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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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durch das trübe Wasser erinnerte an die Welt oben. Gleich nach dem Untertauchen waren die Geräusche verschwunden, er konnte nur sein Herz pochen hören. Das Wasser drückte wie ein schweres Gewicht auf seine Brust. Wenn er sich davon befreien wollte, müsste er aus dem Wasser aufstehen, also sich ergeben. Und dazu war er noch nicht bereit.
    Plötzlich verschwand auch der schwache Lichtschein hinter einem Schatten. Waren auf einmal Wolken aufgezogen? Aaro versuchte sich zu erinnern, wie die Wetterlage vor dem Untertauchen gewesen war, Wolken meinte er nicht gesehen zu haben. Von ihm aus gesehen war der Mercedesmann nach rechts gegangen. War er nun zurückgekehrt? Hoffnungslosigkeit erfasste ihn, aber er strengte sich an, den Pflanzenstängel gerade zu halten. Jede falsche Bewegung konnte fatale Folgen haben.
    Aufgrund des mühsamen Atmens durch das dünne Rohr fühlte sich Aaro noch beengter als im Fußraum des Lieferwagens. Der Kabelbinder schnitt in die Fußgelenke, allerdings linderte das kalte Wasser etwas das Betäubungsgefühl in den Beinen. Die Handgelenke auf dem Rücken scheuerten dafür schmerzhaft an den scharfen Steinen auf dem Grund.
    |150| Der Schatten wurde größer. Aaro biss immer konzentrierter auf das Pflanzenrohr.
    Plötzlich spürte er einen Ruck zwischen den Zähnen, weil ihm der Stängel aus dem Mund gerissen wurde. Er konnte gerade noch die Lippen zusammenpressen, bevor Wasser einströmte. Panik erfasste jede seiner Körperzellen. In seinem Gehirn zuckten Blitze, und seine Arme und Beine ruckten in dem vergeblichen Versuch, die Fesseln loszuwerden.
    Aus der Dunkelheit des trüben Wassers trat ein schwerer Fuß auf Aaros Brustkorb, rutschte aber ab und suchte auf dem Grund des Baches festen Halt. Ein zweiter Fuß setzte auf der anderen Seite auf und Aaro spürte, wie kräftige Hände seine Schultern packten und ihn nach oben zogen. Er machte den Mund auf und sog gierig Luft in die Lunge.
    Ein kräftiger Schlag mit der flachen Hand traf Aaros Wange, wobei die andere Hand ihm den Hals zudrückte. Die slawischen Flüche verrieten, dass der Retter alles andere als erfreut war. Aaro schnappte nach Luft. Vor ihm stand der Mercedesmann, der ihn packte und ans Bachufer warf. Schnell stieg der Mann aus dem Wasser und schüttelte sich wütend. Dann rief er seinen Komplizen etwas zu.
    Aaro sank röchelnd zu Boden, aber ein Tritt in den Hintern zwang ihn, sich aufzurappeln. Der Wind fuhr in die nassen Kleider und ließ ihn zittern. Mit brutalen Griffen wurde er zum Ausgangspunkt seiner mühevollen Flucht geschleift. Er kam sich vor wie ein Lamm, das zur |151| Schlachtbank geführt wurde und sich seinem Schicksal nicht beugen wollte.
     
    Sabalin hatte alle Mühe, seine Wut im Zaum zu halten, als er den klatschnassen Jungen zu den Fahrzeugen schleifte. Er hatte sofort seine Untergebenen zurückgepfiffen, damit sie mit dem Umladen des Fluggeräts in den Lkw weitermachten.
    »Tempo!«, befahl er, als das Hermes-Gerät bereits auf der Hebebühne des Lastwagens stand.
    Sabalin stieg die Stufen zur Tür des Lkw hinauf und griff nach dem Jungen.
     
    Aaro stöhnte auf. Der Zangengriff des Mannes traf eine Stelle, die er sich beim Robben durchs Gelände wund gescheuert hatte. Tränen des Schmerzes und der Enttäuschung stiegen ihm in die Augen.
    Er flog geradezu auf den Sitz des Lastwagens, so heftig schleuderte ihn der Mann ins Führerhaus. Draußen war ihm zu seiner Überraschung die rote Schrift auf der grün gestrichenen Seite des Lasters aufgefallen. »HERBERT KÖHLER GEMÜSE GmbH« stand dort. Warum eine deutsche Aufschrift?, fragte er sich.
    Der Mann nahm eine Rolle mit grauem Klebeband aus der Ablage im Armaturenbrett.

|152| 28
    Niko starrte auf die Akku-Balken seines Handys. Zwei waren aufgetaucht. Hätte er doch mit den Polizisten in den Jagdanzügen Kontakt aufnehmen sollen? Aaro sagte immer, man müsse die Ruhe bewahren und dürfe nichts überstürzen. Vielleicht war es ihm irgendwie gelungen, den Russen zu folgen, und er würde Niko bald mitteilen, wo er hinkommen sollte. Die Vorstellung, mit Polizei und Militär zu tun zu haben, löste in Niko überhaupt keine Begeisterung aus.
    Er wählte noch einmal Aaros Nummer, aber dessen Handy war weiterhin ausgeschaltet. Vielleicht wäre es besser, noch ein bisschen zu warten. Niko beschloss, Anatoli zu fragen, ob Aaro sich bei ihm gemeldet hatte.
    Anatolis Stimme ging fast völlig im Heavy-Metal-Sound unter.
    »Ich hab nix von ihm gehört. Die Idee, per

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