Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
diesen Job. Aber Drake hätte mit Freuden seinen rechten Arm dafür gegeben, wenn er mit diesem Mann nicht mehr hätte zusammenarbeiten müssen.
»Weißt du einen Besseren?«, fragte Franklin herausfordernd.
Drake runzelte die Stirn, während er sich das Hirn auf der Suche nach jemand anderem zermarterte, der vielleicht passen könnte. Er gab auf.
Verdammter Mist.
»Also gut. Ruf ihn an.« Er beugte sich dem Unausweichlichen.
Der ältere Mann hob abwehrend die Hände. »Zum Teufel, nein. Das ist deine Operation, mein Freund. Wenn du ihn willst, ruf ihn selbst an.«
Hätten Blicke töten können, hätte Franklin in diesem Moment mausetot auf dem Teppich gelegen.
6
Das Telefon klingelte so lange, dass Drake schon dachte, er könnte Dietrich nicht erreichen. Schließlich nahm doch jemand das Gespräch an, und eine bekannte Stimme schnarrte einen nicht gerade freundlichen Gruß.
»Was?«
Der Mann hatte eindeutig nichts von seinem Charme verloren.
Jonas Dietrich war fast sein ganzes Berufsleben lang an verdeckten Operationen beteiligt gewesen. Mitte der Achtziger hatte er beim BND angefangen, dem westdeutschen Geheimdienst, wo er hauptsächlich in den Abteilungen Spionage und Gegenspionage gearbeitet hatte. Sie hatten feindliche Agenten festgenommen und verhört. In dieser Zeit hatte er sich ein umfassendes Wissen über das sowjetische Militär und die sowjetische Geheimdienstmaschinerie angeeignet sowie bemerkenswerte Fertigkeiten in der Anwendung von »nachdrücklichen Verhörtechniken« gewonnen. Letztere waren auch unter dem Namen Folter bekannt.
Nach dem Fall der Berliner Mauer war er in die Vereinigten Staaten gezogen und hatte der Agency seine Dienste angeboten. Da er fließend Russisch, Englisch, Deutsch und Polnisch sprach, ganz zu schweigen von seiner hervorragenden Ausbildung für paramilitärische Aktionen, konnte er rasch feststellen, dass seine Dienste sehr begehrt waren. Schließlich wurde er selbst Leiter eines Shepherd Teams.
Aber der berufliche Erfolg steigerte nur sein ohnehin schon aufgeblähtes Ego, und schon bald erwarb er sich den zweifelhaften Ruf, unberechenbar zu sein und häufig eigensinnig zu agieren. Zudem neigte er zu brutaler Gewalt. Die Meinungen über ihn waren geteilt; es gab das Lager der Bewunderer und das seiner Gegner, die ihn verachteten. Das alles änderte sich, als er und Drake zusammen einen Auftrag in Estland erledigten.
Drake war damals neu zu den Shepherd Teams gestoßen; er war einfach nur ein Spezialist, der direkt vom Militär gekommen war. Die Lässigkeit, mit der Dietrich die Mission plante, hatte ihn geschockt, ebenso seine völlige Missachtung jedes Ratschlags oder jeder abweichenden Meinung, die man ihm vortrug. Dietrich brachte das Fass schließlich zum Überlaufen, als er bei einem Angriff auf ein Haus eigenmächtig handelte, dabei einen Alarm auslöste und dadurch die ganze Operation vermasselte. Bei dem anschließenden Feuergefecht wurden zwei Mitglieder seines Teams überrumpelt und beinahe getötet.
Drake war klar geworden, dass dieser Mann für seine eigenen Leute eine ebenso große Gefahr darstellte wie für ihre Gegner, und hatte gedroht auszusteigen, falls gegen Dietrich nichts unternommen wurde. Kurz darauf hatte es eine interne Untersuchung gegeben, deren Ergebnis Dietrichs Karriere als Case Officer beendete und ihn zum einfachen Spezialisten degradierte. So etwas tat man normalerweise nicht, aber Drake hatte damals keine andere Möglichkeit gesehen.
Und jetzt stand er da und musste den Mann um seine Dienste bitten.
»Jonas, ich bin’s, Ryan.«
Das Gespräch wurde sofort unterbrochen. Kein Wunder. Dietrich wusste genau, was Drake getan hatte, und die beiden Männer konnten sich nicht ausstehen.
»Wie ist es gelaufen?«, erkundigte sich Franklin.
»Besser, als ich erwartet habe«, erwiderte Drake und wählte erneut die Nummer.
Wieder klingelte es mehr als zehnmal, bevor Dietrich schließlich das Gespräch annahm.
»Legen Sie nicht auf. Das ist kein privater Anruf«, sagte Drake, bevor der andere Mann ein Wort sagen konnte. »Wir haben einen Job für Sie.«
»Ich bin nicht interessiert.«
»Es ist wichtig. Wir brauchen einen russischen Übersetzer.«
»Leben Sie wohl, Ryan.«
»Wir bieten Ihnen doppeltes Honorar«, warf Drake rasch ein.
Am anderen Ende herrschte einige Sekunden lang Schweigen. »Wer sagt das?«
»Franklin. Er hat es bereits genehmigt.« Er warf seinem Freund einen vielsagenden Blick zu. Franklin hatte nichts
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