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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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war, dass er schlief, war sie in ihr Zimmer zurückgegangen. Allerdings hatte sie nicht viel Schlaf gefunden. Stattdessen spielte sie wieder und wieder die abendlichen Ereignisse in ihrem Kopf durch. Mistletoe hatte sich an sie gekuschelt, und ihre Wärme und das sanfte Schnurren trösteten Holly, während sie mit all dem kämpfte, was sie erfahren hatte.
    Fragen nach Recht und Unrecht, wer wen verletzt hatte und warum ließen sie nicht los. Wenigstens verstand sie nun, warum Jordan ständig wütend auf Louise war. Sie wünschte, es gäbe für alle eine einfache Lösung. Aber die existierte nicht. Beide taten ihr leid, Jordan und die Haushälterin.
    Louise wandte sich nicht um, aber ihre Schultern versteiften sich.
    „Der Kaffee ist noch nicht fertig“, sagte sie. „Er braucht noch ein paar Minuten. Ich bringe dir dann deinen Becher.“ Während sie den gemahlenen Kaffee abmaß, zitterten ihre Hände.
    Einen Moment starrte Jordan sie an, und Holly beobachtete ihn. Verschiedenste Emotionen blitzten in seinen Augen. Sie erkannte Mitgefühl und aufflimmerndes Bedauern. Doch alle weiteren Regungen verschwanden, bevor Holly sie zuordnen konnte. Abrupt blieb er in der Küche stehen, dann drehte er sich um und ging.
    „Erzähl mir nichts von Spannung“, sagte Louise und versuchte zu lächeln. Ihre Mundwinkel zuckten traurig.
    „Es tut mir so leid“, erwiderte Holly und ging auf die andere Frau zu.
    Louise blinzelte mehrmals. „Er hat es dir erzählt.“
    Das war keine Frage. „Nein. Ich habe es mitgehört. Ich wollte es nicht, aber …“ Ihre Stimme versiegte.
    Louises blaue Augen füllten sich mit Tränen. „Früher oder später kommt sowieso alles heraus. Bestimmt denkst du jetzt, ich bin ein schlechter Mensch.“
    „Das ist mir nie in den Sinn gekommen.“ Spontan streckte Holly die Arme nach ihr aus und drückte sie an sich. Louise umarmte sie zurück, versteifte sich aber rasch wieder.
    „Diese ganzen Gefühle vor dem ersten Kaffee am Morgen … Ich weiß nicht, ob mein altes Herz das aushält.“
    Damit wandte sie sich wieder dem Kaffee zu und stellte die Maschine an. Dann setzte sie sich an den kleinen Küchentisch beim Fenster.
    Es war ein kalter, klarer Wintertag. Der blaue Himmel bildete den perfekten Hintergrund für das helle Sonnenlicht. Holly setzte sich neben Louise.
    „Alles, was er gesagt hat, ist wahr. Ich wusste, dass es nicht richtig war, mich in Earl Haynes zu verlieben. Warum ich es trotzdem getan habe, verstehe ich selbst nicht.“ Sie hob die Schultern. „Da sind nur die üblichen Ausreden. Ich dachte, dass niemand sich für mich interessierte, und Earl gab mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Schön sogar. Aber ich wollte niemandem wehtun.“
    Eine Träne rann aus ihrem Augenwinkel. Ungeduldig wischte sie sie weg. „Ich war eine Idiotin.“
    „Du warst so jung.“ Holly lehnte sich zu ihr. „Ich verstehe nicht alles, was geschehen ist. Du hast recht, dass du einen Fehler gemacht hast, aber du warst erst siebzehn. Er dagegen war erwachsen. Er hätte es besser wissen müssen.“
    „Vielleicht.“
    „Nicht vielleicht. Er war ein reifer Mann mit einer Frau und vier Kindern. Er hat dich ausgenutzt.“
    Die Haushälterin schniefte. „Du hörst dich so überzeugt an.“
    „Das bin ich. Außerdem war er der Sheriff der Stadt, und er hat die Stellung und Autorität zu seinen Gunsten missbraucht. Du hattest keine Chance, Louise. Hör mit den Selbstvorwürfen auf.“
    „Es ist schwer, die Schuld loszulassen“, gab die Ältere zu. „Diese Last trage ich schon so lange mit mir herum. Wahrscheinlich hätte ich begreifen müssen, warum Jordan mich nicht mag. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass er etwas weiß“, fuhr sie kopfschüttelnd fort. „Jetzt ergibt alles einen Sinn. Er gibt mir die Schuld an seiner zerrütteten Familie.“ Sie sah Holly an. „Ich schwöre, wenn ich das Unglück hätte kommen sehen, wäre ich all die Jahre später nicht zurückgekehrt. Von Earls Plänen hatte ich keinen Schimmer.“
    „Auch das ist nicht deine Schuld“, erwiderte Holly.
    „Vielleicht nicht, aber Jordan wird mir nie verzeihen. Schlimm genug, dass ich das Baby bekommen habe. Aber seine Mutter zu vertreiben, war noch viel schlimmer.“
    Alles in Holly sträubte sich dagegen, wie Louise die gesamte Schuld auf sich häufte. Vielleicht sah Holly die Dinge klarer, weil sie neu für sie waren. Auf beiden Seiten gab es Irrtümer.
    „Jordans Mutter ist nicht deinetwegen verschwunden“,

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