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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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widersprach sie. „Sondern weil ihr Mann die Scheidung wollte.“
    „Um mich zu heiraten.“
    „Aber du hast ihn nicht darum gebeten, dass er sich scheiden lässt. Du wolltest nichts von ihm. Es ist nicht deine Schuld.“
    Louise holte tief Luft. „Im Kopf weiß ich, dass alle deine Worte richtig sind. Aber in meinem Herzen sieht es anders aus. Ich fühle mich so schuldig. Nicht nur wegen der Haynes’, auch wegen meiner kleinen Tochter. Ich denke immerzu an sie. Ich möchte, dass sie glücklich und si…sicher ist.“ Ihre Stimme brach, und sie musste sich abwenden, um ihren Gefühlsausbruch zu verbergen.
    Holly versuchte sich auszumalen, ein Kind zur Adoption freizugeben. Etwas Traurigeres konnte sie sich nicht vorstellen.
    „Hast du sie nach der Geburt gesehen?“
    „Nur eine Minute.“ Dieses Mal brachte Louise ein richtiges Lächeln zustande. „Sie war eine richtige Haynes. Große Augen, jede Menge dunkle Haare. Sie war wunderschön. Dann brachten sie sie weg.“
    „Hast du nie versucht, sie zu kontaktieren?“
    „Nein.“ Wieder flossen die Tränen. Louise wischte sie fort. „Was hätte ich ihr denn sagen sollen?“
    „Zum Beispiel die Wahrheit? Dass du jung warst und Angst hattest und es die beste Lösung schien, sie einem liebevollen Paar zu geben.“
    „Das hört sich nett an. Aber sie nicht zu sehen, ist in Wahrheit die Strafe für meine Vergehen. Ich habe sie in meinem Leben nicht verdient.“
    Der Kummer ihrer Freundin ging Holly unter die Haut. Sie wusste, wie sich diese Art der Leere und Sehnsucht anfühlte. Sie verstand, wie es war, allein zu sein.
    „Schade nur, dass du deine Tochter mitbestrafst“, entgegnete sie sanft. „Denk nur, was sie alles verpasst. Eine tolle Mutter und vier Halbbrüder. Hast du dir einmal überlegt, dass sie vielleicht ein Teil von deinem Leben sein möchte?“
    Louise starrte sie an. „So habe ich das noch nie betrachtet. Aber was ist, wenn sie ihre Welt mag, wie sie ist?“
    „Und was, wenn nicht? Schlimmstenfalls kann es dir passieren, dass sie dich nicht sehen will. Ich weiß, dass es beängstigend und ein Wagnis ist. Aber was ist, wenn sie schon ihr ganzes Leben auf dich wartet?“
    „Was wäre dann?“, wiederholte Louise leise.
    Dieses Jahr hatte die Familie Travis’ Straße ausgewählt, um Weihnachtslieder zu singen. Sie zogen sich warm an, verteilten Notenblätter und Taschenlampen und machten sich auf den Weg.
    „Wir müssen die Orte abwechseln“, klärte Jordan Holly auf. „Weil wir schauderhaft singen. Darum schonen wir die Nachbarn, indem wir ein paar Jahre nicht wiederkommen.“
    Sie lehnte sich an ihn und grinste. „Das glaube ich nicht.“
    „Der größte Teil der Familie ist vollkommen unmusikalisch. Glaub mir, es ist fürchterlich.“
    Inzwischen lag Jordans Streit mit Louise fast eine Woche zurück. In drei Tagen war Weihnachten, und über dem Haus hing eine Art Waffenruhe. Wann immer es ihr möglich war, ging Louise Jordan aus dem Weg. Einige Male hatte er gehört, wie Holly mit der Haushälterin redete. Bruchstücke der Unterhaltung waren zu ihm durchgedrungen. Daher wusste er, dass sie über die Vergangenheit und das Kind sprachen, das Louise zur Adoption weggegeben hatte.
    Ein Mädchen. Eine Haynes-Tochter. Wieder überkam ihn Wut, wenn er sich vergegenwärtigte, wie sein Vater Louise die Zuneigung geschenkt hatte, die er Frau und Kindern versagt hatte.
    Es war nicht fair. Aber letztlich ging es im Leben selten gerecht zu.
    Beim ersten Haus blieben sie stehen. Das Licht an der Veranda brannte, und im Vorgarten stand ein kleiner Plastikweihnachtsmann. Laut und fröhlich bereiteten sich alle Haynes’ darauf vor, ihre Festtagsstimmung mit den Nachbarn zu teilen. Die kleineren Kinder waren bei Louise geblieben, die auf sie achtgab, und schliefen schon. Die älteren interessierten sich eher dafür, zu spielen, als zu singen.
    Jemand rief den Namen des ersten Lieds. Im nächsten Augenblick hörte man nichts als Papiergeraschel, bis alle die richtige Seite gefunden hatten. Dann ertönte ein einzelner Ton aus einer Stimmpfeife – als würde das etwas helfen.
    „Vom Himmel hoch, da komm ich her …“
    Zwar waren die Worte verständlich, doch die Stimmen blieben schief und vermischten sich kein bisschen. Die Nachbarn kamen auf die Veranda und gaben sich Mühe, begeistert auszusehen. Aber es war nicht zu übersehen, dass sie sich quälten.
    Holly besaß eine sehr schöne Stimme. Sie sang leise, aber Jordan hörte die klaren Töne und

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