Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
nicht her und finden es selbst raus?«
»Sie klingen irgendwie komisch.«
»Ich bin am Mund genäht worden.«
»Die haben ordentlich mit Ihnen rumgebolzt, wie?«
»Weswegen soll ich meinen Arsch in Ihr Büro bewegen?«
»Ich bin neugierig. Warum ist eine Bande von Arschlöchern, die mit Stoff dealen und Nutten laufen haben, so an Ihnen interessiert? Ich glaube, Sie sind da an irgendwas dran, wovon wir nichts wissen.«
»Bin ich nicht.«
»Und außerdem glaube ich, Sie leben noch immer in dem Wahn, Sie wären Polizist.«
»Sie verwechseln da ein bißchen was. Wenn einem Kerl die Eier und die Fresse eingetreten werden, ist er das Opfer. Die Kerle, die ihm die Eier und die Fresse eintreten, sind die Verbrecher. Das sind die Kerle, auf die man Wut bekommt. Das Ziel ist es, sie in den Knast zu schaffen.«
»Der Sheriff sagt, daß Sie Keats nicht identifizieren können.«
»Ich habe sein Gesicht nicht gesehen.«
»Und den Zulu haben Sie auch noch nie gesehen?«
»Keats, oder wer immer dieser Weiße gewesen sein mag, hat gesagt, er wäre einer von Baby Docs tonton macoute gewesen.«
»Was sollen wir also tun?«
»Falls ich mich recht an unser Gespräch von damals erinnere, dann wolltet ihr euch drum kümmern.«
»Die Sache ist gestorben. Ich habe bei tätlichem Angriff keinerlei Befugnis. Das wissen Sie.«
Ich schaute aus dem Fenster auf die Blätter, die auf der braunen Strömung trieben.
»Haben Sie schon jemals ein Bohrloch gesalzen?« fragte ich.
»Sie meinen, einem Verdächtigen Dope untergeschoben? Ist das Ihr Ernst?«
»Ersparen Sie mir das Pfadfinderethos. Ich habe in meinem Haus eine Frau und einen anderen Menschen, die beide mit gefährdet sind. Sie haben gesagt, Sie nehmen sich der Sache an. Statt dessen machen Sie gar nichts. Und dauernd bekomme ich Vorträge zu hören, ich wäre das eigentliche Problem.«
»Das hab’ ich nie behauptet.«
»Müssen Sie auch gar nicht. Ein Sammelsurium moralischer Kretins schleust Drogen in Millionenwerten durch die Bayous, und Sie fassen wahrscheinlich nicht mal einen von fünfzig. Das ist frustrierend. Das macht sich schlecht im Monatsbericht. Und Sie fragen sich schon, wann Sie nach Fargo versetzt werden. Also schlagen Sie Lärm, daß Zivilisten sich in Ihre Angelegenheiten mischen.«
»Ich mag die Art nicht, wie Sie mit mir reden, Robicheaux.«
»Wie schlimm für Sie. Aber ich bin der Kerl, der mit vielen Stichen genäht werden mußte. Wenn Sie etwas für mich tun wollen, dann denken Sie sich was aus, wie Sie Keats hochnehmen können.«
»Tut mir leid, daß Sie zusammengeschlagen worden sind. Tut mir leid, daß wir nicht mehr tun können. Ich verstehe Ihre Wut. Aber Sie waren ein Cop, und Sie kennen unsere Grenzen genau. Also, wie wär’s, wenn Sie zur Abwechslung mal die Heldenmasche sein lassen?«
»Sie haben mir erzählt, daß in Keats Bars Nutten ihre Freier aufreißen. Bringen Sie die Polizei am Ort dazu, ein paar Nächte lang Streifenwagen vor seinen Läden zu postieren. Das wird seine eigenen Leute gegen ihn aufbringen.«
»So gehen wir nicht vor.«
»Ich hatte so ein Gefühl, daß Sie das sagen würden. Also dann, bis demnächst, Partner. Hängen Sie nicht zu lange auf der Kante. Sonst vergißt alle Welt, daß Sie noch im Spiel sind.«
»Halten Sie das für schlau?«
Ich legte einfach auf, trank mein Dr. Pepper aus und fuhr im warmen Wind, der die Baumkronen über mir peitschte, den Sandweg entlang. Der Bayou war jetzt mit Blättern zugedeckt, und im Schatten am gegenüberliegenden Ufer sah ich Mokassinschlangen, die unter den tiefhängenden Ästen der Weiden knapp oberhalb der Wasserlinie schliefen. Ich rumpelte über die Zugbrücke in die Stadt, hob bei der Bank dreihundert Dollar ab, nahm dann die Straße durch die Zuckerrohrfelder nach St. Martinville und fuhr auf der Interstate nach New Orleans.
Der Wind wehte unvermindert heftig, als ich auf dem Betondamm über den Atchafalaya-Sumpf fuhr. Der Himmel zeigte noch immer ein weiches Blau, und kleine weiße Wolken trieben dicht dahin, doch draußen im Golf braute sich ein tüchtiger Sturm zusammen, und ich wußte, gegen Abend war der Horizont im Süden tiefschwarz vom Regen und mit Blitzen durchzuckt. Ich sah, wie sich die vom Wasser überfluteten Weiden im Wind bögen und das Moos auf den abgestorbenen Zypressen sich hob und senkte, beobachtete, wie das Sonnenlicht auf dem Wasser tanzte und in glitzernde Punkte zerstob, wenn die Oberfläche vom Wind aufgepeitscht wurde. Das
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