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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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gedonnert kamen und sich in der Zielgeraden von der Innenbande lösten und über die ganze Bahn auffächerten, wenn die Jockeys ihnen mit den Reitgerten in die Flanken hieben und ausgerissene Grassoden durch die Luft flogen, war sie auf den Füßen, einen Arm bei mir eingehakt, die Brust eng an mich gedrückt, und zappelte und hüpfte vor Begeisterung. An diesem Abend lösten wir am Schalter Wettscheine für einhundertachtundsiebzig Dollar ein, und auf dem Heimweg hielten wir bei einem noch spätnachts geöffneten Markt und kauften für Batist und seine Frau einen Appetitskorb mit einer Flasche Cold Duck. Als ich mit dem Pickup auf den Sandweg bog, der südlich von New Iberia dem Bayou folgte, war sie, den Kopf an meiner Schulter, eingeschlafen, ihre Hand schlaff in mein Hemd geschoben, die Lippen im Mondschein leicht offen, als flüstere sie mir gleich ein Kleinmädchengeheimnis zu.
    Da ich die Lebenden nicht hatte finden können, dachte ich, ich hätte vielleicht mehr Glück, wenn ich mich mit den Toten beschäftigte. Am folgenden Nachmittag fuhren Cecil und ich zum Jungle Room an der Breaux Bridge Road, und sahen zu, was wir über Eddie Keats’ Verbindung zu Victor Romero erfahren konnten, falls eine solche bestand. In der grellen Sonne waren der weiße Parkplatz und die lila gestrichene Stirnwand mit den aufgemalten Kokospalmen und der nagellackroten Eingangstür wie ein Schlag vor die Augen. Doch drinnen war es bis auf das weiche Licht hinter der Bar dunkel wie in einer Gruft, und es roch nach dem Insektenvertilgungsmittel, das ein Kammerjäger aus einem Tank in die Ecken des Gebäudes sprühte. Zwei müde und verkatert wirkende Frauen rauchten an der Bar Zigaretten und tranken Bloody Marys. Der Barmann schob langhalsige Bierflaschen in das Kühlfach, und jedesmal wenn er sich vornüberbeugte, zeichneten sich die Muskeln auf seinem breiten Rücken ab. Er hatte platinblondes Haar, bronzefarbene Arme und trug statt eines Hemds eine silberne Weste mit Blümchen, die stumpf wie Zinn schimmerte. Hoch an der Wand hing der Drahtkäfig, in dem der Affe zwischen Erdnußschalen und bepißten Zeitungen hockte.
    Ich zeigte den beiden Frauen meine Marke und fragte sie, wann sie Eddie Keats zum letztenmal gesehen hätten. Ihre Augen blickten leer; sie bliesen Rauch in die Luft, schnippten Asche in die Aschenbecher und waren so unzugänglich und leblos wie Pappfiguren.
    Hatten sie Victor Romero kürzlich gesehen?
    Ihre Blicke blieben unbestimmt und leer, und die Zigaretten bewegten sich in Zeitlupe zu ihren Mündern und dann zurück in den träge dahinziehenden Rauch.
    »Ich habe gehört, daß heute morgen die Beerdigung war. Hat man Eddie eine hübsche Grabrede gehalten?« fragte ich.
    »Sie haben ihn eingeäschert und in eine Vase oder so was ähnliches getan. Ich bin zu spät hochgekommen, um hinzugehen«, sagte eine der Frauen. Ihr Haar war rot gefärbt und straff nach hinten gebunden wie Draht. Ihre Haut spannte weiß und glänzend wie ein Lampenschirm über den Knochen, und an ihren Schläfen war ein Knoten blauer Äderchen.
    »Ich wette, es war großartig, für ihn zu arbeiten«, sagte ich.
    Sie drehte sich auf dem Barhocker um und schaute mir ins Gesicht. Ihre braunen Augen waren feucht und bösartig.
    »Gewöhnlich red’ ich mit Leuten, die mir einen Drink spendieren«, sagte sie. »Dann leg’ ich meine Hand in ihren Schoß, und wir reden über ihre steigenden Erwartungen. Möchten Sie, daß Ihnen jemand zu steigenden Erwartungen verhilft, Officer?«
    Ich legte meine Karte vor ihr auf den Tresen.
    »Wenn du die Comic-Sprüche mal satt haben solltest, dann ruf diese Nummer an«, sagte ich.
    Der Barmann schob die letzte Bierflasche ins Kühlfach und ging auf den Brettern hinter der Bar auf mich zu, während er sich einen Streifen Kaugummi zwischen Gaumen und Zähne schob.
    »Ich bin Eddies Bruder. Was wünschen Sie?« sagte er.
    Seine Bräune war fast golden, wie man sie von Chemikalien bekommt, die man in der Sonne auf die Haut reibt, und die Haare, die aus seinen Achselhöhlen ragten, waren an den Spitzen gebleicht. Er hatte denselben dicken, von Venen durchzogenen Hals, die kräftigen Schultern und den näselnden Brooklyn-Akzent wie sein Bruder. Ich fragte ihn, wann er Eddie Keats zum letztenmal gesehen habe.
    »Vor zwei Jahren, als er nach Canarsie auf Besuch gekommen ist«, sagte er.
    »Kennen Sie Victor Romero?«
    »Nein.«
    »Wie wär’s mit Bubba Rocque?«
    »Ich glaube nicht, daß ich den Namen

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