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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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abzuwarten, ging Louise zurück ins Haus und zog die Tür hinter sich zu.
    Jordan blieb allein in der Kälte zurück. Irgendwo da draußen war seine Halbschwester. Er wusste nichts über sie, und sie wusste nichts über ihn. Gut für sie, dass sie nicht einmal wusste, dass sie eine Haynes war.
    Wie sie wohl aussah? Sie musste jetzt – er rechnete schnell nach – achtundzwanzig sein. Nur ein paar Jahre jünger als Kyle. Sie hatten eine kleine Schwester. Er hoffte, dass ihre Kindheit besser gewesen war als seine und die seiner Brüder. Er hoffte, dass ihre Eltern sie geliebt hatten.
    Lange hielt Jordan sich am Geländer der Veranda fest und überlegte, was er nun tun sollte. Nach Neujahr würde Louise sich verziehen. Wahrscheinlich glaubte sie, dass er seinen Brüdern alles erzählen würde, aber das hatte er nicht vor. Es war ihre Sache, ihr Geheimnis für sich zu behalten oder es zu lüften. Solange sie aus seinem Leben verschwand, war es ihm egal.
    Holly starrte in die Dunkelheit, aber sie fand keinen Schlaf. Sie sah auf die Uhr, schon nach Mitternacht. Schließlich gab sie es auf und warf die Bettdecke zurück.
    Ein Zipfel der Decke traf Mistletoes Hinterteil, und die Katze beschwerte sich schläfrig. Zur Wiedergutmachung kraulte Holly sie einen Moment, dann zog sie Bademantel und Hausschuhe an. Vielleicht half ihr ein Schluck Milch oder eine Stunde Bewegung, um endlich einzuschlafen.
    Im Gegensatz zu den lauten Gedanken, die ihr durch den Kopf wirbelten, war es still im Haus. Es war falsch gewesen, Jordans Streit mit Louise zuzuhören. Aber siehatte sich nicht anders zu helfen gewusst. Als er Louise anfauchte, sie solle sich aus seinem Leben heraushalten, war Holly gerade auf dem Weg nach oben gewesen. Sie war noch bis zum Treppenabsatz hinaufgelaufen, hatte sich dann aber niedersinken lassen und gelauscht. Abgesehen von dem Gespräch auf der Veranda hatte sie alles gehört.
    Was sie von all dem halten sollte, wusste sie nicht. Wenigstens ergab Jordans Wut nun endlich einen Sinn. Er war sechzehn gewesen, als er die Affäre der Haushälterin mit seinem Vater entdeckt hatte, aus der ein Kind entstanden war.
    Ein Baby. Holly zog den Mantel fester um sich und schlang die Arme um den Oberkörper. Heftige Sehnsucht erfüllte sie. Vermutlich lag es an dem Nachmittag mit Jordans Schwägerinnen, die alle Kinder hatten.
    Als Holly den Fuß der Treppe erreichte, sah sie Licht in Jordans umfunktionierten Arbeitszimmer. Eigentlich wollte sie sich nicht aufdrängen, darum zögerte sie. Trotzdem fragte sie sich, ob er nach dem anstrengenden Tag Schmerzen litt.
    Sie huschte durch die Bibliothek. An der offenen Tür zum Arbeitszimmer blieb sie stehen. Jordan saß aufrecht mit einem Buch in der Hand im Bett. Den Blick hatte er jedoch eher in die Ferne gerichtet als auf die Seiten. Er bemerkte sie nicht, und so nutzte sie die Gelegenheit, um ihn anzusehen.
    Er trug einen Trainingsanzug. Die lockere Kleidung ließ nur andeutungsweise die Kraft erkennen, die sich unter dem weichen Stoff verbarg. Sein Mund war vor Anspannung zu einem Strich zusammengepresst. Ungefilterter Schmerz stand in seinen Augen.
    „Jordan?“
    Er sah zu ihr auf, und sofort verschloss sich sein Gesicht. Vor nur einer Sekunde hatte seine Seele noch vor ihr gelegen wie ein offenes Buch. Jetzt wusste sie nicht einmal mehr, was er dachte. Sie erinnerte sich an Rebeccas Behauptung, Jordan sei ein Einzelgänger, der meistens abseits stand und den anderen nur zusah. Zum ersten Mal konnte sie sich vorstellen, dass Rebecca damit richtig lag.
    „Du bist spät auf“, sagte er und legte seine Lektüre auf die Bettdecke.
    „Ich konnte nicht schlafen.“ Sie vergrub die Hände in den Bademanteltaschen. „Ich wollte nur sichergehen, dass bei dir alles in Ordnung ist.“
    „Warum sollte es nicht so sein?“, gab er zurück, den dunklen Blick auf sie gerichtet.
    Es erschreckte sie, wie fremd und kalt er ihr vorkam. „Du warst heute lange draußen, und ich habe mir Sorgen gemacht, du könntest dich vielleicht körperlich überanstrengt haben. Hast du Schmerzen?“
    „Nein.“
    Sie zögerte, ob sie gehen oder es wagen sollte zu bleiben. Ihre ängstliche Hälfte fand Wegrennen gar keine schlechte Idee, aber dann behielt der mitfühlende Teil in ihr doch die Oberhand. Also setzte sie sich auf den gepolsterten Stuhl neben dem Bett.
    Es gab keine leichte Art, ihm die Wahrheit zu sagen, also platzte sie einfach damit heraus. „Ich stand auf der Treppe. Ich habe alles

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