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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kenne.«
    »Haben Sie einen Haitianer namens Toot gekannt?«
    »Ich kenne keinen davon. Ich bin nur rasch hier runtergekommen, um Eddies Geschäfte wahrzunehmen. Das ist eine große Tragödie.«
    »Ich glaube, Sie verstoßen gegen das Gesetz, Mr. Keats.«
    »Wie?«
    »Ich glaube, Sie leisten Beihilfe zur Prostitution.«
    Seine grünen Augen musterten mich sorgsam. Er nahm eine Lucky Strike aus der Packung auf dem Schnapsregal hinter ihm und zündete sie an. Mit dem Fingernagel entfernte er einen Tabakskrümel von seiner Zunge. Er blies den Rauch seitlich aus dem Mund.
    »Was wird gespielt?« fragte er.
    »Kein Spiel. Ich überlege nur, wie ich Sie einsperren kann.«
    »Hatten Sie eine geschäftliche Abmachung mit Eddie?«
    »Nein, ich mochte Eddie nicht. Ich bin der Bursche, der ihm einen Billardstock übers Gesicht gezogen hat. Was halten Sie davon?«
    Er schaute weg und paffte an seiner Zigarette. Dann richtete er den Blick wieder auf mein Gesicht. Über der Nasenwurzel bildete sich eine tiefe Sorgenfalte.
    »Schauen Sie, sie haben meinen Bruder nicht gemocht. Das ist Ihr Problem. Aber ich bin nicht Eddie. Sie haben keinen Grund, über mich herzufallen, Mann. Ich bin ein Mann, der zur Zusammenarbeit bereit ist. Wenn ich ein bißchen was vom Geschäft abgeben muß, in Ordnung. Ich habe eine Niggerbar in Bedford-Stuyvesant geleitet. Bin mit jedem bestens ausgekommen. Das ist dort gar nicht so leicht. Ich will auch hier klarkommen.«
    »Ich habe hier doch kein Problem. Sie haben es. Sie sind ein Zuhälter, und sie quälen Tiere. Cecil, komm mal hier rüber«, sagte ich.
    Mit verschränkten Armen und düsterer Miene lehnte Cecil neben dem Billardständer an der Wand. Wie viele andere Farbige mochte er keine solchen Weißen, wie Keats’ Bruder und die beiden Prostituierten sie für ihn darstellten. Er setzte seine massige Gestalt in Bewegung, den Mund zu einem schmalen Strich zusammengepreßt, einen Klumpen Kautabak, dick wie ein Golf ball, in der Backe. Die herabhängenden Hände öffneten und schlossen sich.
    Der Barmann trat ein paar Schritte zurück. »Jetzt warten sie doch mal«, sagte er.
    »Mr. Keats möchte, daß wir diesen Affenkäfig runternehmen«, sagte ich.
    »Dasselbe hab’ ich auch grad gedacht«, sagte Cecil und stellte den Barhocker auf den Tresen. Dann trat er mit einem Fuß auf das Schnapsregal und schüttelte den Affenkäfig von dem in die Decke geschraubten Haken. Sein riesiger Schuh stieß ein Halbdutzend Whiskeyflaschen um, die über den Tresen rollten und auf die Bretter krachten. Die Augen des Affen waren weit vor Furcht, die ledrigen Klauen klammerten sich um den Maschendraht. Cecil hielt den Käfig ausgestreckt mit einem Arm und sprang auf den Boden.
    »Die Dame hier hat meine Visitenkarte. Sie können eine Beschwerde vorbringen, falls Ihnen das nicht paßt. Willkommen in Südlousiana, Partner«, sagte ich.
    Cecil und ich gingen hinaus ins gleißende Sonnenlicht auf dem schieferweißen Parkplatz. Wir liefen zu dem schattigen Eichenhain hinter der Bar und setzten den Käfig im Gras ab. Ich machte den Draht an der Tür los und zog sie auf. Der Affe saß auf dem nassen Klumpen Zeitungspapier, zu verängstigt, eine Bewegung zu wagen, den Schwanz hoch an eine Wand des Käfigs gedrückt. Dann kippte ich den Käfig nach vorn, und er rutschte ins Gras, schnatterte und quiekte einmal kurz und kletterte hoch in die Gabel einer Eiche, von wo aus er mit aufgerissenen Augen auf uns herunterschaute. Der Wind plusterte das Moos in den Bäumen auf.
    »Macht Spaß, mit dir zu arbeiten, Dave«, sagte Cecil.
    Doch manchmal, wenn eine Untersuchung nirgendwo hinzuführen scheint, wenn die Leute auf der Straße vor einem mauern und ein Strolch wie Victor Romero offenbar ungreifbar ist, öffnet sich irgendwo fast unmerklich eine Tür. Es war Samstag, am Tag nachdem Cecil und ich zu Keats’ Bar gegangen waren, und ich saß am Dock und las unter dem Segeltuchschirm die Times Picayune. Selbst im Schatten fiel das Licht noch grell und hart auf die gedruckten Lettern und schmerzte in meinen Augen. Dann verschwand die Sonne hinter Wolken, und der Tag war plötzlich grau, und eine Brise kam auf, kräuselte das Wasser und bog die Rohrkolben und das Reetgras am Ufer nieder. Ich rieb mir mit den Fingern über die Augen und schaute noch einmal auf die Spalte mit den amtlichen Verlautbarungen in der Beilage. Ganz unten stand eine Agenturmeldung von fünf Zeilen über die Festnahme eines Mannes in Nordostlouisiana, den man

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