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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Alibi.«
    »Er weiß eben, daß er es noch nicht braucht. Bubba ist um einiges schlauer als Eddie Keats.«
    »Er hat gesagt, das mit Annie täte ihm leid. Ich glaube, daß es vielleicht sogar aufrichtig gemeint war, Dave.«
    »Vielleicht.«
    »Sie glauben, daß er durch und durch schlecht ist, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich schätze, da haben Sie einen Vorsprung vor mir.«
    Ich wollte ihm schon sagen, daß jeder Cop, der Bubba Roque und seinesgleichen faire Bedingungen einräumte, wahrscheinlich nicht viel Vorsprung gewinnen konnte, aber glücklicherweise hielt ich mich zurück und fragte ihn dann einfach nur, wann ich meine Marke bekommen könnte.
    »In zwei oder drei Tagen«, erwiderte er. »Und bis dahin bleiben Sie ganz ruhig. Früher oder später schnappen wir die Kerle schon.«
    Wie gesagt, er war ein anständiger Mann, doch seine Seele neigte mehr dem Rotary Club zu als dem Amt des Sheriff s. Tatsache ist, daß die meisten Kriminellen für ihre Verbrechen nicht bestraft werden. In New York City werden nur zirka zwei Prozent aller Verbrechen geahndet, und in Miami liegt die Rate bei ungefähr vier Prozent. Falls Sie Bekanntschaft mit einer Menschengruppe machen wollen, die tiefes Mißtrauen und Feindseligkeit gegenüber unserem Rechtssystem hegt, dann verlieren Sie Ihre Zeit nicht mit politischen Radikalen; greifen Sie sich eine beliebige Zahl Opfer von Verbrechen heraus, befragen Sie sie, und wahrscheinlich werden Sie feststellen, daß erstere im Vergleich mit ihnen wie heillose Idealisten aussehen.
    Ich schüttelte ihm die Hand und ging hinaus in die feuchte, dunstige Mittagshitze. Auf den Weiden entlang der Straße hatte sich das Vieh unter dem heißen Schatten der Eichen zusammengedrängt, und kleine weiße Reiher pickten an den getrockneten Kuhfladen im Gras. Ich löste meine Krawatte, wischte mir die Stirn mit dem Hemdsärmel und schaute auf die langen feuchten Streifen am Stoff.
    Fünfzehn Minuten später war ich in einer dunklen, kühlen Bar im Süden der Stadt, einen kalten, mit einer Serviette umwickelten Tom Collins in der Hand, aber das Schwitzen hörte nicht auf.
    Wodka ist ein alter Freund der meisten heimlichen Säufer. Er hat weder Geruch noch Farbe, und er läßt sich praktisch mit allem mischen, ohne daß man dem Trinker auf die Schliche kommt, doch der Nachteil für einen Whiskeytrinker wie mich besteht darin, daß er so glatt, so unschuldig hinunterläuft, in Gläser mit zerstoßenem Eis und Obststücken und Fruchtsirup und kandierten Früchten gefüllt, daß ich davon fast einen Liter trinken kann, bevor ich merke, daß ich vom Haaransatz bis zu den Fußsohlen taub bin.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie müßten um vier gehen?« fragte der Barmann. »Sicher.«
    Er warf einen Seitenblick auf die angestrahlte Uhr an der Wand über der Bar. Ich versuchte, die Ziffern und Zeiger klar in den Blick zu bekommen. Wie abwesend tastete ich nach meiner Hemdtasche.
    »Ich schätze, ich hab’ meine Brille im Pickup vergessen«, sagte ich.
    »Es ist fünf nach.«
    »Rufen Sie mir bitte ein Taxi, ja? Haben Sie was dagegen, wenn ich meinen Wagen eine Weile auf Ihrem Parkplatz stehenlasse?«
    »Wie lange?« Er war gerade beim Gläserspülen, und er schaute mich nicht an, als er sprach, und seine Stimme hatte den neutralen Tonfall, den Barmänner gelegentlich annehmen, um die Verachtung zu kaschieren, die sie einigen Leuten gegenüber empfinden, die sie bedienen müssen.
    »Ich hol’ ihn wahrscheinlich morgen ab.«
    Er machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er rief ein Taxi und spülte weiter Gläser im Aluminiumbecken hinter der Theke.
    Zehn Minuten später kam mein Taxi. Ich leerte meinen Drink und setzte das Glas auf dem Tresen ab.
    »Ich schicke jemand, der meinen Pickup abholt, Partner«, sagte ich dem Barmann.
    Ich fuhr im Taxi zurück zu mir nach Hause, packte Sachen zum Wechseln in meinen Koffer, bat Batist, mich zum Flughafen von Lafayette zu fahren, und um halb sieben saß ich an Bord der Linienmaschine nach Key West mit Zwischenlandung in Miami und starrte in die rote Abendsonne und die Feuerteiche, wo sie sich auf den Wolken spiegelte.
    Ich nippte an meinem zweiten doppelten Jim Beam mit Soda und schaute hinunter auf die dunkelblaue und türkisfarbene Weite der See vor dem Westzipfel der Insel, wo der Golf und der Atlantik einander begegnen, und auf die Wogen, die über die Korallenriffe unter der Wasseroberfläche rollten und auf die Strände brachen, die so weiß waren wie zerstoßene

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