Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
sobald das Flugzeug sich der Küste nähert. Sobald wir draußen sind, kehrt der Pilot um, als hätte er jetzt erst bemerkt, dass er sich dem russischen Luftraum nähert. Wir sind dann schon lange unterwegs.«
Franklin betrachtete ein paar Sekunden lang die Karte, während er erwog, was Drake da vorschlug. »Das sind gut vierzig Meilen«, meinte er schließlich zweifelnd. »Damit bist du an der Grenze deiner Reichweite.«
»Falls du einen besseren Vorschlag hast, lass ihn hören.« Als Franklin schwieg, blickte Drake wieder auf die Blaupausen des Gefängnisses und stellte sich das Szenario vor. »Angenommen, wir schaffen es bis dorthin, dann versuchen wir auf dem Gefängnisdach zu landen. Laut der Baupläne ist es ein Flachdach, also sollten wir keine Probleme mit der Landung haben. Falls es Wachen oder elektronische Sicherheitssysteme gibt, schalten wir sie aus und postieren dort einen Scharfschützen, der uns Deckung gibt. Der Rest des Teams dringt durch das Treppenhaus eines der Türme in das Gefängnis ein, und das wär’s. Wir sind drin.«
Das klang zwar ziemlich einfach, aber so war das bei allen Plänen, wenn man sie mit einer Tasse Kaffee in der Hand an einem Kartentisch entwarf. In der Realität konnten schrecklich viele Dinge schiefgehen, und trotzdem konnte sich Drake keinen besseren Weg vorstellen, um in das Gefängnis zu gelangen.
Franklin betrachtete wieder die Blaupausen. »Du wirst jemanden brauchen, der Russisch spricht. Wenn du Maras schnell finden willst, musst du möglicherweise die anderen Gefangenen befragen.«
Das bedeutete, Drake brauchte einen Spezialisten.
Abgesehen von dem Leiter wurden die meisten Shepherd Teams aus einem Pool von etwa fünfzig Spezialisten gebildet, die je nach Bedarf aktiviert wurden und anschließend wieder freigestellt waren. Die meisten hatten einen militärischen Hintergrund und waren in fast allen Bereichen ausgebildet: in unterschiedlichen Kampftechniken, im Umgang mit Sprengstoffen, als Scharfschützen, in Terrorismusbekämpfung, in elektronischer Kriegführung, in Verhörtechniken, im Computerhacking, im Safeknacken und in anderen Fertigkeiten, die eine verdeckte Operation erfordern konnte.
Die genaue Größe und Zusammensetzung eines Shepherd Teams variierte je nach Aufgabe, und es war dem Case Officer vorbehalten zu entscheiden, welche dieser Spezialisten er jeweils benötigte. Es gab Teams von zehn Leuten oder auch nur von zweien – das hing von dem Job ab und den dazu erforderlichen Fähigkeiten und in einem gewissen Maß auch von dem Leiter der Operation.
Manchmal jedoch führte es auch zu Streitigkeiten, wenn ein besonderer Spezialist von zwei oder mehr Case Officers gleichzeitig gebraucht wurde. Drake hatte schon miterlebt, wie hitzig solche Debatten manchmal endeten. Es ging so weit, dass Franklin gezwungen gewesen war, einzuschreiten und zwischen den streitenden Teamleitern zu vermitteln.
»Borowski spricht fließend Russisch«, meinte Drake.
Franklin dachte kurz darüber nach, verwarf dann aber den Vorschlag. »Er hat seine beste Zeit hinter sich, und außerdem schleppt er fünfzig Pfund Übergewicht mit sich herum. «
Andre Borowski war Geheimdienstanalytiker und gebürtiger Pole, der bereits seit Jahren für die Shepherd Teams arbeitete. Er war einmal selbst aktiver Mitarbeiter gewesen, aber mit zweiundfünfzig Jahren war seine aktive Karriere nahezu vorbei. Er war nicht mehr in Form und stand auch nicht mehr auf der Liste.
»Wer dann?«
Franklin schwieg ein paar Sekunden, während er über die recht überschaubaren Alternativen nachdachte.
»Wir brauchen Dietrich«, verkündete er dann.
Drake schüttelte den Kopf. »Nein. Auf keinen Fall.«
»Komm schon, er ist perfekt. Er spricht Russisch, er hat eine Ausbildung als Fallschirmspringer, und er funktioniert auch unter Druck hervorragend.«
»Außerdem ist er ein Arschloch«, fühlte sich Drake bemüßigt anzumerken.
Trotzdem hatte Franklin recht, was Dietrichs Fähigkeiten anging. Jonas Dietrich war ein exzellenter Dolmetscher und ein erfahrener aktiver Mitarbeiter. Er sprach nicht nur fließend Russisch, sondern kannte auch die Russen. Er hatte während des Kalten Krieges Jahre damit verbracht, sie zu studieren und gegen sie zu arbeiten. Er wusste, wie sie dachten, wie sie tickten; und vor allem wusste er, wie Einrichtungen wie Khatyrgan funktionierten. Er hatte vor zwanzig Jahren sogar an ganz ähnlichen Operationen teilgenommen.
Auf dem Papier war er der perfekte Mann für
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