Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
als er vor dem grünen Raum stehen blieb. Mit eingezogenem Kopf lächelte er schüchtern und betrat dann das Zimmer.
Macy atmete tief ein und wandte sich wieder zu Gabe um. Nur um festzustellen, dass er geräuschlos einen riesigen Schritt nach vorn getreten war und sie jetzt praktisch mit der Nase seine leicht behaarte Brust berührte.
„Hallo!“ Sein Seifen- und Rasierwasserduft umfing sie. Hastig trat Macy einen Schritt zurück und betrachtete die frisch rasierte Haut an Wangen und Kinn. „Sie schleichen sich ja ganz schön ran, Sie Teufelskerl.“ Gegen ihren Willen wanderte ihr Blick zurück zu der feinen Wolke schwarzen Haars auf seinen Brustmuskeln.
„Sie können es einfach nicht lassen, oder?“, grollte Gabe.
Ein Tropfen Wasser lief seinen Hals herab und rollte über das Schlüsselbein in Richtung Brustbehaarung. Macy holte tief Luft. Ich werde ihn nicht auflecken, ich werde ihn nicht auflecken. Sie zwang sich, Gabe wieder ins Gesicht zu sehen. „Wie bitte?“ Im Geiste wiederholte sie seine Frage und hob das Kinn. „Was kann ich nicht lassen?“
„Zu flirten. Für Sie gehört das einfach dazu, oder? Egal ob es sich um grüne Jungs handelt oder um alte Knacker, die bereits mit einem Bein im Grab stehen – gibt es denn niemanden, den Sie nicht anmachen würden?“
„Ich kann mich nicht erinnern, mit Ihnen geflirtet zu haben. Ist es das, was Ihnen so gegen den Strich geht, Schätzelchen? Fühlen Sie sich übergangen?“ Macy war klar, dass man sich mit diesem Mann besser nicht anlegte. Ihr Herz klopfte wild, als sie auf Gabes Reaktion wartete. Aber sie hatte früh gelernt, niemals zurückzuweichen. Früher oder später würde sie sich mit Mister Fire-Chief sowieso in die Wolle kriegen. Also machte sie wieder einen Schritt nach vorn und berührte mit der Fingerspitze den Wassertropfen, der jetzt in seinem Brusthaar hing.
Auf den Schock, den diese simple Berührung in ihr auslösen würde, war sie allerdings nicht vorbereitet. Unwillkürlich hob sie den feuchten Finger an die Lippen.
Bevor sie ihn ablecken konnte, schoss Gabes Hand nach vorn und umklammerte ihr Handgelenk. Dann führte er ihren Finger in seinen Mund. Feuchte Hitze schien Macy ganz und gar zu umfangen. Ihre Knie drohten nachzugeben.
In der nächsten Sekunde hatte Gabe sie schon losgelassen. „Ich bin weder ein grüner Junge noch ein alter Mann“, sagte er leise. „Vielleicht sollten Sie es sich zweimal überlegen, mir irgendein Angebot zu machen. Ich könnte sie nämlich beim Wort nehmen.“ Er ging an Macy vorbei, und ihre komplette linke Seite wurde warm, als sein nackter Arm daran entlangstrich.
Macys Herz war kurz davor, den Dienst zu versagen. Zitternd drehte sie sich um und sah Gabes Gestalt nach: den breiten Schultern, dem geraden Rücken und den langen Beinen. Ja, dachte Macy benommen, das sollte sie sich wirklich zweimal überlegen. Denn, heiliger Bimbam.
Heiliger, heiliger Bimbam. Es war nur ein simples Saugen an einem lausigen Finger gewesen, Herrgottnochmal. Er hatte nicht etwa das Handtuch fallen lassen und sie gegen die nächstbeste Wand gedrückt. Das Problem war, dass sie sich genau das gewünscht hätte.
4. KAPITEL
J anft zog Gabe die Zimmertür hinter sich zu, dann riss er sich das Handtuch vom Hals und pfefferte es gegen die nächste Wand. Was ihm wenig Genugtuung verschaffte, weil es schon vorher auf den alten Holzboden fiel.
„Was zum Geier.“ Er machte rasch einen großen Schritt auf das zerknitterte Handtuch zu, beugte sich hinunter und hob es auf, wobei sich das Handtuch um seine Hüfte löste und auch auf dem Fußboden landete. „Verdammter Bockmist!“
Er hob auch dieses auf. Schwer atmend stand er da, hielt die beiden Handtücher in den Fäusten und starrte blicklos an die Wand.
Dann schüttelte er heftig den Kopf und holte mehrfach tief Luft, bis seine Atmung sich wieder reguliert hatte.
Gütiger Himmel. Was war das? Er musste nie um Fassung ringen, weil er sie normalerweise erst gar nicht verlor.
Zumindest nicht seit seinem sechzehnten Lebensjahr. Bis dahin war er ein paar Jahre lang ziemlich wild gewesen. Hatte sich mit allem geprügelt, was Hosen hatte. Und war sämtlichen Röcken hinterhergelaufen.
Doch das war lange her. Inzwischen war er ein überlegter Mann. Hatte alles im Griff und beherrschte seine unberechenbaren Impulse.
Was hatte er also da draußen im Flur mit der Videoprinzessin angestellt? Was in drei Teufels Namen hatte er sich dabei gedacht?
Er schnaubte. Ja, klar.
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