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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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konnte.
    Als er glaubte, in der Mitte des anderthalb Meter breiten Baches zu liegen, stoppte er seine Bewegung. Der Sauerstoff ging ihm aus, er würde jeden Moment probieren müssen, ob er atmen könnte. Eine einzige falsche Bewegung konnte das Rohr in die falsche Position bringen und statt Sauerstoff würde er Wasser einsaugen. Aaro wollte nicht ertrinken, aber mit gefesselten Händen und Füßen kam ihm das plötzlich gar nicht so unwahrscheinlich vor. Der hohle Pflanzenstängel war sein einziges Verbindungsstück zum Leben, es hielt den Kontakt zur Welt oberhalb des Wasserspiegels. Dort aber lauerten die scharfen Augen der Männer. Zum Glück wuchsen im Bachbett allerhand Gräser und Wasserpflanzen, weshalb der Schnorchel nicht unbedingt auffiel.
    Aaro atmete vorsichtig ein, obwohl sein Organismus bereits nach Sauerstoff schrie. Die Luft kam mühsam, wie durch einen Strohhalm. Er begriff, dass die Sauerstoffzufuhr nur für kurze Zeit reichen würde, aber für wie kurze Zeit?
    Es war schwer, den Stängel ruhig zu halten. Wenn er kippte, drang Wasser in die Lunge   – und dann wäre es im gefesselten Zustand schwierig, sich vom Bachbett abzustoßen |146| und den Kopf über die Wasseroberfläche zu bringen. Dafür hätte es die Art von Bauchmuskeln gebraucht, die er nicht hatte. In einer Wassertiefe von nicht einmal einem halben Meter zu ertrinken, klang nach ziemlich böser Ironie des Schicksals. Aaro versuchte verzweifelt, an etwas Schönes zu denken, aber ihm fiel nichts ein.

|147| 27
    Sabalin irrte wütend durch den Wald und hielt den Blick auf die dichte Bodenvegetation gerichtet. Jedes Mal wenn ein Farn zitterte, trat er dagegen und wartete auf den erschrockenen Aufschrei des Jungen, aber bis jetzt war jeder Tritt vergebens gewesen. Und das machte ihn rasend.
    Er war bereits zu weit gelaufen, wenn man bedachte, dass der Junge an Händen und Füßen gefesselt war und darum nur langsam vorwärtskam. Also kehrte er um, winkte Igor zu und blieb an einer Art Bach stehen. Er musste im Aquarium anrufen und von der ärgerlichen Verzögerung berichten. Etwas weiter nördlich trat Oleg aufgrund des Handzeichens den Rückweg an.
    Auf dem Display von Sabalins Spezialhandy erschien eine Ziffernfolge. Er richtete den Blick auf die dunkle Wasseroberfläche, das ruhige Plätschern ließ die Gedanken abschweifen. Es konnte nicht sein, dass es einem kleinen finnischen Jungen gelingen sollte, russischen Profis zu entwichen. Darüber würden sogar die Esten lachen!
    Während das Besetztzeichen tutete, fokussierte Sabalins Blick einen Pflanzenstängel, der aus dem Bach ragte und unnatürlich zu wackeln schien. Ein abgerissener Stiel |148| müsste eigentlich waagerecht auf dem Wasser schwimmen und nicht senkrecht in die Höhe stehen. Er erinnerte sich, wie er in seiner Kindheit Wiesenkerbel abgebrochen und aus dem Garten der Kolchose Vogelbeeren gestohlen hatte, die er dann mit dem selbst gemachten Blasrohr aus dem Gebüsch auf unvorsichtige Passanten abgeschossen hatte.
    War ein Tier unter Wasser gegen den Stängel gestoßen? Oder hielt ihn jemand senkrecht in die Höhe?
    War der finnische Junge so tapfer, sich der Gefahr des Ertrinkens auszusetzen? Lag er gefesselt im schlammigen Wasser und atmete allein durch dieses dünne Rohr? Sabalin ahnte, wozu der kleine Quälgeist fähig wäre, auch wenn sich das Kerlchen dessen vielleicht selbst gar nicht bewusst war.
    Der Pflanzenstiel bewegte sich jetzt schon ein zweites Mal und Sabalin konzentrierte sich voll und ganz darauf. Er steckte das Handy ein, denn womöglich war die Mitteilung über die Verzögerung doch zu voreilig.
    Er ging in die Hocke und beugte sich so weit er konnte zu dem Pflanzenstängel hinüber. Er wollte nicht nass werden, denn das weckte unangenehme Erinnerungen an die Moskwa im Winter. Als Kind hatte er sich einen Spaß daraus gemacht, über den zugefrorenen Fluss zu rennen, schneller als seine Freunde es über die Brücke schafften. Einmal schien der Fluss komplett zugefroren zu sein, aber die Eisdecke war nicht dick genug gewesen, um ihn zu tragen. Es war eine demütigende Erfahrung gewesen, anderen ausgeliefert zu sein und sich retten lassen zu müssen. |149| Nie würde er die Blicke der Neugierigen, die sich auf der Brücke versammelt hatten, vergessen.
    Sabalin kniff die Augen zusammen, aber das Wasser war zu trübe, um tief genug hineinzusehen.
     
    Aaro schlotterte vor Kälte. Die kalten Steine im Schlamm rieben an seinem Rücken und nur ein fahler Schein

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