Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Detective-Rang, Dave, aber achtzehntausend sind nicht annähernd so viel, wie Sie in New Orleans verdient haben. Mir scheint, daß Sie damit in die untere Spielklasse absteigen.«
»Ich brauche nicht viel Geld. Ich habe den Fischköderladen und den Bootsverleih, und das Haus, das ich besitze, ist frei von Schulden.« –
»Da draußen sind ein paar Deputies, die diesen Job gern haben würden. Die hätten bestimmt was gegen Sie.«
»Das ist ihr Problem.«
Er öffnete seine Schreibtischschublade, ließ die Heftklammer hineinfallen und schaute mich an. Die weichen Linien seines Gesichts zuckten bei dem Gedanken, der ihm zu schaffen machte, seit ich ihm davon erzählt hatte, daß ich die Stelle haben wollte.
»Ich gebe keinem Mann eine Polizeimarke, damit er Scharfrichter spielen kann«, sagte er.
»Dafür würde ich keine Marke brauchen.«
»Teufel, nein. Das würden Sie wohl nicht.«
»Ich bin ein guter Cop gewesen. Ich bin nie eigenmächtig vorgeprescht, es sei denn, andere haben die Spielregeln gemacht.«
»Sie müssen mich nicht von Ihrer sauberen Personalakte überzeugen. Wir reden vom Hier und Heute. Wollen Sie mir etwa weismachen, daß Sie den Mord an Ihrer Frau mit der gebotenen Objektivität untersuchen können?«
Ich fuhr mit der Zunge über die Lippen. Ich fühlte, wie der Wodka in meinem Blut summte. Nur ruhig, nur ruhig, nur ruhig, du hast es fast geschafft, dachte ich. »Ich bin bei keiner Morduntersuchung objektiv gewesen«, sagte ich. »Man erkennt die Handschrift, und man bringt den Schweinehund zur Strecke. Wie mein ehemaliger Partner immer gesagt hat: ›Man läßt sie hochgehen, oder man schmiert sie ab.‹ Aber ich hab’ sie nicht umgelegt, Sheriff. Ich hab’ sie eingeliefert. Dabei hätte ich sie auf dem Bürgersteig liegenlassen können und wäre damit glatt durch die Untersuchungskommission gekommen. Sehen Sie, Sie haben da draußen ein paar Deputies, bei denen Sie wahrscheinlich manchmal Schweißausbrüche bekommen. Und zwar deswegen, weil sie Amateure sind. Eines Tages sind sie Barbesitzer oder werden Fernfahrer oder machen einfach damit weiter, ihre Ehefrauen zu verprügeln. Aber richtige Cops, die werden sie nie.«
Seine Augen zwinkerten.
»Die erzählen Ihnen, ein Kerl hätte sich der Verhaftung widersetzt oder wäre hingefallen, als er in den Streifenwagen einsteigen wollte«, sagte ich. »Sie sollen eine Nutte vorführen, aber es scheint, daß sie sie nirgendwo finden können. Sie schicken sie in eine schwarze Wohngegend und wundern sich dann, wenn um Mitternacht die ganze Stadt brennt.«
»Es gibt da noch ein anderes Problem. Das kommt in Flaschen daher.«
»Sollte ich je außer Kontrolle geraten, feuern Sie mich.«
»Jedermann hier mag und achtet Sie, Dave. Ich möchte nicht zusehen müssen, wie ein Mann wieder ins alte Gleis zurückfällt, weil er versucht, schwerbeladen noch zu fliegen.«
»Ich komme gut klar, Sheriff.« Ich schaute ihm unverwandt in die Augen. Es gefiel mir nicht, einen anständigen Mann hinters Licht zu führen, doch die meisten Karten, die ich in der Hand hatte, waren Luschen.
»Sie sehen aus, als wären Sie zu lange in der Sonne gewesen«, sagte er.
»Ich kann damit umgehen. Manchmal gewinne ich, manchmal verliere ich. Sollte ich je hier reinkommen und Ihnen meine Fahne ins Gesicht blasen, ziehen Sie eben einfach den Stecker. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Was denken Sie, wo diese Killer jetzt sind?«
»Ich weiß nicht.«
»Die schnupfen ein paar Lines, bumsen, schlürfen vielleicht Likör auf der Rennbahn. Die haben jetzt ein Machtgefühl, von dem weder Sie noch ich eine Ahnung haben. Mir hat es einer mal so beschrieben, daß es wie ein Heroinrausch ist.«
»Warum erzählen Sie mir das?«
»Weil ich deren Denkweise kenne. Ich glaube nicht, daß Sie das tun. Auch Ihre Jungs da draußen nicht. Wissen Sie, was die gemacht haben, nachdem sie Annie ermordet hatten? Sie sind zu einer Bar gefahren. Nicht zu der ersten oder zweiten, die sie gesehen haben, sondern zu einer ein Stück weiter die Straße runter, wo sie sich sicher fühlen, wo sie Jack Daniel’s trinken und Zigaretten rauchen konnten, ohne miteinander zu reden, bis zu jenem Augenblick, wenn sich ihr Blut abgekühlt hat und sie sich in die Augen sehen und anfangen zu lachen. Und dann nehmen wir mal die andere Seite. Was haben Sie an Beweisen in der Hand?«
»Das Blei, das wir aus den Wänden geholt haben, die Schrotpatronen am Boden, das Stemmeisen, das sie auf der Veranda
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