Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
kletterte aus dem Fenster auf die Leiter, und sie starrte auf den ungefähr tausend Meter tiefen Boden unter sich.
Hastig umfasste sie die Gürtelschlaufen seiner Jeans und kniff die Augen zusammen. Ihr Magen machte einen kleinen Salto, als er die Leiter hinunterstieg. Dann ließ er sie auf die Erde hinab. Der Löschwagen hielt gerade vor dem Haus, Türen knallten und Männer schrien einander an.
„Kannst du atmen?“
Zwar bekam sie sofort einen Hustenanfall, nickte aber. Ihr Hals war kratzig, doch ihre Lungen schmerzten nicht so, wie sie es bei einer Rauchvergiftung vermutlich tun würden. „Ja, mir geht’s gut.“
„Ich bringe dich ins Krankenhaus.“
„Nein, das brauchst du nicht. Wirklich nicht“, sagte sie, als er sie mit zusammengekniffenen Augen ansah. „Ich habe es geschafft, den meisten Rauch draußen zu halten.“
Sein Mundwinkel zuckte. „Ja, ich habe die Vorhänge unter der Tür gesehen und deinen BH in dem Loch.“ Eine Sekunde lang senkte er den Blick auf ihre Brüste unter dem Tank Top, doch dann sah er ihr schon wieder in die Augen. „Hervorragender Umgang mit zur Verfügung stehendem Material.“
Er nahm ihren Ellbogen, führte sie um das Haus herum, schob sie auf den Beifahrersitz des Löschwagens und reichte ihr eine Sauerstoffflasche Dann zeigte er ihr, wie sie die Atemmaske aufsetzen musste, und drehte auf. „Bleib hier und atme. Ich komme so schnell es geht zurück.“
Doch er ging nicht. Stattdessen glitten seine Fingerspitzen über ihre Wange, ihre Schläfe, dann strich er ihr sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. Dabei wanderte sein Blick Zentimeter für Zentimeter über ihr Gesicht.
Plötzlich ließ er die Hand sinken, er richtete sich auf. „Wenn dein Zustand sich verändert und es dir schlechter geht, dann drück auf die Hupe, und wir bringen dich sofort ins Krankenhaus. Ich könnte aber auch deinen Onkel anrufen, wenn dir das lieber ist.“
„Nein.“ Das wäre zwar wahrscheinlich besser gewesen, doch im Moment wollte sie einfach bleiben, wo sie war, am besten mit Gabriel neben sich. Natürlich würde sie ihn niemals darum bitten, sie wollte nicht so ... bedürftig wirken. Sie klammerte nicht.
Doch sie hätte ihren linken kleinen Finger dafür gegeben, genau das tun zu können, auf seinen Schoß zu klettern und zu spüren, wie er beschützend die starken Arme um sie legte, und sich an ihn zu hängen wie eine Klette. Das war natürlich nur eine Reaktion auf das Erlebte. Himmel, schließlich war sie in einem brennenden Gebäude gefangen gewesen, und dieser Mann hatte sie gerettet. Kein Wunder, dass sie sich ihm so verbunden fühlte und ihm so wahnsinnig dankbar war.
Sie hob die Maske ein wenig. „Ich bin etwas zittrig, aber okay. Kümmer du dich um das Feuer. Ich werde hier einfach sitzen bleiben und Luft holen.“
Dabei konnte sie nur hoffen, dass sie die Einzige war, die das erbärmliche Beben in ihrer Stimme bemerkte.
16. KAPITEL
I ch sagte doch, dass es mir gut geht“, sagte Macy, als sie etwas später das Krankenhaus verließen.
„Ja, sagtest du.“ Und zwar immer und immer wieder. Doch Gabe sprach ruhig, denn sie hatte wirklich einiges durchgemacht und kämpfte wahrscheinlich noch mit den Nachwirkungen eines wahnsinnigen Adrenalinausstoßes. Er selbst konnte das noch spüren, und er wog wahrscheinlich vierzig Kilo mehr als sie.
Dazu kamen noch die ganzen Untersuchungen in der Klinik. Deswegen war seine Stimme sehr freundlich, als er wahrscheinlich zum hundertsten Mal sagte: „Und ich sagte, dass mit einer Rauchvergiftung nicht zu spaßen ist und wir lieber auf Nummer Sicher gehen sollten.“
Er betrachtete ihr nasses Haar, das sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, die Ponysträhnen begannen in der heißen Nachmittagssonne bereits zu trocknen. Von ihrem Gesicht war jegliche Schminke weggewaschen, sie sah zart und hübsch aus.
Er räusperte sich hastig, denn in diese Richtung sollten seine Gedanken keinesfalls gehen. Nicht nachdem es ihm so verdammt schwergefallen war, sie vorhin beim Kilimner-Haus allein zu lassen. Normalerweise konnte er es immer gar nicht erwarten, bei einem Einsatz sofort loszulegen. Doch sie hatte so verstört und verloren in dem Feuerwehrwagen gesessen, dass er es kaum geschafft hatte, sich von ihr loszureißen.
Dieses Wissen war ihm unangenehm, und so versuchte er, es so schnell wie möglich abzuschütteln. „Wenigstens haben sie dich sauber gemacht“, sagte er, als sie seinen Wagen erreicht hatten und er
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