Mission Spyflight
Sie waren hier. Und dann ist mein Freund verschwunden, ich hab keine Ahnung, wo er steckt … Aber das hat alles mit dem Flugzeug zu tun, alles hängt miteinander zusammen …«
Die Männer in den Jagdanzügen sahen sich an, dann sagte einer von ihnen scharf: »Das hier ist ein Testgelände der Landesverteidigung, der Zutritt ist verboten. Gehört der rote Opel dir?«
|160| »Nein. Der gehört den Russen. Und der Lieferwagen, der weggefahren ist, ebenfalls.«
»Wie groß ist der Lieferwagen?«
»Das größte Modell, das es gibt. Da gehen bestimmt zehn Kubikmeter rein.«
Zwei der Männer gingen nun zum Waldrand, wo der Helikopter gelandet war. Sie sprachen miteinander und telefonierten, dann kehrte einer von ihnen zum Fiesta zurück.
»Ab in den Helikopter mit dir! Die Zentralkripo hat das Kommando übernommen.«
|161| 30
Kommissar Tero Kekkonen von der Zentralen Kriminalpolizei sah dem Beamten der Schutzpolizei fest in die Augen. Die beiden Männer standen unweit des Hubschraubers auf der Ladefläche eines Lkw. Der kurze mentale Kampf zwischen ihnen war von einem Anruf des Innenministers unterbrochen worden, durch den die Leitung der Operation in Kekkonens Hände gelegt wurde. Kekkonen hatte früher im Sondereinsatzkommando »Bär« gedient und war bei Blauhelmeinsätzen im Nahen Osten gewesen.
Ein dunkelhaariger junger Mann wurde auf die Ladefläche des Lkw gebracht. Dort waren Computer installiert worden, an denen Männer vom Grenzschutz und von der Sicherheitspolizei arbeiteten.
»Du hast von einem Renault-Lieferwagen gesprochen, der zehn Kubikmeter fassen kann?«, versicherte sich Kekkonen und bat Niko, sich neben ihn auf einen Plastikstuhl zu setzen.
»Ja«, sagte Niko und wunderte sich über die Taucher in ihren nassen Anzügen, die mit einem Aluminiumboot ans Ufer des Sees gebracht wurden. »Es geht mich ja nichts an«, fuhr er fort, »aber was suchen die Taucher denn da im See?«
|162| »Du triffst den Nagel auf den Kopf: Das geht dich wirklich nichts an«, erwiderte der Mann.
Aha, dachte Niko. Dann mische ich mich eben nicht in die Probleme anderer Leute ein. Aber andererseits: Aaros Verschwinden bereitete ihm immer mehr Sorgen, weshalb es langsam doch unvermeidlich wurde, mit der Amtsgewalt zusammenzuarbeiten.
»Falls Sie das kleine Flugzeug suchen«, sagte er sachlich, »das ist nicht im See.«
»Sondern in dem Lieferwagen?«
»Richtig, Watson.«
Der Mann schien Nikos Humor nicht sonderlich zu schätzen.
»Pass auf. Die Lage ist die, dass du mir jetzt alles erzählst, was du gesehen hast. Aber nur mir. Niemandem sonst. Nicht einmal deinen Eltern oder deinen Freunden. Es geht hier um kritische nationale Sicherheitsinteressen von mehreren Ländern. Von ganz Europa. Also. Lass hören.«
Das ist ja ein schönes Briefing, dachte Niko zunehmend interessiert – und noch besorgter als zuvor. Nach dieser Erklärung kam ihm Aaros Verschwinden erst recht brisant vor.
Er begriff, dass es an der Zeit war, alles zu erzählen, auch wenn er es nicht für wichtig hielt, den aus Deutschland geholten Mercedes besonders hervorzuheben. Die Polizei wollte so schnell wie möglich den Flugzeugdieben auf die Spur kommen, darum schien es wirklich zu gehen. Kommissar Kekkonen hörte genau zu und machte sich dabei Notizen.
|163| Als Niko fertig war, teilte Kekkonen seinem Kommandoteam an den Computern Folgendes mit: »Alle Grenzübergänge unter Sonderbeobachtung, im Westen wie im Osten! Weißer Renault-Lieferwagen sowie jeder andere geräumige Lieferwagen. Es ist gut möglich, dass das Gerät in ein größeres Fahrzeug umgeladen wurde. Zwei Männer, anscheinend Russen: der eine dunkelhaarig, mittelgroß, sportlich, der andere blond, dünn, mit Bärtchen. Kein Wort über den Namen oder die Eigenschaften des Fluggeräts. Sprachregelung: zwei mal drei Meter großes Gerät. Oder noch besser wäre es, eine Tarngeschichte zu erfinden …«
»Bei uns in der Sicherheitspolizei haben wir bei der internen Befehlsausgabe immer von Hermes gesprochen«, sagte Karppinen, der gerade die operative Verantwortung verloren hatte.
»Die Sicherheitsstandards der Sicherheitspolizei sind in diesem Fall nicht von besonders hohem Niveau gewesen«, erwiderte Kekkonen und ging dazu über, mit der Verkehrsüberwachung zu sprechen.
Jenni Nevala ließ sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ihr Vater war zum Joggen gegangen, hatte aber den Videotext angelassen. Ständig verfolgte ihr Vater die Nachrichten, obwohl in
Weitere Kostenlose Bücher