Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
an?“
    „Warum sollte ich?“, gab Craig zurück. „Ich habe ihm nichts zu sagen. Nie war auch nur eine einzige meiner Anstrengungen gut genug für ihn. Ich habe es längst aufgegeben, mich um ihn und seine Meinung zu scheren.“ Bitterkeit verdunkelte seine Stimme.
    Überrascht starrte Jordan seinen ältesten Bruder an. Er hatte nie darüber nachgedacht, was Craig als Erstgeborener durchgemacht haben musste. Meistens hatte er den größten Brocken von der Wut ihres Vaters abbekommen. Jordan erinnerte sich, wie Craig oft für Dinge die Verantwortung übernommen hatte, die er nicht verbrochen hatte. Auf Travis’ Nachfrage hatte Craig ihm einmal erklärt, er sei größer, und darum täten ihm die Schläge nicht mehr so weh. Aber aus der Perspektive des Erwachsenen wusste Jordan, dass Craig in Wahrheit seine Brüder beschützt hatte.
    Um sie herum wurde das nächste Lied angestimmt. Der Text über Frieden und Hoffnung stand in einem merkwürdigen Widerspruch zu ihrer Stimmung und dem Inhalt des Gesprächs. Sie schwiegen, um zuzuhören.
    „Bei euch Jungs alles in Ordnung?“, fragte Elizabeth, nachdem das Lied beendet war.
    Travis sah sie an. „Uns geht’s gut.“ Doch er blieb bei seinen Brüdern auf dem Gehweg stehen. Inzwischen hatten sich auch Kyle und Austin zu ihnen gesellt. Nur die Frauen und Kinder liefen weiter zum nächsten Haus. Am Rande seiner Wahrnehmung registrierte Jordan, dass sich der Gesang etwas weniger schräg anhörte als vorher.
    „Ich nehme dem alten Herrn eine Menge übel“, sagte Travis. „Zum Beispiel habe ich nie gelernt, Ehemann oder Vater zu sein.“
    „Das hat keiner von uns“, erwiderte Craig. „Ich wusste, dass ich ein Vorbild sein sollte. Aber mir war nie klar, was ich tat – offensichtlich, sonst hätte ich Krystal nicht geheiratet.“
    „Seinetwegen hätte ich beinahe Sandy verloren“, fügte Kyle hinzu. Die Nachtluft war kühl, und er zog seine Lederjacke fester zu. „Weil ich Angst hatte, ich wäre nicht gut genug für sie und ihre Kids.“
    „Und mir wäre Elizabeth fast abhandengekommen“, sagte Travis.
    „Wir alle haben Fehler gemacht“, bemerkte Craig. „Das tut jeder. Aber ich weiß, dass wir ohne ihn und seine Brüder besser dran gewesen wären.“
    „Ich erinnere mich, dass ich nie wie einer von ihnen werden wollte“, erzählte Travis. Er vergrub die Hände in seinen Manteltaschen.
    Alle nickten. Auch Jordan hatte sich das geschworen. Er wollte nicht wie sein Vater oder seine Onkel sein, die die Frauen nur benutzten und sie dann achtlos wegwarfen. Er wollte mehr. Dann hatte er erfahren, wie schmerzhaft es war, jemanden zu lieben. Also hatte er beschlossen, ganz auf Beziehungen zu verzichten.
    Austin räusperte sich. „Eine Zeitlang dachte ich, ihr wärt Glückskinder. Immerhinhattet ihr eine Familie und Eltern, die sich um euch kümmerten. Doch ich habe ziemlich schnell kapiert, dass es manchmal besser ist, allein zu sein.“
    „Wir haben es weit gebracht“, sagte Craig und klopfte Kyle auf den Rücken. „Sogar du, Brüderchen.“
    „Oh, besten Dank.“
    Craig hatte recht. Sie waren älter geworden und hatten sich verändert. Keiner von ihnen war wie ihr Vater geworden. Jordan fragte sich, was seine Brüder wohl sagen würden, wenn er ihnen die Wahrheit über die Vergangenheit verriet. Keiner von ihnen wusste, warum ihre Mutter verschwunden war. Zuerst war Jordan wie betäubt gewesen und hatte deshalb nichts gesagt. Er hatte von ganzem Herzen gehofft, sie würde zurückkommen. Damals hasste er Louise und mit ihr das Unglück, das sie über ihr Leben gebracht hatte. Später behielt er die Wahrheit aus Angst für sich.
    Denn mit seinem jungen sechzehnjährigen Gemüt fürchtete er, Earl würde Louise heiraten, wenn er alles ans Licht zerrte. Den Gedanken an Louise als seine Stiefmutter und Teil der Familie aber konnte er nicht ertragen.
    Um ihn herum plätscherte das Gespräch dahin. Jordan steckte in der Klemme. Einerseits war er überzeugt, dass Louise über ihr Geheimnis von der Affäre selbst entscheiden musste. Aber was war mit dem Kind? Sollte er seinen Brüdern erzählen, dass sie eine Halbschwester hatten? Mittlerweile war sie erwachsen und lebte irgendwo ihr Leben. Hatten sie das Recht, sie aufzustöbern? Wollte sie, dass man ihre Existenz durcheinanderbrachte? Würde sie sich über vier zusätzliche Halbbrüder freuen?
    Erst als Holly ihre Hand auf seinen Arm legte, merkte er, dass sich der Singtrupp aufgelöst hatte.
    „Geht es dir

Weitere Kostenlose Bücher