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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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der Zündung, ließ die Kofferraumhaube aufschnappen und nahm die Verkleidung von der Halterung für den Ersatzreifen. Es war nichts drin außer dem Wagenheber und einem Ersatzreifen.
    »Leg ihm Handschellen an und steck ihn hinter das Gitter«, wies ich Cecil an.
    Cecil riß dem Mann die Hände auf den Rücken, ließ die Handschellen eng über seinen Gelenken zuschnappen und führte ihn zu unserem Streifenwagen, als sei er ein verletzter Vogel. Er sperrte ihn hinter den Maschendraht, der die Rück– und Vordersitze voneinander trennte, und wartete, daß ich mich auf den Beifahrersitz setzte. Als ich das nicht tat, kam er zu dem Chevette zurück, neben dem ich stehengeblieben war.
    »Was gibt’s denn noch? Er ist doch unser Mann, oder?«
    »Ja.«
    »Also, buchten wir ihn doch ein.«
    »Wir haben da ein Problem, Cecil. Da ist keine Waffe, kein Hut, kein Nylonstrumpf. Und dein Cousin wird nicht in der Lage sein, ihn bei der Parade zu identifizieren.«
    »Ich hab’ gesehen, wie du das Glas von der Brandyflasche aufgehoben hast. Und ich hab’ gesehen, wie du das Papier von den Tootsie Rolls entdeckt hast.«
    »Das stimmt schon. Aber der Staatsanwalt wird uns Anweisung geben, ihn laufen zu lassen. Wir haben nicht genügend Beweise, Partner.«
    »Ach, du beschissener Arsch. Du besorgst dir jetzt ein Bier, du. Komm in zehn Minuten wieder, und dann sehn wir mal. Dann gibt er dir nämlich den Strumpf. Das glaub mir mal ruhig, du. Ja.«
    »Wieviel Geld war in seiner Brieftasche?«
    »Zirka hundert.«
    »Ich glaube, das läßt sich noch anders machen, Cecil. Bleib mal einen Moment hier.«
    Ich ging zurück zu unserem Streifenwagen. Im Innern war es heiß, und der Mann in Handschellen schwitzte heftig. Er war gerade dabei, sich eine Mücke vom Gesicht zu pusten.
    »Mein Partner möchte Sie festnehmen«, sagte ich.
    »So?«
    »Es gibt aber einen Haken. Ich mag Sie nicht. Das heißt, ich hab’ keine Lust, Sie zu beschützen.«
    »Wovon reden Sie da, Mann?«
    »Ich hab’ um fünf Uhr Dienstschluß gehabt. Ich besorg’ mir jetzt ein Krabbensandwich und ein Dr. Pepper und überlass’ es ihm, Sie abzuliefern. Geht Ihnen jetzt vielleicht in groben Umrissen auf, was das heißt?«
    Er schüttelte sich das nasse Haar aus den Augen und versuchte, gleichgültig zu wirken, doch er konnte die Angst nur schlecht verbergen.
    »Ich habe so ein Gefühl, daß Sie sich irgendwo zwischen hier und dem Gefängnis plötzlich dran erinnern werden, wo die Waffe und der Strumpf abgeblieben sind«, sagte ich. »Aber was soll’s. Das ist jetzt eine Sache zwischen Ihnen und ihm. Im übrigen geb’ ich auch nicht viel auf Gerüchte.«
    »Was? Was reden Sie da für Scheiße über Gerüchte, Mann?«
    »Na ja, daß er mal einen Verdächtigen mit in den Wald genommen und ihm mit ’ner Fahrradspeiche ein Auge ausgestochen hat. Aber ich glaub’ das nicht.«
    Ich sah, wie er schluckte. Der Schweiß troff ihm aus den Haaren.
    »He, haben Sie mal ›Der Schatz der Sierra Madre‹ gesehen?« fragte ich. »Da gibt’s eine großartige Szene, in der dieser mexikanische Bandit zu Humphrey Bogart sagt: ›Mir gefällt deine Uhr. Ich glaube, du gibst mir jetzt deine Uhr.‹ Vielleicht haben Sie das in der Spätvorstellung in Raiford gesehen?«
    »Ich mach’ bei diesem Scheißspiel nicht mit, Mann.«
    »Na, kommen Sie, es ist doch ganz einfach. Sie tun einfach so, als wären Sie Humphrey Bogart. Sie fahren in Ihrem Auto zurück zu diesem Kramladen und geben dem Besitzer ihre hundert Dollar und diese Gucci-Armbanduhr, die Sie da tragen. Das wird Sie mächtig aufheitern. Ich garantier’s Ihnen.«
    Die Mücke saß jetzt auf seiner Nasenspitze.
    »Ah, da kommt Cecil! Sagen Sie ihm Bescheid, wie Sie sich entschieden haben«, sagte ich.
    Das durch die Bäume fallende Licht war weich, als ich an diesem Abend über die Bayoustraße nach Hause fuhr. An manchen Sommertagen wird der Himmel über Südlouisiana regelrecht lavendelfarben, mit Streifen von zartrosa Wolken im Westen, wie auf den Horizont gemalte Flamingoflügel, und an diesem Abend war die Luft süß vom Duft der Wassermelonen und Erdbeeren auf der Ladefläche irgendeines Lasters und der Hydrangeas und dem nachts aufblühenden Jasmin, der den Holzzaun meines Nachbarn umrankte. Draußen auf dem Bayou kerbten die Brassen das Wasser wie Regentropfen.
    Bevor ich in meine Zufahrt einbog, kam ich an einem am Straßenrand abgestellten feuerroten MG-Cabrio mit einem platten Reifen vorbei, dann entdeckte ich Bubba

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