Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Elefantenohren, Philodendron und Bananenstauden, die an den Hintergassen wucherten, troffen vor Nässe; in der Luft lag feuchter Verwesungsgeruch wie in einem Treibhaus. Gegen Mittag war ich so weit, aufzugeben.
Dann sah ich zwei Polizeiwagen mit ihren runden Bubblegum-Lichtern auf dem Dach vor einem Rauhputzhaus an der North Villere stehen, nur eine Seitenstraße von dem gelben Haus entfernt, in dem der verschreckte kleine Mann wohnte. Ein Unfallwagen war rückwärts in die Zufahrt hinauf bis an die Treppe zur Garagenwohnung gefahren. Ich parkte meinen Pickup, hielt die Lederhülle mit der Dienstmarke aufgeschlagen in der Hand und näherte mich den beiden Streifenpolizisten in der Zufahrt. Einer von ihnen schrieb auf ein Klemmbrett und versuchte, den Schweiß zu ignorieren, der unter seinem Hutband hervorströmte.
»Was ist los?« fragte ich.
»Ein Kerl, tot in der Badewanne«, sagte er.
»Und wie?«
»Teufel, wenn ich das wüßte. Er liegt schon zwei oder drei Tage drin. Alles ohne Klimaanlage.«
»Welche Rasse?«
»Weiß ich nicht. Ich bin noch nicht oben gewesen. Wenn Sie wollen, überprüfen Sie es selbst. Aber nehmen Sie Ihr Taschentuch mit.«
Als ich halb die Treppe hinauf war, traf mich der Gestank. Er war faulig und stechend und süßlich zugleich. Es roch nach Salz und Verwesung, pestig und grau wie der Atem einer Ratte, durchdringend und einhüllend wie Exkremente. Ich würgte und preßte mir die Faust vor den Mund.
Zwei Leute von der Gerichtsmedizin, die Gummihandschuhe übergestreift, warteten geduldig mit einer Trage in dem winzigen Wohnzimmer, während die Spurensicherung im Bad Blitzlichtaufnahmen machte. Die Polizeifotografen waren offensichtlich angespannt, und sie räusperten sich ständig. Ein übergewichtiger Detective in Zivil mit aufgeschwemmtem Gesicht stand auf der Türschwelle, so daß ich die Badewanne kaum sehen konnte. Sein weißes Hemd war so mit Schweiß vollgesogen, daß man durch den Stoff die Haut sehen konnte. Er drehte sich um und schaute mich überrascht an. Ich dachte zuerst, er sei mir noch vom Ersten Revier her bekannt, doch dem war nicht so. Ich öffnete die Hand und zeigte ihm meine Dienstmarke.
»Ich bin Dave Robicheaux vom Sheriffbüro im Iberia Parish«, sagte ich. »Wer ist er?«
»Das wissen wir noch nicht. Der Hauswirt ist im Urlaub, in der Wohnung ist nichts gefunden worden, wo ein Name draufsteht«, erklärte er. »Ein Stromableser ist heute morgen die Treppe raufgekommen und hat sein ganzes Frühstück übers Geländer gespuckt. Die Rosenbüsche sind vollgekotzt. Die überdecken echt den Gestank. Wen suchen Sie?«
»Wir haben einen Haftbefehl für einen Haitianer.«
»Dann sind Sie herzlich eingeladen«, sagte er und trat einen Schritt beiseite. Das Taschentuch über Mund und Nase gepreßt, ging ich ins Badezimmer. Die alte Wanne aus Gußeisen und voller Roststreifen stand auf kurzen Metallfüße, die wie Tierklauen aussahen. Nackte schwarze Waden und der Fuß eines Mannes ragten am anderen Ende der Wanne aus dem Wasser.
»Entweder war er ein blödes Stück Scheiße und hatte sein Radio gern auf dem Wannenrand, oder jemand hat es zu ihm reingeschmissen«, sagte der Detective. »Wie immer man’s auch nimmt, es hat ihn jedenfalls gekocht.«
Das Wasser in der Wanne war verdunstet und schlammige Schmutzstreifen waren um das Spundloch angetrocknet. Ich schaute auf die mächtigen Hände, jetzt zu Klauen erstarrt, auf die Muskeln der breiten Brust, die in der Verwesung schlaff geworden waren, die halbgeschlossenen Augen, die aussahen, als konzentrierte sich der Mann auf einen letzten entscheidenden Gedanken, auf den rosa Mund, der noch immer weit aufgesperrt war zu einem stillen Schrei.
»Das muß ein mordsmäßig starker Schweinehund gewesen sein. Er hat sogar Farbe von den Seiten gekratzt«, sagte der Detective. »Da, sehen Sie mal das Weiße unter seinen Nägeln. Kennen Sie ihn?«
»Sein Name ist Toot. Er hat für Eddie Keats gearbeitet. Vielleicht auch für Bubba Rocque.«
»Puh«, sagte er. »Na ja, das hier könnte dann keinem netteren Kerl passiert sein. Aber auf was für ’ne Art. Ich hab’ mal drüben in Algiers einen ähnlichen Fall gehabt. Eine Frau hat einem Wunderheiler zugehört, als sie beim Geschirrspülen war. Also, dieser Wunderheiler erzählt seiner Hörergemeinde, daß sie ihre Hände aufs Radio legen sollen und dann geheilt sind. Und das hat sie glatt aus ihrem Trikot gerissen. Was liegt denn gegen diesen Typ vor?«
»Schwere
Weitere Kostenlose Bücher