Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
als damals auf der Highschool.
Doch dann lächelte Kelly mit ehrlichem Bedauern und sagte: „Es tut mir wirklich leid, Macy. Wenn du eine Weile in der Stadt bleibst, dann könntest du ja vielleicht ein Sparkonto bei uns eröffnen. Dann müssten wir noch immer warten, bis der Scheck verrechnet wird, aber dafür werden selbstverständlich Zinsen gezahlt.“
„Klingt nur fair“, sagte Macy langsam. Das war ihr schon ein paar Mal passiert, sie hatte es nur vergessen. Sie stieß den Atem aus. „Ich wollte mich eigentlich noch darum kümmern, bevor ich hierherkam, hab es dann aber in der Eile vergessen.“
Kelly öffnete eine Datei auf ihrem Computer und begann die Informationen einzugeben, die Macy ihr auf ihre Fragen gab. Kurz danach druckte sie das Formular aus, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und lächelte Macy zu. „Du musst ja ein ganz schön glamouröses Leben in L. A. haben.“
„Glamourös, ich weiß nicht“, antwortete Macy, denn meist war ihre Arbeit einfach nur Arbeit. Zudem herrschte eine Falschheit in der Branche vor, die sie ziemlich strapaziös fand. „Aber auf jeden Fall macht mir meine Arbeit Spaß.“ Vor allem jetzt, nachdem sie eher hinter den Kulissen arbeitete, statt in einem Musikvideo mitzuspielen.
„Kommst du zu unserem zehnjährigen Klassentreffen nächsten Monat?“
Um Himmels willen, nein. „Oh. Wow. Ist das schon zehn Jahre her? Ein Klassentreffen, hm? Davon höre ich zum ersten Mal.“
„Nun, du solltest kommen. Wird bestimmt lustig.“
Hm. Weil ich so viele Freunde in der Highschool hatte. „Ich behalte es mal im Hinterkopf, aber das hängt wirklich davon ab, wie schnell es Janna wieder besser geht. Hab ich dir erzählt, dass sie nächste Woche mit ihrer Physiotherapie beginnt?“
Sie tauschten noch ein paar weitere Nettigkeiten aus, bevor sie wieder zurück zu ihrem Auto eilte. Alles in allem betrachtet, dachte Macy verwirrt, war es gar nicht so schlecht gelaufen.
Als sie etwas in dieser Art kurz darauf zu Janna sagte, warf ihr ihre Cousine ein schiefes Lächeln zu. „Vielleicht haben sich die braven Bürger von Sugarville doch mehr verändert, als du denkst.“ Dann fuhr sie neckend fort: „Könnte ja sein, dass sich nicht immer alles um dich dreht ...“
„Wie, etwa nicht?“ Aber Macy war nicht wirklich in der Stimmung, darüber Witze zu machen. Sie rieb sich die Stirn und starrte ihre Cousine an. „Du weißt, dass es mir immer ziemlich egal war. Schließlich war ich immer nur ein paar Tage hier, um dich und den Rest der Familie zu sehen. Aber ich hatte schon Angst, dass alles wieder von vorn losgeht, wenn ich zurückkomme“, gestand sie. „Und ich bin wirklich dankbar, dass Kelly stattdessen so nett war.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die Frage ist nur, wie unnett die anderen sein werden.“
Janna nickte mit besorgter Miene. „Ja. Das ist die Millionen-Dollar-Frage.“
„Ist das Macy O’James?“
„Ich hab schon gehört, dass sie wieder in der Stadt ist.“
„Die hat vielleicht Nerven, sich hier wieder blicken zu lassen!“
„Hey, du weißt doch, wie es heißt: einmal Abschaum, immer Abschaum.“
Die Stimmen waren klar und deutlich in der heißen Sommerluft zu hören, als Macy einen Klappstuhl neben die Tribüne stellte und ihrer Cousine half, sich zu setzen. „Nun, ich schätze, das beantwortet die Frage“, murmelte sie und zog einen Flunsch. „Wahrscheinlich war Kelly nur ein Glücksfall.“
„Oh, bestimmt sind noch mehr Leute wie Kelly.“ Janna legte vorsichtig ihr Gipsbein auf einen umgedrehten Plastikeimer. „Es wird aber immer Idioten in dieser Stadt geben. Also mach es einfach wie ich, Süße. Ignoriere sie.“
„Das habe ich vor.“ Da Macy nicht davon ausging, dass jemand auf der Tribüne ihr Platz machen würde, breitete sie eine Decke auf dem Boden aus und ließ sich darauf nieder. Wegen des kurzen Nadelstreifenrocks war sie darauf bedacht, die Knie zusammenzuhalten, und unterdrückte einen unwilligen Laut. Denn das hätte ihr gerade noch gefehlt – den jungen Spielern, die sich gerade aufwärmten, aus Versehen ihr Höschen zu zeigen. Als ob ihr Ruf in dieser Stadt nicht auch so schon ruiniert genug wäre.
Natürlich wäre es klüger gewesen, ein paar hübsche konservative Shorts zu tragen, aber trotzdem war Macy froh, dass sie sich nicht mehr umgezogen hatte. Einen Moment lang hatte sie darüber nachgedacht. Doch in dieser Stadt wusste man nie, wann man besser ein Schutzschild trug. Sich skandalös zu kleiden war ihr
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