäbe. Bis zur |130| Grenze waren es immerhin noch mehrere Hundert Kilometer und die finnische Polizei nahm an den sonderbarsten Stellen fleißig Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen vor. Außerdem würde es nicht lange dauern, bis auf den Landstraßen auch nach Hermes gesucht würde.
    »Streck deine Arme nach oben«, befahl Sabalin auf Finnisch.
    Der Junge blickte erschrocken auf, gehorchte aber. Sabalin schlang einen Kabelbinder aus Kunststoff um die Handgelenke und zog ihn straff. Der Junge konnte einen kurzen Klagelaut nicht unterdrücken.
    Sabalin wischte sich einen kleinen Schweißtropfen von der linken Schläfe. Er nahm sein Telefon zur Hand und tippte die Nummer ein, die er am Abend zuvor vom Verbindungsmann der russischen Botschaft bekommen und auf einen Zettel geschrieben hatte.
    »
Da?
«, meldete sich eine russische Stimme, die Sabalin kannte.
    »Wir sind mit der Ladung an Punkt B«, sagte der Major.
    »Fahrt weiter«, sagte die Stimme und unterbrach die Verbindung.
    Sabalin atmete tief durch. Alles war vorläufig in Ordnung.
    Nach einer scharfen Kurve machte Oleg eine Vollbremsung und die Männer wurden nach vorne geschleudert. Sabalin war angeschnallt, aber Igor hatte nicht so viel Glück, sondern hielt sich das Auge. Als er losließ, war Blut an seinen Fingern.
    |131| Sabalins Aufmerksamkeit wurde jedoch von dem Anblick vor der Windschutzscheibe gefesselt: Ein alter Traktor stand quer auf der Straße.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte er schnell. »Gibt es eine alternative Route?«
    Oleg kam nicht dazu zu antworten, denn schon wurden beide Türen

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