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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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Sterben lag, konnte er sich nicht dazu herablassen, ihr zu helfen.
    Ihr war klar, dass Liebe manchmal schmerzte. Zum Beispiel, als ihre Mutter gestorben war. Aber es gab auch gute Seiten, wie etwa die vielen wunderbaren Stunden, die sie mit ihrer Mutter verbracht hatte.
    „Manchmal ist die Liebe das Risiko wert, verletzt zu werden“, sagte sie.
    „Glaubst du das wirklich?“
    „Ja“, antwortete sie. „Was ist mit deinen Brüdern? Die sind dir doch wichtig.“
    „Eine Ausnahme von einer langen, hässlichen Liste aus Regeln.“
    An den Schatten unter seinen Augen sah sie, dass er müde war. Sie wünschte, sie könnte seinen Schmerz lindern. „Ein komisches Paar sind wir. Du meinst, dass Liebe schmerzt. Und ich fürchte mich davor, irgendjemandem zu vertrauen.“
    Wie die Liebe, so war auch Vertrauen eine gefährliche Sache. Aber wenn es gelang, war es das Risiko eines gebrochenen Herzens wert. Glaubte sie selbst fest genug daran, um ihn davon zu überzeugen?
    „Hätte ich bloß die richtigen Worte, damit es dir besser geht“, murmelte sie niedergeschlagen.
    „Das ist nicht deine Aufgabe. Ich werd’s überleben.“
    Sie dachte an den sechzehnjährigen Jungen, der abscheuliche Familiengeheimnisse erfahren hatte. Seinen Worten zufolge hatte er alles für sich behalten, und sie glaubte ihm. Lange Jahre hatte er das Geheimnis mit sich herumgeschleppt. Zwar war sie anderer Meinung, was seine Schuldzuweisung anging. Aber sie verstand, woher der Impuls kam.
    „Du bist müde“, sagte er. „Geh schlafen. Ich komme zurecht.“
    Doch sie schüttelte den Kopf. „Gleich.“ Dann stand sie auf und setzte sich auf die Bettkante. „Es tut mir leid“, flüsterte sie.
    „Es gibt nichts, was dir leidtun müsste.“
    Dass er ihr leidtat, verschwieg sie ihm, denn er hätte kein Mitleid oder Bedauern gewollt. Stattdessen sagte sie es ihm ohne Worte. Sie lehnte sich vor und kuschelte den Kopf an seinen Hals. Dann schlang sie die Arme um ihn.
    Jordan reagierte nicht. Trotzdem ließ sie ihn nicht los und wünschte, er würde ihren Trost annehmen. Fetzen des abendlichen Streits füllten ihre Gedanken. Viel zu lang hatte er diese Last allein getragen. Sie wollte ihm helfen, doch er ließ es nicht zu.
    Ihre Augen brannten. Obwohl sie versuchte, die Tränen zurückzudrängen, konnte eine entwischen. Bevor sie sie wegwischen konnte, fiel sie auf seinen Hals.
    Da zuckte Jordan zusammen, packte Holly bei den Armen und hielt sie von sich weg. Er musterte sie, hob eine Hand und berührte eine Träne. „Ich bin keine einzige davon wert“, erklärte er schroff.
    „Das ist nicht wahr. Du verdienst so viel mehr.“
    Er fluchte unterdrückt und zog sie an sich. Sie drückte sich an seinen starken Oberkörper und hielt ihn fest. Wie einsam musste dieser Mann sein, der nicht an die Liebe glaubte. Und wie einsam war sie, eine Frau, die nicht zu vertrauen wagte. Würden sie je den Sprung schaffen? Oder würden sie den Rest ihres Lebens Suchende bleiben, die aus Furcht niemals ihr Ziel erreichten?
    Sie wollte ein anderes Schicksal, das wusste Holly. Sie wollte mehr vom Leben. Aber sie hatte Angst.
    EIN ANDERMAL WÜRDE SIE MIT DEN BÖSEN GEISTERN RINGEN, DIE SIE GEFANGEN HIELTEN. EIN ANDERMAL WÜRDE SIE IN IHREM HERZEN NACH DEM SCHLÜSSEL SUCHEN, UM DER EINSAMKEIT ZU ENTFLIEHEN. HEUTE NACHT GENÜGTE ES IHR, JORDAN ZU HALTEN UND IN SEINEN TRÖSTENDEN ARMEN ZU LIEGEN.

12. KAPITEL
    Als Holly am nächsten Morgen zum Frühstück in die Küche kam, traf sie auf Louise, die den Kaffee aufsetzte. Hätte sie nicht gewusst, was in der letzten Nacht vorgefallen war, wären ihr die leicht verquollenen Lider und die Augenringe von einer durchwachten Nacht vielleicht gar nicht aufgefallen. Aber trotzdem hätte sie bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Es dauerte einen Augenblick, bis sie darauf kam. Dann realisierte sie, dass es an Louises Kleidung lag.
    Anstelle der sonst hellen, nur selten aufeinander abgestimmten Farben trug Louise schwarze Jeans und ein schlichtes weißes langärmeliges Shirt. Außerdem fehlten die oft so ulkigen Ohrringe. Einfache Goldstecker schimmerten in den Ohrläppchen.
    Bevor Holly etwas sagen konnte, hörte sie Jordan hinter sich. Sie drehte sich um und lächelte ihm zaghaft zu. Er reagierte nicht darauf, doch als er an ihr vorbeiging, drückte er ihre Hand.
    Den besseren Teil der letzten Nacht hatte sie in seinem Bett verbracht. Schweigend hatten sie einander umarmt. Als sich seine Atmung schließlich verlangsamte und sie sicher

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