Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
„Aber warum bist du nicht einfach mit dem Tourbus gekommen?“
„Die Jungs sind damit zum Angeln nach Jackson Hole gefahren.“ Er betrachtete den Wohnwagen. „Ist doch ein hübsches kleines Vögelchen, oder nicht? Viel kleiner und einfacher zu lenken als der Bus.“
„Als ob du jemals einen Bus gefahren hättest.“
„Damit du’s weißt, ich habe die Band anfangs durch ganz England kutschiert.“ Er grinste. „Natürlich war das ein VW-Bus, den wir ganz billig in Dublin bekommen haben.“
„Hey“, unterbrach Gabe ihn. „Wollen Sie mit Macy quatschen oder ihren Wohnwagen angeschlossen bekommen?“
„Tut mir leid, Kumpel. Ich habe mein kleines Schätzchen eine Weile nicht gesehen, aber jetzt gehöre ich ganz Ihnen. Danke, dass Sie mir bei der Verkabelung helfen. Wenn ich das selbst tun müsste, würde es in einer Katastrophe enden.“
Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die beiden einander vorgestellt worden waren. Das Gespräch drehte sich daraufhin um Schaufeln, Gräben, Kunststoffrohre und Stromkabel. Sie merkte, wie ihre Augen glasig wurden, doch als Gabe ein Gerät mit zwei Schaufeln an einem Ende in die Hand nahm, richtete sie sich auf.
„Oooh. Männer mit Werkzeug“, murmelte sie und unterdrückte die kindische Zufriedenheit, als er einen Moment lang seinen grauen Blick auf sie richtete.
Dann sah er weg und stieß den Doppelspaten in die Erde, drückte die beiden Griffe auseinander, zog das Gerät aus dem Loch, schüttelte die Erde ab und wiederholte das Ganze.
Fasziniert betrachtete sie die ganzen kleinen Muskeln, die sich unter seinem T-Shirt zusammenzogen und dehnten und hin und her schoben. Nun, genauso wie Jacks Muskeln, als er einen kleinen Graben zu ziehen begann, zudem bewegten sich dessen Tätowierungen auch noch wellenförmig. Doch er war eben Jack, und sein Anblick interessierte sie mehr wie eine Statue in einem Museum.
Bud gesellte sich zu ihr. „Das ist der Vorteil, wenn man junge Männer um sich hat“, sagte er heiter. „Die nehmen einem die schwere Arbeit ab.“
Sie riss den Blick von der schönen Aussicht und grinste ihren Onkel an. „Soll ich dir einen Stuhl holen, damit du’s noch bequemer hast? Ich habe ein paar in dem kleinen Wandschrank im Wohnwagen gesehen. Außerdem einige Flaschen Guiness. Jack hat diese irische Schwäche für warmes Bier, wenn dir Zimmertemperatur also nichts ausmacht ...“
„Du kennst dich ja mit den Gewohnheiten dieses Jungen recht gut aus – und in seinem Wohnwagen scheinst du dich auch wie zu Hause zu fühlen“, sagte Bud leise. „Seid ihr zwei ...?“ Seine Wangen röteten sich, obwohl er mit den Augenbrauen wackelte.
„Nein“, sagte sie. „Ich hab ihn wahnsinnig gern. Aber wie einen Bruder, verstehst du?“
„Ich muss gestehen, dass ich das gerne höre. Zwar scheint er mir ziemlich bodenständig für einen Star zu sein. Aber ich wäre nicht so begeistert, wenn er dich durch das ganze Land schleifen würde, so wie früher deine Mutter.“
„Ja, die Rumreiserei ist wirklich nichts für mich. Du weißt ja, dass ich seit über acht Jahren in derselben kleinen Wohnung in Redondo Beach wohne. Ich schätze, ich bin genauso bodenständig wie du und Tantchen.“ Sie lächelte ihn liebevoll an. „Also, wie steht’s jetzt mit dem Stuhl und dem Bier?“
„Ersteres gerne, auf das Bier verzichte ich.“ Er musterte die Schiene, die parallel am Dach des Wohnwagens verlief. „Ich werde nur schnell die Markise anbringen, während du die Stühle holst.“
Gerade als Macy sich umdrehte, um in den Wohnwagen zu steigen, fuhr ein Auto hupend auf den Parkplatz. Über die Schulter beobachtete sie, wie Grace aus ihrem kleinen Ford Focus stieg. Gabriel lächelte ihr freundlich zu, während Jack einen Moment lang überrascht wirkte. Dann setzte er seinen kühlen, unnahbaren Rockstar-Gesichtsausdruck auf, der überhaupt nichts mit seinem eigentlichen warmherzigen Wesen zu tun hatte.
Sie kapierte es nicht. Grace war nett. Wirklich nett. Allerdings kleidete sie sich prüde und hatte nicht gerade eine männermordende Ausstrahlung.
„Warum also zum Teufel ...“, murmelte sie und kämpfte dann dagegen an, rot zu werden, und schüttelte den Kopf, als Jack sie mit erhobener Augenbraue betrachtete.
Aber echt jetzt, dachte sie. Was hatte Grace an sich, dass die Männer so auf sie abfuhren?
8. KAPITEL
G race blieb zunächst zögernd neben ihrem Auto stehen, bevor sie auf die Gruppe beim Wohnwagen zusteuerte. Heiliger Bimbam, war das
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