Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
er sich von dem Seil abhakte. Frost war die Nächste. Sie stöhnte vor Schmerz, als der Riemen des Harnischs in ihre verletzte Schulter schnitt, aber sie landete sehr geschickt.
Keegan seilte sich in dem Moment ab, als sie erneut beschossen wurden. Die Kugeln fegten pfeifend an ihren Köpfen vorbei und warfen kleine Sandfontänen vor ihren Füßen auf.
»Deckung!«, schrie Dietrich und rannte zu einer zusammengebrochenen Mauer, die einmal zu einer Flugabwehrstellung gehört hatte. Seine Waffe hielt er schussbereit im Anschlag. Um den stechenden Schmerz in seinem verletzten Bein konnte er sich im Moment nicht kümmern.
Im Augenblick hatte das nackte Überleben höchste Priorität.
»Anya, meine Handschellen!«, schrie Drake, als Munro verschwand.
Er hatte keine Ahnung, wie es ihr gelungen war, sich zu befreien, und jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt, danach zu fragen. Solange seine Hände gefesselt waren, konnte er nicht das Geringste ausrichten.
Sie sah kurz zu ihm hinüber und kam offenbar zu dem Schluss, dass sie keine Zeit hatte, ihm zu helfen. Sie schüttelte bedauernd den Kopf.
»Tut mir leid, Drake.« Sie wandte sich bereits ab.
»Anya, warte! Anya!«
Es nützte nichts. Sie hörte ihn nicht mehr, und einen Moment später war sie durch die Tür verschwunden. Sie war weg.
»Scheiße!«
Drake ließ sich auf den harten Betonboden zurücksinken, zog die Knie an die Brust und dann seine gefesselten Hände unter den Füßen hindurch nach vorn.
Cartwright, der Mann, der ihn gefangen genommen hatte, lag immer noch dort, wo er zu Boden gestürzt war. Unter der widerlich anzusehenden Austrittswunde an seinem Hinterkopf hatte sich eine Blutlache gebildet. Drake stand mühsam auf, lief zu der Leiche und kniete sich daneben. Hastig durchsuchte er Taschen und Gürtel des Mannes.
In einer der Seitentaschen des Kampfanzugs fand er, was er suchte. Ein paar Sekunden später fielen seine Handschellen zu Boden. Er verschwendete keine Zeit, hob hastig den Karabiner des Toten auf und überprüfte kurz die Waffe. Sie war geladen und schussbereit.
Draußen hörte er das Knattern von automatischen Waffen und das unverkennbare Wummern von Rotorblättern. Munros Leute wurden offenbar von jemandem in ein Feuergefecht verwickelt, und Drake hatte so eine Ahnung, wer das sein könnte.
Er zögerte, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Anya hatte sich an Munros Verfolgung gemacht, und sie würde dem Mann keine Gnade gewähren, wenn sie ihn erwischte. Da Zebari tot und seine Beweise verschwunden waren, war Munro der Einzige, der Cain noch zu Fall bringen konnte. Tot nützte er ihnen nichts.
Sein Blick zuckte zu dem Gang, in den seine Schwester gezerrt worden war. Sie musste sich irgendwo in diesem Gebäude aufhalten. Munro hatte Barnes befohlen, sie wegzuschaffen. Sie musste in der Nähe sein. Drake betete, dass sie noch am Leben war.
Schließlich entschied er sich.
Er setzte den Karabiner wieder an, lief aus dem Raum und in den Gang, während er mit der Waffe an der Schulter nach einem Ziel suchte.
Auf beiden Seiten des Ganges befanden sich Türen, von denen einige offen standen und schief in den Angeln hingen, andere jedoch verschlossen waren. Jessica konnte überall sein. Das Gebäude war ohnehin schon groß, und vermutlich gab es noch etliche unterirdische Geschosse.
Er hätte gern nach ihr gerufen, aber das durfte er nicht riskieren. Er wusste nicht, wie viele von Munros Leuten noch hier in dem Gebäude waren. Und es war längst nicht gesagt, dass seine Schwester ihn überhaupt hören konnte, dort, wo sie festgehalten wurde.
Plötzlich schoss ihm die Erinnerung in den Kopf, wie Jessica von Barnes aus dem Raum gezerrt wurde und ihre Füße hinter ihr herschleiften, über den Boden.
Der blanke Betonboden war von Müll übersät, angefangen von Glassplittern über Plastik- und Holztrümmer bis hin zu Papiermüll und einer feinen Sandschicht, die im Lauf der Jahre hineingeweht worden war. Als Drake genauer hinsah, bemerkte er die Abdrücke von zahllosen Stiefeln. Zweifellos hatten Munro und seine Männer diesen verrotteten Flughafen bereits seit etlichen Tagen benutzt.
Aber es gab noch eine Spur im Sand – zwei parallele Linien, die sich durch den Sand und den Dreck zogen. Schleifspuren.
Drake umklammerte mit seinen verschwitzten Händen den Karabiner und rückte weiter vor. Er folgte den Spuren, die an einer T-Kreuzung nach rechts abbogen und tiefer in das Gebäude führten.
Das Blut rauschte durch seine
Weitere Kostenlose Bücher