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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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die finnische Seite und musste einen dicken Kloß im Hals herunterschlucken.
    Es fing wieder an zu regnen und ein heftiger Windstoß erschütterte die Maschine. Aaro musste alles aus dem Motor herausholen, und das war nicht mehr viel.
    Nach dem Kahlschlag kam wieder Wald. Nun bekam es Aaro ernsthaft mit der Angst zu tun. Es wäre unmöglich, zwischen den Bäumen kontrolliert zu landen.
    Die Maschine verlor wieder an Höhe und wurde vom Wind jetzt nicht mehr getragen, sondern nur noch hin und her geworfen, denn die Geschwindigkeit war zu gering. Wie scharfe Säbel glitten unten die Baumwipfel vorbei. In der Ferne schimmerte eine Straße. Aaro umklammerte den Joystick und kippte ihn, aber die Maschine gehorchte nicht, sondern glitt weiter vorwärts und schräg nach unten. Aus dieser Höhe und bei dieser Geschwindigkeit betrachtet, war der Wald kein weiches, grünes Fell, sondern ein Nagelteppich.
    Die Straße kam näher, aber er würde es nicht bis dorthin schaffen. Zwischen den Bäumen sah er eine schmale Lücke, in der ein dunkler Streifen verlief: ein Graben.
    Mit pochendem Herzen drehte Aaro langsam den Joystick, das Tempo ließ abrupt nach und die Motoren an den Flügeln drehten sich. Die Maschine schwankte äußerst instabil, blieb aber zäh in der Luft. Der Graben kam |240| schnell näher. Zu schnell. Aaro drehte so heftig an dem kleinen Steuerhebel, dass er sich verbog.
    Die letzten Meter stürzte die Maschine nur noch unkontrolliert nach unten. Der Aufprall war hart, aber das Gestänge, auf dem Aaro lag, schützte ihn. Sein Gesicht landete in einem Grashügel am Rand des Grabens.
    Nach und nach klang das Motorengeräusch ab. Aaro bewegte die Glieder und stellte fest, dass sie funktionierten, wenn sie auch wegen der Kälte ziemlich steif waren. Es regnete leicht. Aaro spürte etwas Warmes auf der Oberlippe: Aus seiner Nase rann Blut, aber nicht viel.
    Nun ging der Motor vollständig aus und Aaro presste sich an den feuchten Boden: die finnische Heimaterde.
     
    Niko hatte einen trockenen Mund. Der harte Betonboden drückte unangenehm auf den Rücken. Da rasselte das Schloss in der Metalltür, er riss die Augen auf und sah einen grünen Metallbehälter, von dem rostige Rohre ausgingen. Der alte Heizungskessel. Sofort erinnerte sich Niko, wo er war, und das wiederum setzte seine Gedanken in Schwung.
    Wie lange hatte er geschlafen? Warum hatten ihm die Polizisten nicht wenigstens ein Kissen gegeben? Sogar Gefängniszellen mussten gemütlicher sein als dieses Loch hier.
    Die Tür wurde aufgerissen und ein breitschultriger Mann stand im Rahmen: Kommissar Maula. Er hatte Nikos Handy in der Hand; der Klingelton war ein Song von
Trio Niskalaukaus
.
    |241| »Steh auf, schnell!« Maulas Stimme klang ungewohnt aufgeregt. »Dein Freund ruft an!«
    Niko rappelte sich auf und nahm das Telefon in Empfang. Auf dem Display stand nichts außer einer unbekannten Nummer.
    »Hallo   … Aaro?«
    »Niko, bist du das?«
    Aaro klang seltsam weit weg.
    »Wer hat sich an deinem Handy gemeldet?«
    »Die Polizei   … Wo bist du?«
    »Mitten im Wald, an einer kleinen Straße. Ich rufe von dem Telefon einer Frau aus an.«
    »Bist du noch in Ruovesi?«
    »Äh, nein. Angeblich befinde ich mich in der Nähe von Imatra, in Rautjärvi.«
    »Was heißt hier ›angeblich‹? Weißt du nicht, wo du bist?«
    »Aus der Luft sieht man keine Straßenschilder. Ich bin mit dem Flugapparat über die Grenze geflogen.«
    Niko schluckte deutlich hörbar. Das war unglaublich!
    »Willst du damit sagen, dass du mit dem Kleinflugzeug über den Grenzgürtel geflogen bist?«
    »Die Landung war nicht ganz perfekt, ich bin in einem Graben mit Wasser gelandet und die Maschine ist zur Hälfte darin versunken.«
    Maula machte Niko mit rotem Gesicht Handzeichen.
    »Warte mal kurz«, sagte Niko ins Telefon und dann zum Kommissar: »Aaro ist in Rautjärvi, er ist mit dem Apparat über die Grenze geflogen   …«
    |242| »Großartig«, flüsterte Maula außer sich. »Sag ihm, er soll sich im Wald verstecken und auf uns warten. Sag ihm, er darf sich auf keinen Fall mit irgendjemandem in Verbindung setzen. Hier geht es um die nationale Sicherheit. Die Russen sind ihm auf den Fersen und die bewegen sich auch auf der finnischen Seite.«
    Niko sagte ins Telefon, was Maula ihm befohlen hatte, dann unterbrach er die Verbindung.
    Maula führte Niko in einen Kellerraum, wo Döner und Flaschen mit Mineralwasser auf dem Tisch standen. Die muskulösen Polizisten waren aus dem

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