Mission Spyflight
lächelten erleichtert. Delby und Rotkirch klatschten, Johnson begnügte sich damit, anerkennend zu nicken. Palosuo tauchte hinter den ausländischen Gästen auf. Er hielt ein Steuergerät von der Größe eines DIN-A 4-Blattes in der Hand, in dessen Mitte ein Joystick aus einem ziehharmonikaartigen Gummischutz ragte. Außerdem gab es jede Menge Knöpfe und Schalter, und Palosuo bediente sie routiniert.
»Die manuelle Steuerung funktioniert perfekt«, sagte er. »Jetzt wollen wir mal sehen, wie es auf die vorab programmierte Navigationssoftware reagiert.«
Palosuo nahm den Laptop in Empfang, den ihm ein Mitarbeiter reichte. Er hatte die Autonavigation Hunderte Male getestet, aber trotzdem sorgte der erste Praxisversuch jetzt dafür, dass ihm der Schweiß unter dem Kragen ausbrach.
Er klickte auf das Icon »
Program Hermes 1
«. Das Fluggerät reagierte sofort. Gerade noch war es in einem großen Bogen über den See geflogen, jetzt blieb es fast direkt über ihnen in der Luft stehen, die Motoren drehten sich in ihren Kugellagern wieder in die waagerechte Helikopterposition |105| und Hermes setzte zur Landung an. Jacqueline Delby stieß vor Begeisterung einen Pfiff aus.
Für die Landung war mitten auf der Waldlichtung ein Areal mit sechs roten Plastikkegeln markiert worden. Die Mechaniker, die neben den Satellitenschüsseln auf den Lkws standen, warteten. Die großen Antennen wurden nur für den Softwaretest benötigt, die Maschine selbst konnte man auch mit einer bloßen Fernsteuerung lenken.
Mit gedämpftem Surren absolvierte das in Tarnfarben gestrichene Gerät den Landevorgang. Der Luftstrom der Propeller wirbelte Staub und Kiefernnadeln auf. Palosuo spürte den Schweiß auf seinen Handflächen. Navigationsexpertin Delby trat zu ihm.
Nur fünf Meter vor dem Aufsetzen änderte sich der Landanflug von Hermes ein wenig, dann setzte es mit leichtem Scheppern auf und warf dabei zwei Plastikkegel um.
»Landung mit knapp zwei Metern Abweichung«, stellte Palosuo mit Stolz in der Stimme fest. »Mit der Manualsteuerung hätten wir es exakt auf den Punkt geschafft.«
Der Applaus vieler Hände übertönte das abklingende Schnurren der Rotoren auf der Lichtung.
Igor Kozlow schaute auf die Uhr. Sie zeigte genau 16:30:00. Der PDA des neben ihm sitzenden Sabalin piepste leise. Moskau übermittelte seine Botschaft also pünktlich. Es gab keine Verzögerung, obwohl der GRU erst vor zwanzig Minuten das Videomaterial zu dem Fluggerät erhalten hatte.
|106| Sabalin öffnete die Mitteilung, die über eine geschützte Verbindung geschickt worden war, und dekodierte sie innerhalb einer halben Minute. Als er den Namen des Absenders sah, konnte er sich einen Ausruf des Erstaunens nicht verkneifen. »Der alte Ruslan höchstpersönlich macht sich die Mühe. Ich glaube, General Aristow hat seit zwei Jahren nicht mehr den Einsatzraum betreten.«
»Das kann nur eines bedeuten: Erhöhung der Alarmstufe«, sagte Igor. »Das heißt wohl eher keine schnelle Rückkehr nach Moskau für uns. Was steht drin?«
»Ich lese es dir vor:
Die vorliegenden Fakten übertreffen die frühere nachrichtendienstliche Analyse. Die Operation wird von nun an nicht mehr passiv, sondern aktiv durchgeführt. Die Führung liegt bei Mäyrä, weitere Ressourcen sind unterwegs. Das Gerät muss in seine neue Heimat überführt werden. Ende
.«
»Da gibt es nicht viele Interpretationsschwierigkeiten«, flüsterte Igor aufgeregt. »Du bist jetzt dafür verantwortlich, diesen Hermes zu kidnappen und über die Grenze zu schaffen. Wie das gehen soll, ist eine andere Frage.«
Sabalin lächelte. Eine Geheimdienstoperation dieser Kategorie war von Russland nie zuvor auf finnischem Territorium eingeleitet worden.
|107| ZWEITER TEIL
|109| 21
Mit einem flinken, lautlosen Schlag zerquetschte Aaro die Stechmücke an seinem Hals. Je weiter die Sonne sank, umso mehr Mücken schwirrten durch den sumpfigen Wald. Niko und er gingen in Richtung der Stelle, wo der rote Vectra abgestellt worden war.
»Die beiden Sachen haben miteinander zu tun«, sagte Aaro zum wiederholten Male. »Diese Kreuzung aus Miniflugzeug und Hubschrauber und …«
»Die Mücken!«, ächzte Niko und wedelte mit den Armen.
»Nein, sondern der russische Mercedesfahrer. Und die als Jäger maskierten Polizisten. Alles hängt irgendwie miteinander zusammen.«
Aaro verlangsamte seine Schritte. Sie näherten sich der Senke, wo der Vectra stand. Bis zu ihrem Fiesta waren es an die dreihundert
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