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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unter dem kalten Wasserstrahl, putzte mir die Zähne, zog mir ein paar saubere Khakihosen und ein Baumwollhemd an und zwang mich, eine Schüssel Nüsse mit Rosinen zu essen. Sogar unter dem kühlen Luftzug des Ventilators war mein Hemd binnen kürzester Zeit wieder schweißfleckig.
    Ich holte Alafair bei Batist und seiner Frau ab, nahm sie mit zum Haus meines Cousins, einem Lehrer im Ruhestand, der in New Iberia lebte. Ich hatte Alafair bereits zwei Tage allein gelassen, während ich auf Sauftour gewesen war, und ich fühlte mich schlecht, weil ich sie schon wieder anderswo unterbrachte, doch sowohl Batist als auch seine Frau arbeiteten und konnten sie nicht den ganzen Tag beaufsichtigen; außerdem war ich im Moment körperlich und emotional nicht in der Verfassung, auch nur für mich selbst Verantwortung zu übernehmen, geschweige denn für jemand anderen, und zudem bestand die Möglichkeit, daß die Killer noch einmal zu mir ins Haus kommen könnten.
    Ich bat meinen Cousin, Alafair die nächsten zwei Tage bei sich zu behalten, und fuhr dann zum Gerichtsgebäude, um beim Sheriff vorzusprechen, doch als ich meinen Pickup parkte, war ich am ganzen Körper schweißnaß, meine Hände hinterließen nasse Abdrücke auf der Lenkung, meine Hirnwindungen fühlten sich an wie verdrehte Elektrokabel. Ich fuhr zum Billardsalon an der Main Street, setzte mich in die kühle der Bar unter die Ventilatoren mit den großen Rotorblättern aus Holz und trank drei Wodka Collins, bis ich spürte, wie der harte Knoten vom Whiskey sich in meiner Brust auflöste und die Stimmgabel in meinem Inneren zu summen aufhörte.
    Aber ich lebte heute mit der Hypothek auf morgen, und morgen würde ich es wahrscheinlich wieder aufschieben, die Schuld zu tilgen, und am nächsten Tag auch und am übernächsten, bis ich schließlich mit einer sehr großen Schuld im Rückstand wäre, die mir am Ende präsentiert werden würde wie eine ausgehungerte Schlange, der man ein verwundetes Kaninchen zum Fraß vorwirft. Doch das war mir an diesem Punkt vermutlich gleichgültig. Annie war tot, weil ich Dinge nicht auf sich beruhen lassen konnte. Ich hatte von der Polizei in New Orleans meinen Abschied genommen, ich, der von Bourbonduft umhauchte edle Ritter, der von sich behauptet hatte, er könne die Heuchelei der Politiker und die enthemmte, brutale Häßlichkeit des Polizeidienstes in einer Großstadt nicht länger aushalten. Doch die schlichte Wahrheit war, daß ich Spaß daran hatte, daß mich mein Wissen um die Unzulänglichkeit der Menschen in einen gehobenen Zustand versetzte, daß ich die Langeweile und Berechenbarkeit der normalen Welt genauso verachtete, wie mein unheimlicher alkoholischer Stoffwechsel den Adrenalinstoß der Gefahr liebte und das Gefühl der Macht über eine böse Welt, die sich in vielfältiger Weise im Mikrokosmos meiner eigenen Seele spiegelte.
    Ich kaufte eine Flasche Wodka zum Mitnehmen und rührte sie bis zum folgenden Morgen nicht an.
    Die Handbreit, die ich zum Frühstück trank, lag mir wie ein heißer Stein im Magen. Eine halbe Stunde lang mußte ich mir immer wieder das Gesicht mit einem Handtuch abwischen, bis der Schweißausbruch vorüber war. Dann putzte ich mir die Zähne, duschte, zog meine cremefarbenen langen Hosen an, ein schwarzgraues Sporthemd, band eine grau und rot gestreifte Krawatte um, und eine Stunde später saß ich im Büro des Sheriffs, während er mich anhörte, unbehaglich und unschlüssig bei dem, was ich ihm zu sagen hatte, und mir mit einem merkwürdigen Blick ins Gesicht schaute.
    »Ist Ihnen sehr heiß? Sie sind ganz rot im Gesicht«, sagte er.
    »Gehen Sie mal nach draußen. Es müssen jetzt schon fünfunddreißig Grad sein.«
    Er nickte abwesend. Er kratzte mit einem Fingernagel über die blauen und roten Äderchen seiner schlaffen Wangen und schob eine Büroklammer auf seiner Schreibunterlage hin und her. Durch das Glasfenster der geschlossenen Bürotür konnte ich die Deputies sehen, die an ihren Schreibtischen Papierkram erledigten. Das Gebäude war neu und hatte den neutralen, klimatisierten Geruch eines modernen Büros, ein Eindruck, den es auch vermitteln sollte, doch die Deputies sahen noch immer aus wie die grobknochigen Rednecks und Hinterwäldler einer früheren Ära, und neben ihren Schreibtischen standen noch immer Spucknäpfe.
    »Wie haben Sie davon erfahren, daß in meiner Abteilung eine Stelle frei ist?« fragte der Sheriff.
    »Es hat in der Zeitung gestanden.«
    »Es ist

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