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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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er.
    „Sie füllte jedes Jahr eine Weihnachtssocke für mich. Das habe ich geliebt. Es gab nichts Teures: Orangen, diese Schokoladendrops, Stifte für die Schule oder Klebeband.“ Sie sah ihn an. „Was fasziniert Kinder bloß an all diesem klebrigen Zeug?“
    „Keine Ahnung, aber du hast recht, das lieben sie wirklich.“
    „Wir hatten immer einen echten Tannenbaum, nicht sehr groß, aber wunderschön. Besonders nachts mit den Lichtern.“
    „Hast du deinen Vater jemals zu Weihnachten gesehen?“
    Augenblicklich veränderte sich ihr Gesicht. Jede Emotion und Farbe verblasste. Ihr Mund wurde schmal, und sie verschränkte schützend die Arme vor der Brust.
    „Ein einziges Mal habe ich ihn getroffen“, erzählte sie. „Vor ungefähr sechs Jahren. Mom war damals sehr krank, und die Ausgaben waren gewaltig. Ich wusste, wer er ist. Er hat viel Geld, darum dachte ich, vielleicht …“ Sie schluckte. „Ich ging zu ihm, weil ich ihn um Hilfe bei den Arztrechnungen bitten wollte. Er sagte Nein und dass ich ihn nicht noch einmal belästigen soll.“
    Der Schmerz brannte in ihr wie Feuer. Jordan konnte ihn spüren und sehen, wie er an ihrer Beherrschung zehrte. „Das tut mir leid.“
    „Es muss dir nicht leidtun. Es ist nicht wichtig. Ich wollte ja nichts für mich, sondern machte mir Sorgen um Mom. Sie sollte nicht mitbekommen, dass ich bei ihm gewesen war und er mich abgewiesen hatte.“
    Als Jordan an sich herabsah, merkte er überrascht, dass er die Hände im Schoß zu Fäusten geballt hatte. Er lockerte sie. Hollys Vater war ein Mistkerl erster Klasse, und er hätte nichts lieber getan, als ihm die Strafe dafür einzubläuen, seine eigene Tochter zu verletzen. Auch wenn Holly beteuerte, dass es ihr nichts ausmachte, konnte er doch sehen und fühlen, wie der Schmerz in ihr tobte. Sie hob leicht das Kinn und blinzelte. Da wurde ihm klar, dass sie gegen die Tränen kämpfte.
    „Vielleicht ist es dumm von mir“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Aber er hat nie etwas dazu gesagt, dass er mein Vater ist. Ich dachte, das würde er. Wahrscheinlichwollte ich, dass er mich anerkennt. Aber er hat kein Wort gesagt.“
    Jordan stand auf und überquerte den Linoleumboden. Vor ihr blieb er stehen und öffnete die Arme, um ihr Trost zu bieten. Aber er berührte sie nicht. Irgendwie spürte er, dass sie selbst darüber entscheiden musste.
    Nach einem kurzen Zögern warf sie sich ihm entgegen. Ihre Hände krallten sich in sein Sweatshirt, und sie presste das Gesicht an seine Brust. Ein Schluchzer schüttelte sie, dann noch einer. Er hielt sie fest.
    „Es war so sch… schrecklich.“ Ihre Worte klangen gedämpft und gebrochen. „Ich stand nur da und starrte ihn an. Ich konnte sogar sehen, dass wir uns ähnlich sind. Aber er sagte nichts. Mom war ihm egal, und ich war ihm auch egal. Eigentlich sollten Väter ihre Kinder doch lieben.“
    Automatisch musste Jordan an seinen Vater denken. „Das sollten sie, aber nicht alle tun es.“
    Tröstend legte er seine Hand auf ihren Hinterkopf und strich mit der anderen über ihren Rücken, während er beruhigende Worte murmelte. Es war, als spürte er ihr Leid am eigenen Leib. Es war kein körperlicher Schmerz wie von seinen Verletzungen, sondern er drang bis in seine Seele und die Dunkelheit. Ein nagender Schmerz, genährt aus Verlust und Leere, angefacht von vergessenen Versprechen und zerstörten Träumen. Die Tiefe und Intensität bestürzten ihn. Meistens konnte er sich gut von anderen Menschen abgrenzen. Er war es gewöhnt, normalerweise nicht besonders viel zu fühlen.
    Als ihr Schluchzen nachließ, küsste er sie auf die Wange und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. Sie klammerte sich weiter an ihn, und er hielt sie weiter fest. Eigentlich sollte er sie trösten, das wusste er. Aber in ihrer Wärme lag auch etwas Beruhigendes und Wohltuendes für ihn. Er bemühte sich zu ignorieren, wie ihre Brüste gegen seinen Oberkörper drückten und ihre Hüfte die seine streifte.
    Sie schniefte ein paarmal. „Ich muss fürchterlich aussehen“, murmelte sie. „Das tue ich immer, wenn ich weine. Dann quellen die Augen zu, und meine Nase wird rot.“
    „Ich finde es süß.“
    Mit einem leisen Lachen trat sie einen Schritt zurück. „Danke, Jordan. Ich weiß es zu schätzen.“ Dann räusperte sie sich. „Ich würde gern duschen. Macht es dir etwas aus, wenn wir das Essen um eine halbe Stunde verschieben?“
    „Kein Problem.“
    Sie nickte, dann ging sie zur Tür.
    „Holly,

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