Mission Walhalla
«Schließlich ist der Krieg fast zehn Jahre vorbei, und ihr seid immer noch hier.»
«Wir führen jetzt einen anderen Krieg. Und diesmal stehen wir auf derselben Seite.»
«Aber sicher», sagte ich. «Das weiß ich doch. Wenn ihr allerdings so mit euren Verbündeten umgeht, verstehe ich allmählich, warum die Russen sich auf die Gegenseite geschlagen haben.»
«Es ist nicht besonders ratsam, uns frech zu kommen, Gunther. Nicht in Ihrer Situation. Wir haben nämlich was gegen Klugscheißer.»
«Und ich dachte, schlau zu sein ist ganz nützlich bei der ‹Intelligence› Agency.»
«In unserer Branche ist es wichtiger, zu tun, was einem gesagt wird, wenn es einem gesagt wird.»
«Sie enttäuschen mich.»
«Das ist nicht von Belang, solange Sie uns nicht enttäuschen.»
«Das Gefühl hab ich auch. In meinen Händen hab ich zwar kein Gefühl mehr, aber ansonsten funktioniert mein Spürsinn noch ganz gut. Ich muss Sie also warnen. Ich hab vielleicht einen Sack über dem Kopf, aber ich kann Ihnen trotzdem ganz gut in die Karten sehen. Sie wollen was von mir. Und da dieses etwas mit Sicherheit nicht mein Körper ist, kann es nur irgendeine Information sein, die Ihnen wichtig ist und von der Sie annehmen, dass ich sie Ihnen geben kann. Und glauben Sie mir, Sie werden nicht viel davon mitbekommen, wenn Sie mir kurz zuvor die Fresse poliert haben.»
«Es gibt andere Möglichkeiten, Sie zum Reden zu bringen.»
«Mag sein. Aber ich kann gut lügen. Sie würden gar nicht merken, was Dichtung und was Wahrheit ist. Also passen Sie auf: Der Krieg ist vorbei. Ich bin gern bereit, Ihnen alles zu erzählen, was Sie wissen wollen. Aber Sie werden feststellen, dass mich das Zuckerbrot sehr viel gesprächiger macht als die Peitsche. Ich schlage also vor, Sie nehmen mir die Handschellen ab und geben mir ein paar Klamotten. Sie haben doch mehr als deutlich klargestellt, wer hier die Hosen anhat.»
Die beiden CIA -Agenten schwiegen einen Moment. Ich stellte mir vor, wie der eine dem anderen zunickte, der wiederum den Kopf schüttelte und lautlos ein «Nein» mit den Lippen formte, und wie sie die Köpfe zusammensteckten wie zwei schwatzhafte alte Weiber. Dann lachte einer von ihnen.
«Der Typ bildet sich ein, er hätte einen ganzen Koffer voller Sonderangebote feilzubieten.»
«Der reinste fliegende Händler, was?»
«Ein Vertreter, der sogar noch mit einem Sack über dem Kopf versucht, Geschäfte zu machen.»
«Sie wollen also nichts kaufen, hm?», sagte ich. «Schade. Vielleicht sollte ich dann mal mit dem Mann im Hause sprechen.»
«Ich glaub, ein Sack über dem Kopf reicht noch nicht.»
«Es ist noch nicht zu spät für den Strick. Vielleicht sollten wir ihn einfach dem Iwan übergeben und den die Sache regeln lassen.»
«Ah, sieh an, es hat ihm die Sprache verschlagen.»
«Offenbar ist er jetzt ganz Ohr.»
«Sie interessieren sich also nicht für mein Angebot», sagte ich. «Okay. Dann rücken Sie doch endlich damit raus, was Sie wollen.»
«Das machen wir, wenn wir so weit sind, Gunther, keine Sekunde früher.»
«Mein Freund hier könnte mit bloßen Händen ein Telefonbuch zerreißen, aber er demonstriert unsere Macht lieber mit Köpfchen. Das ist weniger anstrengend, und auf diese Art seht ihr die Macht des Geistes nicht nur, ihr bekommt sie auch zu spüren. Wir möchten doch nicht, dass Sie hier rausspazieren und all Ihren Nazi-Freunden erzählen, dass wir Schwächlinge sind.»
«Uns ist nämlich aufgefallen, dass die Leute vor dem Iwan mehr Angst haben als vor uns.»
«Und deshalb habt ihr beschlossen, mehr wie er zu werden», sagte ich. «Genauso brutal zu sein wie die Russen. Alles klar, verstehe.»
«Ganz recht, Gunther. Und damit kommen wir wieder zu den Angeboten. Oder besser gesagt, zu einem speziellen Angebot.»
«Es geht um einen Namen, den Sie Silverman und Earp gegenüber erwähnt haben. Erich Mielke.»
«Stimmt, das hab ich. Was ist mit ihm?»
«Die beiden hatten den Eindruck, dass Sie ihn kannten.»
«Wir sind uns begegnet. Na und?»
«Sie müssen ihn ziemlich gut kennen.»
«Wie kommen Sie denn darauf?»
«Sie haben durch das Fenster gesehen, dass es nicht Mielke, sondern Erhard Milch war, der am Haupttor entlassen wurde. Wie weit war das weg?»
«Zwanzig, fünfundzwanzig Meter. Sie haben gute Augen, Gunther.»
«Zum Lesen brauch ich eine Brille», sagte ich.
«Die kriegen Sie, wenn Sie Ihr Geständnis unterschreiben.»
«Welches Geständnis?»
«Das Geständnis, von dem wir
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