Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
ein schwarzer Fleck an seinem Leben, eine Strafe, die ihm überallhin folgte, wohin er auch ging. Und dieser Makel haftete auch jedem Bewerbungsschreiben an, das er jemals verfasst hatte.
Die CIA war die einzige Organisation gewesen, die ihn hatte einstellen wollen, und das auch nur, weil Franklin mit einer solchen Zähigkeit für ihn gekämpft hatte, dass er seine eigene Karriere dabei fast aufs Spiel gesetzt hatte. Das würde Drake ihm niemals vergessen, ebenso wenig wie Franklin vergessen würde, was Drake einmal für ihn getan hatte.
Cain lächelte ein wenig, als genösse er Drakes Unbehagen. »Was wäre, wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, dass ich all dies ändern könnte?«
Erneut beschleunigte sich Ryans Puls. »Wie?«
Cain zuckte mit den Schultern, als wäre die Sache ein Kinderspiel. »Wir alle kennen jemanden, der uns einen Gefallen schuldet, und in meiner Schuld stehen eine Menge Leute. Ich kann den Kriegsgerichtsrat dazu bringen, Ihren Fall neu aufzurollen, Ihre Verurteilung zu widerrufen und aus Ihren Personalakten zu löschen. Sie wären wieder ein unbeschriebenes Blatt. Sie könnten neu anfangen, entweder bei der Firma oder wo immer Sie wollen.«
Drake schwieg. Seine Gedanken überschlugen sich. Konnte dieser Mann das tatsächlich bewerkstelligen?
Selbstverständlich konnte er das. Cain bewegte sich in Kreisen, die Drake verschlossen bleiben würden. Er besaß Einfluss selbst auf den höchsten Ebenen, konnte Deals aushandeln und so ziemlich jeden bestechen oder einschüchtern. Seine Macht innerhalb der Firma und auch darüber hinaus war immens.
Cain bot ihm eine Chance, die er niemals wieder bekommen würde. Die Chance, seinen Namen reinzuwaschen. Eine Chance auf Wiedergutmachung.
Wie hätte er das ausschlagen können?
»Habe ich Ihr Wort?«, fragte er ruhig.
Cain lächelte. Es war das Lächeln eines Schachspielers, der lange vor seinem Widersacher wusste, dass er die Partie gewonnen hatte. »Wenn Sie mir helfen, setze ich mich für Sie ein. Darauf haben Sie mein Wort.«
Drake sagte nichts.
»Ich würde Ihnen gern mehr Zeit geben, um die Sache zu durchdenken, aber wir müssen schnell reagieren. Das hier ist Ihre Chance, Ryan. Vielleicht Ihre einzige Chance. Ich schlage vor, Sie ergreifen sie, in Ihrem eigenen Interesse.«
Drake blickte auf die polierte Oberfläche des Tisches und sagte nichts.
Es war seine Chance. Seine einzige Chance.
Seine Entscheidung war gefallen, noch bevor sein gesunder Menschenverstand Zeit hatte, Einspruch zu erheben.
»Ich brauche freie Hand, was Nachschub und Logistik angeht«, sagte er ruhig. »Und absolut alle Informationen über dieses Gefängnis, die wir haben.«
»Kriegen Sie.«
»Und ich wähle die Mitglieder meines Teams selbst aus«, setzte er hinzu.
»Einverstanden.«
Erneut warf Drake einen Blick auf das Foto von Maras. Ihre durchdringenden blauen Augen erwiderten seinen Blick, und es schien fast, als würde sie ihm direkt in die Seele blicken. Er verzichtete darauf, sich vorzustellen, was sie dort wohl sehen würde.
Ich hoffe, du bist es wert, dachte er.
»Also gut«, sagte er, ohne hochzublicken. »Ich bin dabei.«
4
Zelle 62, Khatyrgan-Gefängnis, Sibirien
Einundvierzig, zweiundvierzig, dreiundvierzig …
Die Gefangene 62 keuchte, und Schweiß tropfte ihr von der Stirn, als sie ihre schmerzenden Arme zwang, ihren Körper von dem eiskalten Betonboden hochzustemmen, um ihn dann langsam wieder zurücksinken zu lassen. Immer und immer wieder absolvierte sie dieselbe Übung, ohne zu pausieren oder sich zu erholen.
Vierundvierzig, fünfundvierzig …
Es hatte eine Zeit gegeben, wo sie einen Namen gehabt hatte. Maras; ein Codename, der von einem Mann stammte, dem sie einmal etwas bedeutet hatte. Davor hatte sie einen anderen Namen getragen, den Namen ihrer Eltern, die sie einst beschützt hatten. Beide Namen waren nur noch Geschichte. Khatyrgan kannte keine Namen. Hier war sie Gefangene 62, mehr nicht.
Ihre erhitzte Haut dampfte, als ihre Körperwärme in die winzige, unbeheizte Zelle ausstrahlte. Sie machte keine Geräusche während ihrer Übungen, atmete in kurzen, leisen Stößen, weil sie wusste, dass jeder Lärm möglicherweise die Wachen anlockte. Wachen mit Fäusten, Stiefeln und Gewehrkolben.
Sechsundvierzig, siebenundvierzig, acht…
Sie kamen immer zu mehreren, sodass sie ihnen in der winzigen Zelle wehrlos ausgeliefert war, weil sie sich hier nicht richtig bewegen, nicht kämpfen konnte. Wenn sie wütend waren, rachsüchtig oder
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