Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
hatte und der Schuld an ihrem Ruf als Schlampe war, kam auf ihren Tisch zu, gefolgt von denselben Schleimern, die er auch schon in der Highschool immer im Schlepptau gehabt hatte. Meine Güte, in dieser Stadt änderten sich die Dinge wirklich nur sehr langsam. „Ach je. Arschloch Andy und die Schleimscheißer. Mein Abend ist gerettet.“
„Haste dich schon durch das Baseballteam geschlafen, seit du in der Stadt bist?“
„Noch nicht. Aber ich habe mit deinem Daddy eine Runde Golf gespielt. Er sagte, ich wäre der Sohn, den er nie hatte.“
Andrew wurde rot, da Gott und die Welt wusste, dass er seit Jahren und mit wenig Erfolg der Anerkennung seines Vaters nachjagte. Er musterte sie hasserfüllt von Kopf bis Fuß, die blaue Perücke, das Stirnband mit der Feder und das Charlestonkleid aus langen Perlschnüren. „Wie ich sehe, bist du noch genauso irre wie früher.“
Ganz kurz wurde sie in eine Zeit zurückgeschleudert, als sie immer die von allen gehasste Außenseiterin gewesen war. Doch es gelang ihr, dieses Gefühl schnell abzuschütteln. Die Zeiten, als jeder Idiot sie hatte beleidigen können, waren vorbei. Dass es ein paar Sekunden länger als nötig dauerte – tja, das würde ihr Geheimnis bleiben. Mit dem Arm quer über der Stuhllehne studierte sie den Mann, der vor so vielen Jahren aus verletzter Eitelkeit heraus die komplette Schule davon überzeugt hatte, dass sie für jeden Typen die Beine breit machte. „Es gibt Schlimmeres. Ich könnte so ein mieser Lügner sein wie du.“
Die Frau neben ihm gab ein entrüstetes Geräusch von sich, und erst da bemerkte Macy, dass es sich um Dawn Thurborg handelte, Liz Picket-Smiths beste Freundin. Diese Frau beäugte sie, als ob sie mit nackten Brüsten am Tisch säße. Was war nur mit denen los? Alle Welt kapierte, dass inzwischen zehn Jahre vergangen waren, doch diese Clique klebte noch immer an ihren alten Verhaltensmustern.
Nun, Liz gegenüber hatte sie versucht, freundlich zu sein, und es hatte nichts gebracht. Also konnte sie sich jetzt das Theater sparen. „Hey, hallo Twilight.“
„Ich heiße Dawn!“
„Oh. Tut mir leid. Munter wie immer. Lass mich raten. Du bist die Vorsitzende vom Klassentreffenkomitee?“
Dawn hob das Kinn. „Zweite Vorsitzende.“
„Nicht gerade eine Führungsposition, wie?“ Sie winkte träge ab. „Aber wen wundert’s? Liz steht lieber allein im Rampenlicht.“
An Dawns verbittertem Gesicht konnte sie ablesen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Du jedenfalls bist nicht eingeladen“, sagte sie kühl.
„Zum Klassentreffen?“ Als ob sie wild daraufwäre, zu einer Veranstaltung zu gehen, wo man sie drei oder vier Stunden lang am Stück demütigen würde. Trotzdem fragte sie sich, wer Dawn ins Komitee gewählt hatte. Zudem war sie auch jetzt genauso wenig in der Lage, die andere Backe hinzuhalten, wie früher auf der Highschool. „Also ist das zehnjährige Klassentreffen nur für deine Freunde gedacht?“ Sie warf der anderen Frau ein schiefes Lächeln zu. „Wird ‘ne kleine Party.“
Zwei junge Frauen am Nebentisch lachten, die eine lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah sie an. „Sie können gern zu unserem kommen.“
Sie grinste die beiden an. „Vielen Dank. Vielleicht komme ich noch drauf zurück.“
Janna hob die Augenbrauen. „Ziehst du meine Einladung auch zurück, Dawn?“
Dawn blinzelte, dann schüttelte sie den Kopf. Offenbar fragte sie sich, wo Liz steckte, wenn man sie einmal brauchte. „Also, nein. Du kannst kommen.“
„Mann, da hab’ ich ja Glück.“
Dawn nickte. „Du hast ja auch nicht das Leben von drei Jungs ruiniert.“
Mit einem Ruck setzte Janna sich auf. „Hör zu, du ...“
Macy packte ihre Cousine am Arm und sah ihr fest in die Augen. „Lass doch“, sagte sie ruhig. „Das ist zumindest wahrer als dieses alberne Gerede über meine angeblichen sexuellen Schandtaten vor zehn Jahren.“
„Beides ist nicht wahr“, sagte Janna heftig, dann sah sie Andrew und seine Clique angewidert an. „Zeit für dich, zu verschwinden, Mayfield.“
„Allerdings“, stimmte Shannon zu. „Du brauchst dringend einen Idiotenkurs in Benehmen. Wenn du nicht in der Lage bist, was Nettes zu sagen, warum suchst du dir dann nicht einen Tisch, wo ihr euch gegenseitig beleidigen könnt, so viel ihr wollt?“
„Halt dich da raus, Chunketta“, knurrte Andrew. „Das geht dich nichts an.“
„Nein, du verschwindest jetzt!“ Grace sprang auf die Füße. Leicht schwankend hielt sie sich
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