Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
führte Jerry Falgout die eiserne Wendeltreppe am hinteren Ende des dunklen Flurs herunter und brachte ihn in den Besucherbereich.
    Seine Unterlippe war lila verfärbt und geschwollen, und an einem Nasenloch klebte verschorftes Blut. Er blähte den Nasenflügel und schnüffelte ständig, als versuche er, einen verstopften Nasengang freizubekommen. An einem Augenwinkel war ein länglicher roter Kratzer, wie von verschmiertem Blut. Der Kalfaktor ging wieder nach oben, und der Deputy sperrte hinter uns ab. Jerry saß mir gegenüber, die Hände schlaff auf der Tischplatte, die Augen trübe und schmerzerfüllt, als er mich anschaute. Ich roch den säuerlichen Gestank von altem getrockneten Schweiß.
    »Was spielt sich denn hier ab?« fragte ich.
    »Das ist ’n Niggerknast. Was glauben Sie denn?«
    »Waren das nicht auch schwarze Leute, die Sie ausgeraubt haben?«
    »Ich hab’ keinen ausgeraubt, Mann. Ich bin hierher gekommen, um meine Verwandten zu besuchen.«
    »Verschon mich mit solcher Kacke, Jerry.«
    »Kommen Sie, Mann, glauben Sie, ich beraube Nigger in einem Obdachlosenheim? Irgend ’ne alte Frau ist ’ne Treppe runtergeschubst worden. Die war sowieso schon senil, jetzt hat sie ’n Schädelbruch und behauptet, ich wär’s gewesen. Der Wärter, der hier Nachtschicht schiebt, ist ihr Neffe. Also raten Sie mal, was der den Kaffern da oben erzählt.«
    »Ja ja, hört sich nach ’ner schlimmen Klemme an.«
    »Ja, Sie und Ihr großes Herz.«
    Ich bedachte ihn mit einem langen Blick, bevor ich wieder mit ihm sprach.
    »Du warst schon lange nicht mehr duschen, Jerry.«
    Er wandte das Gesicht von mir ab, und auf einer Wange erschien ein kleiner, kreisrunder Fleck.
    »Die haben also vor, dich zu stopfen, Partner?« fragte ich.
    »Hören Sie, Mann. Ich hab’ versucht, mit allen hier klarzukommen. Mir macht das nix aus, ob das Farbige sind oder nicht. Ich hab’ versucht, was zusammenzubasteln, wissen Sie. ’ne Heizplatte für diese Burschen, damit die sich abends ihre Makkaroni warm machen können. Dann kommt dieser große schwarze Saukerl klatschnaß aus der Dusche, steht mit seinen nackten Füßen auf dem Beton und nimmt den Topf hoch. Das hat ihm derart einen verplättet, daß er ausgesehen hat, als hätt’ ihm jemand ’n Stachelstock in Arsch gerammt. Also gibt er mir dafür die Schuld.
    Zuerst schmeißt er allen möglichen Scheiß nach mir – Makkaroni und Teller und Blechtassen, dann fängt er an zu grinsen und erzählt mir, daß sein Schwanz jetzt ganz prall und voll ist. Er sagt, wenn ich nächstesmal unter die Dusche gehe, will er mal ’n weißen Knaben anbohren. Und die anderen Kaffer kommen dann nach ihm an die Reihe.«
    Sein Gesicht war gerötet, die zusammengekniffenen Augen funkelten.
    Ich ging zu einem rostfleckigen Waschbecken an der einen Wand und füllte einen Pappbecher mit kaltem Wasser. Ich stellte den Becher vor ihn hin und setzte mich wieder.
    »Wird deine Mutter Kaution stellen?« fragte ich.
    »Die muß zehn Riesen für den Kautionsagenten auftreiben. Die hat nicht soviel Knete, Mann.«
    »Wie wär’s, wenn sie ein Grundstück verpfändet?«
    »Hat sie nicht. Hab’ ich doch gesagt.« Sein Blick wich mir aus.
    »Verstehe.«
    »Schauen Sie, Mann. Ich hab’ fünf Jahre in Angola abgerissen. Ich war da mit Kerlen zusammen, die hätten Ihnen für zwanzig Dollar mit ’m Rasiermesser das Gesicht aufgeschnitten. Ich hab’ gesehen, wie ein Spitzel mit einem Molotow-Cocktail in seiner Zelle verbrannt worden ist. Ich hab’ gesehen, wie man einen kleinen Jungen in der Toilette ersäuft hat, weil er einem Typ keinen hat blasen wollen. Ich werd’ mich nicht in ’nem Niggerknast in ’nem Hinterwäldlerscheißhaus fertigmachen lassen.«
    »Du willst also hier raus?«
    »Ja! Haste gute Beziehungen zu Jesse Jackson?«
    »Spiel den abgekochten Burschen ein andermal, Jerry. Du willst also hier raus?«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Du hast die Post beraubt. Das ist ein Bundesverbrechen. Die werden irgendwann Anklage gegen dich erheben, aber ich kenne jemanden, der das wahrscheinlich beschleunigen kann. Wir bringen dich in Bundeshaft, und das Loch hier kannst du vergessen.«
    »Wann?«
    »Vielleicht schon diese Woche. Inzwischen ruf ich beim FBI in Shreveport an und sag’ denen, daß hier ein ganz schwerer Fall von Verletzung der Grundrechte vor sich geht. Du müßtest dann in Isolierhaft kommen, bis du in ein Bundesgefängnis überführt wirst.«
    »Was wollen Sie dafür?«
    »Victor

Weitere Kostenlose Bücher