Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
klar, Boss.“
Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, als er sich schließlich wieder aufrichtete, doch der Mond hatte sich bereits deutlich in westliche Richtung bewegt. Die Hände an seinen schmerzenden Rücken gedrückt, streckte er sich vorsichtig. „Scheint keine Brandstiftung gewesen zu sein.“ Er schüttelte den Kopf. „Soviel zu meinem Instinkt. Ich hatte nämlich irgendwie das Gefühl, dass es sich darum dreht. Aber hier deutet nichts darauf hin, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde.“
„Vielleicht doch, Chef.“ Johnson blickte über seine Schulter. „Könnten Sie mal eben rüberkommen und sich das hier ansehen?“
Gabe ging zu ihm, beugte sich vor und betrachtete den Boden, den Johnson sorgfältig von der Asche befreit hatte. Im Licht der Taschenlampe konnte er einen röhrenförmigen leuchtenden Fleck auf dem zerschrammten Stallboden sehen. Gabe kratzte mit dem Fingernagel ein dünnes Stück Wachs ab. „Oh ja“, murmelte er. „Mein Instinkt trügt mich also doch nicht.“
Er nickte seinen Männern zu. „Jemand hat eine Kerze als Zeitzünder benutzt. Schätze, es dreht sich also doch mal wieder um Brandstiftung.“
9. KAPITEL
M acy konnte nicht wieder einschlafen. Zwar war es stickig im Zimmer, doch daran lag es nicht. Bud und Lenore hatten vor ein paar Jahren eine Klimaanlage installieren lassen, die zwar nie so kalt eingestellt war wie in Hotels üblich. Doch auf jeden Fall war es im Haus weitaus angenehmer als früher in ihren Teenagerjahren. Nein, es lag daran, dass sich ihre Gedanken endlos drehten. Bevor sie sich also rastlos hin und her warf und am Ende auch noch Janna aufweckte, konnte sie auch aufstehen.
Sie schleuderte die Bettdecke von sich, setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Wie spät es wohl war? Sehr spät jedenfalls, mehr wusste sie nicht.
Mit der Armbanduhr in der Hand, die sie vom Nachttisch nahm, schlich sie zum Fenster. Es war null Uhr achtundvierzig. Sie hatte das Gefühl, viel länger als eine Stunde geschlafen zu haben, jedenfalls war sie jetzt hellwach.
Sie schnappte sich ihren iPod, auf den Jack die Musik seines nächsten Albums gespielt hatte, und ging zur Tür. Vielleicht kamen ihr schon ein paar Ideen für die Videos, wenn sie sich ein oder zwei Lieder in der Küche anhörte. Und wenn sie einen richtig guten Gedanken hatte, konnte sie gleich zu Jack gehen und sehen, ob er noch wach war. Oder auch nicht, dachte sie, als sie an sich herabsah. Mit den ausgebeulten Jungsshorts und dem dünnen Tank Top war sie nicht gerade passend für einen nächtlichen Besuch gekleidet.
Mit den Kopfhörern bereits im Ohr lief sie durch den dunklen Flur und begann, anerkennend mitzusummen. Und als sie die Küche betrat, wo sie auf dem kürzesten Weg zum riesigen Kühlschrank ging, wippte sie bereits mit den Hüften im Takt. Das Kühlschranklicht blendete so sehr, dass sie blinzeln musste. Sie beugte sich vor auf der Suche nach dem Brombeerkuchen, den Tantchen Lenore heute nach dem Abendessen serviert hatte.
Als sie nichts davon entdeckte, versuchte sie, nicht allzu enttäuscht zu sein. Sie hatte sowieso nicht ernsthaft damit gerechnet, dass etwas übrig geblieben war. Sie beäugte die anderen Optionen.
„Hübscher Anblick“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Mit einem leisen Schrei wirbelte sie herum und riss sich die Stöpsel aus den Ohren.
Gabriel saß in der vom Mondlicht gesprenkelten Dunkelheit am Arbeitstisch, eine Gabel in der Faust, ein Stück Brombeerkuchen und ein großes Glas Milch vor sich.
„Sie Mistkerl! Sie haben mich nicht nur zu Tode erschreckt, nein, Sie essen mir auch noch meinen Kuchen weg!“
„Ach ja?“ Genüsslich schob er sich eine Gabel davon in den Mund, dann schluckte er. „Hab nicht gesehen, dass Ihr Name draufstand.“
Sie nahm sich eine Gabel aus der Schublade, stolzierte zum Tisch und ließ sich auf den Stuhl neben ihm fallen. „Geben Sie mir ein Stück.“
„Vergessen Sie’s.“ Beschützend legte er den Arm um das Kuchenblech. „Da ist noch genug anderes im Kühlschrank. Das hier gehört mir. Suchen Sie sich selbst was.“
„Bitte. Nur ein Stückchen.“ Sie streckte die Gabel aus, doch als er abwehrend die Schulter vorschob, streiften sich ihre Oberarme. Haut an Haut.
Ihr Herz schlug schneller, und alle Gedanken an Essen lösten sich auf. Sie wurde von dem fast unkontrollierbaren Bedürfnis erfasst, näher zu ihm zu rutschen und die samtigen Venen zu streicheln, die über seinen Unterarm verliefen –
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