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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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verdächtigte, Hausbriefkästen in einem Obdachlosenwohnheim geplündert und alte Leute überfallen zu haben, um sich ihre Rentenschecks anzueignen. Der Name des Mannes wurde mit Jerry Falgout angegeben.
    Ich ging in den Laden und rief beim zuständigen Sheriffbüro an. Der Sheriff war nicht da, und der Deputy, mit dem ich sprach und der sich wie ein Schwarzer anhörte, gab sich nicht sonderlich mitteilsam.
    »Ist dieser Typ ein Barmann aus New Orleans?« fragte ich. »Weiß ich nicht.«
    »Was haben Sie aus Baton Rouge über ihn bekommen?«
    »Das müssen Se den Sheriff selber fragen.«
    »Kommen Sie, er ist bei Ihnen in Haft. Sie müssen doch irgendwas über ihn wissen. War er in Angola?«
    »Ich weiß nicht. Er hat nichts gesagt.«
    »Wie hoch ist die Kaution?«
    »Hunderttausend.«
    »Warum so hoch?«
    »Er hat im Wohnheim eine alte Frau die Treppen runtergestoßen. Sie hat einen Schädelbruch.«
    Ich war drauf und dran, das Gespräch mit dem Deputy abzubrechen und den Sheriff unter seiner Privatnummer anzurufen. Ich versuchte es mit einer letzten Frage.
    »Aber was sagt er eigentlich?«
    »Hier gefällt’s ihm nicht, und er ist kein wilder Knabe.«
    Fünfzehn Minuten später war ich in meinem Pickup unterwegs nach Lafayette, hielt auf die vierspurige Schnellstraße in Richtung Norden zu, während über mir das dichte Laubdach der Eichen vorbeifegte.
    Die Landschaft veränderte sich allmählich, als ich hinter dem Red River nach Norden weiterfuhr. Zuckerrohr- und Reisfelder lagen jetzt hinter mir. Die schwarze Erde und die überfluteten Zypressen und Eichen wichen Weideland und Nadelwäldern, Sägewerken und Baumwollplantagen, roten Sandstraßen, die durch endlose Pecanohaine schnitten, Negersiedlungen aus ungestrichenen Hütten, windschiefen Bierkneipen und alten Lagerhäusern aus Klinker, die entlang der Eisenbahngleise errichtet worden waren. Die französischen und spanischen Namen waren ebenfalls von den Briefkästen und Ladenfronten verschwunden. Ich war wieder im angelsächsischen Teil des Südens, wo die Straßen am Sonntag leer und die Baptistenkirchen voll waren und Neger im seichten Flußwasser getauft wurden. Es war armes Bauernland, wo Angehörige des Ku-Klux-Klan nachts noch immer Kreuze an Feldwegen verbrannten und Rednecks ihre Coon-on-a-Log-Wettbewerbe ausfochten, bei denen ein mit dem Fuß an einen Balken geketteter Waschbär in einen Teich gejagt wurde, während die Leute ihre Jagdhunde auf ihn hetzten.
    Doch die Geschichte hatte manchem dieser Landbezirke im Norden einen Streich gespielt. Seit den sechziger Jahren waren die Schwarzen Louisianas in großer Zahl als Wähler registriert, und in diesen Gemeinden und Städten, in denen Weiße in der Minderheit waren, wurden Bürgermeisterämter, Sheriffbüros und Polizeigerichte überwiegend mit Schwarzen besetzt. Zumindest war genau das in der Stadt flußaufwärts von Natchez passiert, wo Jerry Falgout in dem alten Ziegelgefängnis hinter einem Gerichtsgebäude inhaftiert war, das Yankeesoldaten während des Bürgerkrieges versucht hatten niederzubrennen.
    Es war eine arme Stadt mit Ziegelstraßen und Holzkolonaden über heruntergekommenen Ladenfronten. Auf dem Hauptplatz gab es ein Bewährungshilfe- und Kautionsbüro, ein Café, einen Kramladen und eine Friseurschule mit einer über die Tür gemalten, jetzt rissigen und abblätternden Fahne der Konföderierten. Die höhergelegenen Bürgersteige zeigten Risse und waren eingesunken, und die in Beton eingelassenen eisernen Halteringe hatten Roststreifen im Rinnstein hinterlassen. Das Gerichtsgebäude, der Rasen davor, die Kanone der Konföderierten und das Kriegerdenkmal aus dem Ersten Weltkrieg lagen im tiefen Schatten der Eichen, die bis über das zweite Stockwerk aufragten. Ich ging über den Bürgersteig vor dem Gericht, vorbei an den schmiedeeisernen Bänken, auf denen Gruppen alter Neger in Overalls oder Köperhosen saßen und aus dem Schatten auf das hitzeflirrende Licht starrten, das über der Straße hing.
    Ein schwarzer Deputy führte mich durch die rückwärtige Tür des Gerichtsgebäudes in den Besuchsraum des Gefängnisses. Die Gitterstäbe vor den Fenstern und die Eisenstreben vor der Tür des Haupteingangs trugen Schichten von weißer und gelber Lackfarbe. Der Raum hatte keine Klimaanlage, und es war heiß und stickig und roch nach dem Öl in den Holzdielen und nach Tabaksaft, den jemand in eine Kiste Sägemehl in einer Ecke gespuckt hatte. Ein weißer Kalfaktor in Gefängnisdrillich

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