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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aber es beunruhigte mich gleichermaßen, wie es mir wieder Sicherheit gab, weil ich mich fragte, ob Annie – wie die meisten Menschen, die mit Alkoholikern zusammenleben – nicht auch aus der Furcht heraus so gehandelt hatte, meine unvorhersehbaren Launen könnten uns alle in jene Alptraumwelt zurückstoßen, vor der mich die AA gerettet hatten.
    Trotz alledem wußte ich auch, daß die durch den Flugzeugabsturz am Southwest Pass verursachten Probleme nicht verschwinden würden. Und da ich in einer ländlichen Cajun-Welt aufgewachsen war, in der es praktisch keine Bücher gegeben hatte, bezogen sich fast alle meine Lektionen darüber, wie man mit Problemen umzugehen hat, auf Jagen, Fischen und Kampfsportarten. Keine Bücher hätten mich lehren können, was ich von meinem Vater in den Marschen gelernt hatte, und als Boxer an der High School hatte ich die Entdeckung machen müssen, daß es genauso wichtig war, das eigene Blut wegzuschlucken und so zu tun, als seien Treffer wirkungslos geblieben, wie auf den Gegner loszudreschen und ihn abzuschlagen.
    Aber die vielleicht wichtigste Lektion, ein Problem in seinem ganzen Ausmaß zu würdigen, hatte mir ein alter schwarzer Hausmeister erteilt, der damals, als die Neger noch ihre eigenen Ligen gehabt hatten, Pitcher bei den Kansas City Monarchs gewesen war. Er schaute regelmäßig bei unseren Nachmittagsspielen zu, und eines Tages, nachdem man mich vom Abschlagplatz gefegt hatte und ich über das Feld auf die Duschkabinen zutrottete, war er neben mir hergelaufen und hatte gesagt: »Bogenlampen und angeschnitt’ne Bälle sin’ ja prima, und mit ’n angespuckten Ball zeigste denen, daß de richtig fies sein kannst. Aber wenn de willst, daß der Schlagmann den Schwanz einkneift, mußte ’n Flatterball direkt auf sein’ Kopp knall’n.«
    Vielleicht war es für mich jetzt an der Zeit, auf den Schlagmann zu zielen, dachte ich.
    Bubba Rocque hatte am Vermilion River, außerhalb von Lafayette, ein verfallenes Haus im Kolonialstil gekauft und eine Viertelmillion Dollar dafür ausgegeben, um es zu restaurieren. Es war eine bombastische Pflanzervilla, grellweiß schimmernd unter den Strahlen der Sonne und mit dorischen Säulen bis zum Obergeschoß, so dick, daß zwei Männer sie nicht mit ausgebreiteten Armen umspannen konnten. Die Außengalerie war ganz mit italienischem Marmor ausgelegt; die Galerie zog sich um das ganze Obergeschoß und war mit einem schmiedeeisernen Geländer, importiert aus Sevilla, eingefaßt, an dem Kästen mit Petunien und Geranien hingen. Die aus Klinkersteinen erbaute Remise war zu einer Garage für drei Autos umgebaut worden; die Steinbrunnen hatte man mit dekorativen Aufzugswinden aus Messing bestückt und mit Blumenkörben versehen, aus denen Wicken und Passionsblumen rankten; die eingestürzten hölzernen Außengebäude waren einem Harttennisplatz gewichen.
    Der leuchtend blaugrüne Rasen schimmerte von den Wassertropfen aus Sprinkleranlagen und war hier und da bestanden mit Eichen, Mimosen-, Zitronen- und Orangenbäumen; die lange kiesbestreute Auffahrt, die bis ans Portal führte, war von einem weißen Zaun eingefaßt, in dem gelbe Heckenrosen rankten. Ein Cadillac Cabrio und ein neuer cremefarbener Oldsmobile parkten davor, und aus der Garagentür ragte ein feuerwehrroter MG, ein Sammlerstück aus den dreißiger Jahren. Zwischen den Weiden am Flußufer entdeckte ich ein Schnellboot, wie es Schmuggler gern benutzen. Das Cockpit hatte man mit einer Plane abgedeckt.
    Es war schwer vorstellbar, daß diese Szenerie, die wie aus einem Magazin für schönes Wohnen im alten Süden wirkte, zu Bubba Rocque passen sollte, dem Jungen, der sich stets auf einen Kampf vorbereitete, indem er die Hände in eine Salzsäurelösung tauchte und jeden Morgen acht Kilometer in Armeestiefeln runterriß. Ein alter schwarzer Diener öffnete mir die Tür, doch er bat mich nicht herein. Statt dessen knallte er sie mir beinahe vor der Nase zu und ging nach hinten ins Haus, um Order einzuholen. Etwa fünf Minuten später hörte ich, wie Bubba sich über die Verandabrüstung beugte und zu mir herunterrief: »Komm rein, Dave. Ich bin gleich unten. Entschuldige mein ungehobeltes Benehmen. Ich bin unter der Dusche gewesen.«
    Ich trat ein und wartete mitten in der Eingangshalle unter einem riesigen Kronleuchter, bis er über die Wendeltreppe vom Obergeschoß herunterkam. Das Innere des Hauses war eigenartig. Die Dielenbretter waren aus heller Eiche, die Wandverkleidung aus

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