Mistelzweig und Weihnachtskuesse
toll. Was haben Sie mit diesem Haus vor?“
„So genau weiß ich es noch nicht. In einigen Zimmern will ich die Tapeten von den Wänden ziehen. Sie können sich nicht vorstellen, was die Leute auf schönstes Holz kleistern.“
„Das können Sie laut sagen. Ich kann Ihnen Dinge erzählen … Es sollte verboten werden.“ Sie rückte mit ihrem Stuhl näher an sein Bett. „Einmal war ich bei einer Wohnungsauflösung, da hatte die Frau jedes Möbelstück mit Goldfarbe bemalt. Es war entsetzlich.“
Während Holly weitererzählte, fiel es Jordan immer schwerer, sich zu konzentrieren. Stattdessen starrte er in ihr Gesicht. Als sie ihn im Krankenhaus besucht hatte, waren ihm ihre Sommersprossen und das dezente Make-up aufgefallen. Auch heute betonte dunkler Mascara ihre Wimpern, aber ansonsten war sie so ungeschminkt wie eine Zehnjährige.
Er registrierte, wie sich ihre Lippen beim Sprechen bewegten und die Augen vor Begeisterung sprühten, während die Arme und der ganze Körper in Bewegung waren. Dann wurde sein Blick von ihrem Brustkorb angezogen. Ihre Kurven fielen definitiv üppig aus. Seine Hände könnten ihre Brüste nicht umfassen, aber das würde ihn sicher nicht stören.
Er unterdrückte ein Lächeln. Von seiner Familie und Freunden wurde er fürverschlossen und grüblerisch gehalten. Manchmal war er fast griesgrämig. Was in aller Welt suchte also diese Frau in seinem Haus? Und warum freute er sich über ihre Gesellschaft?
„Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie die Tapeten abreißen“, hörte er sie sagen. „Ich habe ein Dampfgerät, das Wunder wirkt.“ Mit einem Blick zu der hohen Zimmerdecke stellte sie fest: „Aber sogar damit werden Sie Tage brauchen.“
„Meine Brüder würden mich unterstützen“, sagte er. „Ich habe ihnen oft genug geholfen.“
„Sie sind zu viert, nicht wahr?“
Jordan nickte.
„Das ist schön.“ Sie seufzte. „Ich hätte gern eine große Familie gehabt, aber es gab immer nur meine Mutter und mich.“
Holly war allein. Jordan hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlte. Oft war er bei Familienaktivitäten zwar außen vor und sah eher zu, als dass er Teil des Ganzen war. Aber das lag an ihm und nicht an seinen Geschwistern. Für ihn gab es immer einen Ort, an dem er willkommen war. Eine Welt ohne einen einzigen lieben Menschen war für ihn nicht vorstellbar.
„Halten Sie keinen Mann irgendwo versteckt? Oder einen eifersüchtigen Freund? Zur Selbstverteidigung bin ich nämlich gerade nicht in der Lage.“
Sie errötete. „Wohl kaum. Für so etwas hatte ich bisher keine Zeit.“
Wofür hat sie dann Zeit gehabt? Lass gut sein, Haynes, ermahnte er sich selbst. Diese Frau war nichts für ihn. Anfangs hatte er ihre unschuldige Art in Zweifel gezogen, jetzt beschlich ihn das ungute Gefühl, dass sie echt war. Rein und unverfälscht.
„Wie alt sind Sie?“, fragte er.
„Achtundzwanzig.“
Achtundzwanzig Jahre und noch nie geküsst? Er schob den Rolltisch beiseite. Das war unwahrscheinlich. Sicher hatte sie ihre Erfahrungen gesammelt. Wie konnte sie so aussehen, ohne dass jemand sie geküsst hätte? Bestimmt hing ihr ständig eine Horde von Männern an den Fersen, wo immer sie hinging.
„Haben Sie Freunde in Glenwood?“, erkundigte er sich. Natürlich meinte er männliche Freunde, aber er wollte nicht ungezogen wirken. Außerdem hätte es den Eindruck erweckt, er wäre an ihr interessiert, was natürlich nicht stimmte.
Lügner, schalt ihn seine innere Stimme, doch er ignorierte sie.
„Ein paar. Nette Kunden aus meinem Laden. Und meinen Vermieter kenne ich natürlich. Doch, einige Freunde habe ich schon gefunden.“
Während sie sprach, mied sie seinen Blick. Jordan wusste sofort, dass sie log. Sie hatte kaum Freundschaften geschlossen, wollte aber kein Mitleid erregen.
Er dachte an die großartigen warmherzigen Ehefrauen seiner Brüder. Er war überzeugt, dass sie Holly unter ihre Fittiche nehmen und in die Gruppe aufnehmen würden, wenn er ihnen von ihr erzählte. Oder wenigstens würden sie ihr helfen, sich nicht mehr einsam zu fühlen. Aber vielleicht wollte sie nicht, dass er sich einmischte.
Bevor er sie fragen konnte, erhob sie sich und begann, die Teller zusammenzuräumen. „Möchten Sie einen Kaffee?“, erkundigte sie sich.
„Das wäre toll. Und auch ein paar von den Keksen, die Sie mitgebracht haben.“
Sie lächelte ihm kurz zu, dann ging sie aus dem Zimmer. Während er ihren Hüftschwung beobachtete, spürte er, wie sich tief in seinem
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