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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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aufgeklappt, als Sabalin umgehend aus dem Zimmer in den Flur und über den Hof zur Halle rannte. Die Schiebetür war offen und davor stand tatsächlich der Hermes-Anhänger im Regen. Leer.
    Sabalin blieb bestürzt stehen und starrte in die Halle: ebenfalls gähnende Leere.
    Die Gewichte, mit denen das Spionageflugzeug beschwert worden war, lagen auf dem Boden.
    »Herr Major«, rief jemand hinter ihm. Sabalin fuhr herum. Plötzlich herrschte reger Betrieb auf dem Hof. »Sollen wir die Gefangenenbaracke überprüfen?«
    »Selbstverständlich!« Sabalin spuckte das Wort förmlich aus und schluckte nur mit Mühe das Wort ›Idiot‹ herunter, das sich als Fortsetzung aufdrängte.
    |229| Sabalins Gedanken zuckten wie Blitze hin und her, als er versuchte, das wahrscheinlichste Verlaufsmuster der Katastrophe zu skizzieren. Alle folgten ihm, als er innerlich schwer fluchend zu dem Bretterschuppen rannte.
    Ungeduldig wartete er das Beseitigen des Querriegels und das Öffnen des Schlosses ab, dann stand er in der offenen Tür, während seine Augen sich an das Dunkel gewöhnten. Sein Blick fiel auf ein mit Wasser gefülltes Erdloch an der Bretterwand. Dort schwamm etwas Stroh und auf dem kleinen Erdhaufen daneben lag eine schmutzige Emailtasse.
    »Dieser Bengel«, stöhnte Sabalin und ballte die Fäuste.
     
    Der Luftstrom strich über Aaros nasse Kleider. Er lag bäuchlings auf dem Gestell, die Finger fest am Joystick der Fernbedienung. Der Regen hatte nachgelassen, es tröpfelte nur noch vereinzelt und die Sicht war besser geworden. Blitze begleiteten den Donner, der sich etwas weiter weg entlud. Die Wolken hatten die Farbe von Hämatomen.
    Aaro senkte die Flughöhe und flog so dicht über den Baumwipfeln, wie er sich nur traute. Das Tempo war nicht hoch und nach einigen Fehlversuchen ging es einigermaßen stabil voran. Am schwierigsten war es, sanfte Bögen zu fliegen. Der Steuerhebel schien ein bisschen zu empfindlich zu reagieren   – genau wie bei Aaros alter Logitech-Steuerung, die er anfangs beim
Flight Simulator
benutzt hatte.
    Am meisten Sorgen bereitete Aaro die Navigation. In |230| der Fernsteuerung war ein elektronischer Kompass angebracht, aber Aaro hatte immer einen schlechten Orientierungssinn gehabt. Seinerzeit war Mathias Rust mit einer Cessna von Finnland bis zum Roten Platz in Moskau geflogen, aber Aaro musste in die entgegengesetzte Richtung, nach Westen. Mit einer genaueren Richtungspeilung versuchte er es erst gar nicht. Im Westen lag die finnische Grenze, das genügte ihm.
    Der zweite Grund zur Sorge war die Landung. Aaro hatte sich darauf eingestellt, einen Versuch zu wagen, indem er die Motoren drehte, aber mit dem Essen wuchs der Appetit. Warum mitten im Wald landen, wenn er auch bis zur finnischen Grenze fliegen konnte?
    Plötzlich ließ ihn eine Bewegung im Wald zusammenfahren. Zwischen den Nadelbäumen trabte ein großer, brauner Elch mit prächtiger Geweihkrone auf dem Kopf. Der majestätische Anblick brachte Aaro zum Lächeln. Der Motor schnurrte gleichmäßig und sicher, durch einen Wolkenspalt fielen Sonnenstrahlen auf den feuchten grünen Wald und brachten ihn zum Funkeln.
    Zwar schlotterten Aaro wegen der Kälte die Glieder, aber auf verrückte Weise genoss er diese irrsinnige Situation. Nie hätte er sich vorstellen können, so etwas je zu erleben.

|231| 42
    »Der Zaun ist unbeschädigt, Herr Major. Das Tor ebenfalls.«
    Sabalin drehte sich zu dem Wachmann um und starrte ihm wütend in die Augen. »Du hast die Gefangenenbaracke überprüft? Wann? Ich will die genaue Zeit wissen!«
    Der Wächter blickte instinktiv auf die Uhr. »Vor genau vierzig Minuten. Da war alles in Ordnung«, antwortete er und trat vorsichtig zwei Schritte zurück.
    Sabalin stieß den Wächter zur Seite und stürmte rasend vor Wut zur Halle, rutschte aber mitten auf dem Hof im nassen Lehm aus und fiel auf den Rücken. Die Untergebenen halfen ihm ohne viele Worte auf die Beine.
    Sabalin kochte, er brauchte ein Objekt, an dem er seine Wut auslassen konnte. Ein Profi durfte aber nie die Fassung verlieren. Er zählte innerlich bis drei   – zu mehr reichte seine Geduld nicht.
    »Was steht ihr noch herum? Sofort die Miliz und den Grenzschutz alarmieren!«
    In der Halle hatten sich inzwischen die Techniker und Ingenieure versammelt, einige von ihnen kauten noch.
    Sabalin winkte den Oberingenieur zu sich. »Die Maschine ist weg und der Junge ebenso. Jemand hat die Gewichte |232| zur Seite geräumt. Der Zaun um das

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