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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Hand mit der Zigarette sank auf die Schreibunterlage, und er atmete schwer aus. Die Leute an den anderen Schreibtischen hörten jetzt offenbar mit.
    »Sie sollten eins verstehen: Ich leiste Außendienst unter illegalen Einwanderern an deren Arbeitsplatz. Ich überprüfe Sozialversicherungskonten. Ich vergewissere mich, daß die Leute eine Arbeitserlaubnis haben. Ich mach’ das schon seit sieben Jahren.«
    »Ist mir gleich, was Sie machen. Beantworten Sie meine Frage über Victor Romero.«
    »Ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«
    »Achten Sie sorgfältig auf Ihre Worte, Mr. Monroe. Sie bewegen sich hart am Rand der Behinderung von Ermittlungen.«
    Seine Finger wanderten hoch zur Stirn. Ich sah, daß seine Unterlippe zitterte.
    »Sie müssen mir glauben«, sagte er. »Ich bin sehr erschüttert über das, was Ihnen zugestoßen ist. Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, was ich empfinde.«
    Ich ließ eine Pause eintreten, bevor ich wieder zu sprechen ansetzte.
    »Wenn jemand tot ist, sind Entschuldigungen soviel wert wie ein kalter Bauer in ’ner Papiertüte«, sagte ich. »Ich glaube, das müssen Sie noch lernen. Vielleicht gehen Sie mal rüber zum Gericht und hören einem der Burschen zu, der auf dem Weg nach Angola ist. Können Sie mir folgen? Denn ich glaube, ihr Jungs habt folgendes gemacht: Ihr habt Johnny Dartez und Victor Romero in die Sanctuary-Bewegung eingeschleust, und dabei sind vier Menschen am Southwest Pass zu Tode gekommen. Ich glaube, eine Bombe hat das Flugzeug zum Absturz gebracht. Ich glaube auch, daß Romero damit zu tun hatte. Außerdem hängt er mit Bubba Rocque zusammen, und vielleicht hat Bubba meine Frau umbringen lassen. Wenn Sie diesen Kerl decken, bringe ich Sie hinter Schloß und Riegel.«
    Ich konnte hören, wie er einatmete. Unter dem Deckenlicht glänzte sein Schädel von Öl und Schweiß. Er klapperte mit den Augendeckeln.
    »Mir ist ganz gleich, wer das jetzt mit anhört, und Sie können draus machen, was Sie wollen«, sagte er. »Ich bin Karrierebeamter. Ich mache keine Politik und treffe keine Entscheidungen. Ich hindere illegale Einwanderer daran, Amerikanern die Jobs wegzunehmen. Das ist alles, was ich hier mache.«
    »Aber man hat Sie zum Mitspieler gemacht. Sie nehmen ihr Geld, Sie nehmen deren Befehle entgegen, und wenn die stürzen, stürzen Sie mit.«
    »Ich bin kein wortgewandter Mann. Ich habe versucht, Ihnen mein tiefempfundenes Mitgefühl auszudrücken, aber das wollen Sie ja nicht. Ich mach’ Ihnen keinen Vorwurf. Ich bin nur traurig. Mehr habe ich nicht zu sagen, Mr. Robicheaux.«
    »Wo finde ich Ihren Vorgesetzten?«
    »Er ist nach Washington geflogen.«
    Ich schaute auf das Foto seiner Familie auf dem Schreibtisch.
    »Der Sarg meiner Frau mußte geschlossen bleiben«, sagte ich. »Denken Sie mal kurz drüber nach. Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten außerdem, daß ich diesen Heroinkurier zur Strecke bringe. Wenn es soweit ist, werd’ ich ihn ausquetschen. Ich hoffe nur für Sie, daß er keinen Ihrer Namen ausspuckt.«
    Als ich aus der Tür ging, war es totenstill im Raum, bis auf das Rattern der Telexmaschine.
    Es war Abend, als ich nach Hause kam, und Alafair und die Babysitterin hatten bereits gegessen. Ich war hungrig und zu aufgedreht, um zu schlafen, also machte ich mir etwas gemischten Reis heiß, löste Flußkrebse aus dem Panzer, nahm dazu Roggenbrot, wickelte alles in Aluminiumfolie, packte es mit meinem Army-Eßbesteck in meinen Segeltuchrucksack und ging im flammenden Sonnenuntergang die Straße entlang zu einer Stelle am Bayou, wo mein Vater, mein kleiner Bruder und ich immer nach Miniékugeln gegraben hatten, als ich noch ein Junge war.
    Dort war im Jahre 1830 der Herrensitz eines Zuckerrohrpflanzers erbaut worden, doch General Banks’ Soldaten hatten 1863 das Obergeschoß mitsamt der Zwischendecke eingeäschert, und die geschwärzten Zypressenbalken waren zwischen die Ziegelmauern gestürzt. Über die Jahre war der Zugangsweg mit Pinienschößlingen und Gebüsch überwachsen. Vandalen hatten auf der Suche nach Goldmünzen die Steinplatten der Kamine zertrümmert und die Grabsteine auf dem Familienfriedhof umgestürzt. Die Gräber selbst ließen sich nur noch an der dunkelgrünen Farbe erkennen und an den Pilzkulturen, die darauf sprossen.
    Wunderblumen und wilde Rosenstöcke wuchsen an einem Wasserlauf, der am Rand der Lichtung entlangfloß, vorbei an einer eingefallenen Zisterne nahe einer Seitenwand des Hauses und dem Amboß eines Schmieds, von dem nur

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