Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
ihr die Tür öffnete. Das war das Schöne an einer Kleinstadt. Man hatte sie duschen lassen und ihr einen violetten OP-Anzug geliehen. Er versuchte, sich so etwas in einem Krankenhaus in Detroit vorzustellen. Nicht sehr wahrscheinlich.
Er lief um den Wagen, stieg ein und startete den Motor. Doch dann saß er einfach nur da. Er wusste, dass er Macy zu Lenore und Bud zurückbringen sollte. Macy hatte noch vom Krankenhaus aus bei ihnen angerufen. Doch so wie er ihr Verhältnis zu ihrer Tante und ihrem Onkel einschätzte, wollten die sich von ihrer Unversehrtheit bestimmt lieber persönlich überzeugen.
Das Problem war nur, dass er keine Lust hatte, sie nach Hause zu bringen, wo sie sofort von allen vereinnahmt werden würde. Warum ihn das störte, wollte er gar nicht so genau wissen.
Doch hier ging es nun mal nicht um ihn, und deswegen legte er den Gang ein. Schweigend bog er auf den Highway und fuhr durch die Stadt. Als sie sich der Abzweigung zur Pension näherten, drehte Macy sich zu ihm und sah ihn an.
„Könnten wir noch etwas warten?“, fragte sie leise. „Könnten wir – ich weiß nicht – einfach eine Weile herumfahren?“
Aber ja. Er versuchte, seine Freude zu verbergen, rollte mit den Schultern und blickte sie ungezwungen an. „Sicher. Wohin willst du?“
„Ist mir egal. Irgendwohin. Lass uns einfach ... herumfahren.“ Sie schob die Unterlippe vor und stieß ein Seufzen aus, das ihre fast trockenen Ponysträhnen flattern ließ. „Die Sache ist die ... ich glaube, ich kann es im Moment nicht ertragen, wenn so ein Aufhebens um mich gemacht wird. Und ich habe keine Lust, jedem zu erklären, was da passiert ist, wo ich es doch selbst noch nicht begreife.“ Sie guckte ihn forschend an. „Ist das egoistisch von mir?“
„Quatsch, nein. Du hast einiges durchgemacht. Manchmal hilft es, darüber zu reden. Manchmal aber auch nicht.“
Sie nickte energisch. „Ganz genau. Und das ist jetzt der Fall.“
Dann starrte sie wieder hinaus auf die Weizenfelder, die an den Fenstern vorbeiglitten, und Gabe begann über dasselbe Thema zu grübeln, das ihm nicht aus dem Kopf ging, seit er, Johnson und Solberg das Feuer gelöscht hatten.
Sollte die Kerze, die sie im Schutt auf der hinteren Veranda gefunden hatten, irgendein Hinweis sein – und davon ging er aus –, dann war dieses Feuer ebenfalls absichtlich gelegt worden, so wie die auf den Grundstücken von Bailey und Driscoll. Außerdem hätte er verdammt gern gewusst, ob dem Brandstifter klar gewesen war, dass sich jemand in dem Haus befand. Oder war es schlicht Pech gewesen, dass Macy in ein Gebäude gegangen war, in dem auf der hinteren Veranda bereits eine Kerze auf einem Haufen Zunder abbrannte?
„Könnten wir zu dir fahren?“
„Wie?“ Er starrte sie an.
„Zu deinem Haus? Könnten wir eine Weile dort bleiben? Ich würde gerne sehen, wie es von innen aussieht.“
Oh Mann, das war keine so gute Idee. Er musste jetzt schon mit aller Macht gegen seinen Wunsch ankämpfen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sich Zentimeter für Zentimeter selbst davon zu überzeugen, dass sie unversehrt war. Er wollte die Tatsache feiern, dass sie so ein Glück gehabt hatte, dass sie noch lebte, und am liebsten hätte er das getan, indem er sie vögelte, bis sie vor Lust schrie. Sollte er da wirklich allein mit ihr in einem Haus sein, wenn auch in einem erst halb fertigen? Das war wirklich keine gute Idee, denn sie war momentan ziemlich erledigt. Es war wohl nicht in ihrem Sinn, wenn er sie im Haus unverzüglich an die Wand presste und sich über sie hermachte wie ein Vampir auf der Suche nach frischem Blut. „Ahm ...“
„Egal, vergiss, dass ich gefragt habe.“ Sie drehte den Kopf und sah wieder aus dem Fenster.
Doch nicht schnell genug, er hatte gesehen, wie gekränkt sie war. Und das bei dieser Lass-keinen-Kerl-jemals-deine-wahren-Gefühle-sehen-Frau. „Hör zu ...“
„Nein, wirklich“, sagte sie. „Das kann ich von dir nicht erwarten. Du hast wahrscheinlich einiges zu tun – wie zum Beispiel die Brandursache aufzuklären. Du musst wirklich nicht den Babysitter für mich spielen.“ Jetzt blickte sie ihn mit diesem unbekümmerten Lächeln an, das er so gut kannte. „Entschuldige, Herzchen. Ich hätte nicht so viel von deiner Zeit beanspruchen dürfen. Bring mich zurück in die Pension.“
Mist. „Das hier“, knurrte er, stach mit einem Finger in ihre Richtung und drückte dann den Daumen an seine eigene Brust, „hat nichts mit Babysitten
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