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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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des ganzen Lokals; im hinteren Teil des Raums standen vier mit grünem Filz bespannte Pooltische, über die der Besitzer manchmal eine Wachstuchdecke legte, wenn er den Gästen Gumboschotensuppe gratis servierte; und alte Männer spielten bourée und Domino unter den Deckenventilatoren mit den langen Rotorblättern aus Holz. Der Tabellenstand von Mannschaften sowohl der allamerikanischen Liga als auch der nationalen Liga war mit Kreide auf eine große Tafel an der Wand geschrieben, und im Fernseher über der Bar schienen ausschließlich Baseballspiele zu laufen. Der Raum roch nach gezapftem Bier und Gumboschoten und Talkum, nach Whiskey und gekochten Flußkrebsen und Virginia Extra Tabak, nach eingelegten Schweinsfüßen und Wein und Red-Man-Kautabak.
    Der Besitzer hieß Tee Neg. Er war ein Pipelinemann und Ölbohrexperte der ersten Generation, der wie ein Mulatte aussah und dem von der Führungskette eines Ölbohrers drei Finger abgerissen worden waren. Ich sah, wie er Bier in ein geeistes Glas zapfte, den Schaum mit einem Holzspatel vom Rand wischte und es zusammen mit einem Schnapsglas voll Whiskey einem Mann im Drillichzeug und Strohhut vorsetzte, der an der Bar stand und eine Zigarre rauchte.
    »Ich hoffe, du bist hier, um Pool zu spielen, Dave«, sagte Tee Neg.
    »Gib mir eine Schüssel Gumbo.«
    »Die Küche ist geschlossen. Das weißt du doch.«
    »Dann gib mir ein paar boudin. « .
    »Sie haben mir heute keine gebracht. Willst du ein Dr. Pepper?«
    »Ich möchte gar nichts.«
    »Ganz wie du willst.«
    »Gib mir eine Tasse Kaffee.«
    »Du siehst müde aus, du. Geh nach Hause und schlaf dich aus.«
    »Bring mir einfach ’ne Tasse Kaffee, Tee Neg. Und bring mir auch ’ne Zigarre.«
    »Du rauchst doch gar nicht, Dave. Weswegen bist du so wütend, du?«
    »Es ist nichts. Ich hab’ heute noch nichts gegessen. Ich dachte, deine Küche hätte noch auf. Hast du die Zeitung von heute?«
    »Na klar.«
    »Dann les’ ich eben Zeitung.«
    »Alles, was du willst.«
    Er langte unter die Bar und reichte mir eine zusammengefaltete Ausgabe des Daily Iberian. Auf der Titelseite war der Abdruck eines Bierglases.
    »Gib den alten Herren da hinten eine Runde von mir aus«, sagte ich.
    »Das mußt du doch nicht.«
    »Ich will’s aber so.«
    »Das mußt du nicht, Dave.« Er schaute mir unverwandt ins Gesicht.
    »Ich bin heute abend eben spendabel.«
    »Okay, Partner. Aber wenn sie dir auch einen ausgeben, mußt du hier hinter die Bar kommen und dich selber bedienen. Tee Neg kriegst du nicht dazu, nein.«
    Ich faltete das Blatt auseinander und versuchte, die Sportseite zu lesen, doch die Lettern verschwammen immer wieder vor meinen Augen. Meine Haut juckte, das Gesicht brannte, in den Lenden hatte ich ein Gefühl, als wären sie voll Zement. Ich faltete die Zeitung zusammen, ließ sie auf der Bar liegen und ging wieder nach draußen in die Frühlingsnacht.
    Ich fuhr hinunter zur Bucht am Cypremort Point, setzte mich auf einen Steg, der weit ins Meer ragte, und sah zu, wie die Ebbe einsetzte. Als morgens die Sonne herauskam, sah der Himmel leer und weiß wie ein Knochen aus. Möwen flogen niedrig über dem nassen grauen Sand und schnappten sich Schalentiere, und der Wind trug den Geruch von totem Fisch zu mir. Meine Sachen fühlten sich steif und körnig vom Salz an, als ich zurück zu meinem Pickup ging. Auf dem Weg in die Stadt stand mir der Besuch im Billardsalon so wirklich und in allen Einzelheiten unerbittlich scharf vor Augen, als handele es sich um Bilder eines tagealten Alkoholkaters.
    Später machten Batist und ich den Fischköderladen und den Bootsverleih auf. Dann ging ich hoch zum Haus und schlief bis in die ersten Nachmittagsstunden. Als ich aufwachte, war es strahlend hell und warm, und Spottdrosseln und Eichelhäher lärmten in den Bäumen. Annie hatte mir in Butterbrotpapier gewickelte Sandwiches mit Schinken und Zwiebeln gemacht, und daneben auf dem Küchentisch lag eine Notiz von ihr.
    Wollte Dich nicht wecken, aber wenn ich aus der Stadt zurückkomme, kannst Du mir dabei helfen, einen geilen älteren Knaben mit weißer Strähne im Haar zu finden, der sich darauf versteht, ein Mädel aus Kansas in Hochstimmung zu bringen.
    In Liebe A.
    P.S. Laß uns heute abend im Park ein Picknick machen und Alafair zum Baseballspiel mitnehmen. Das mit gestern nacht tut mir leid. Du wirst mir immer etwas ganz Besonderes sein, Dave.
    Das war großzügig und freundlich von ihr. Ich hätte darüber sehr zufrieden sein müssen,

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