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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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die Manuela für sie hätte besorgen sollen. Alex hatte diese Bitte auf dem gleichen Zettel notiert, auf dem auch stand, dass die Bettbezüge gewaschen werden mussten, was Manuela mit Sicherheit auch nicht erledigt hatte. Alex schnappte sich ihren Geldbeutel, zog ein paar Pfundnoten heraus und sperrte die Tür ab, um nach unten zum Laden an der Ecke zu eilen.
    «Hallo, Alex, meine Liebe.» Hinter dem Tresen, der mit Kaugummiaufstellern und Sonderangeboten für Schokoladenriegel überladen war, lugte Rajesh mit einem breiten Lächeln hervor, das sein enormes Gebiss entblößte. «Wo waren Sie? Wieder auf Reisen?»
    «Ich habe einen kleinen Marathon hinter mir», seufzte sie und schnappte sich einen Einkaufskorb. «Genf, Amsterdam, Frankfurt, Stuttgart, glaube ich, das war es diesmal.» Sie legte einige Dinge in ihren Korb, darunter auch eine Zeitung, obwohl ihr vollkommen klar war, dass sie keine Zeit haben würde, sie zu lesen. Doch es war der verzweifelte Versuch, sich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu halten. Dann zahlte sie bei Rajesh.
    «Oh, das ist nicht gut. Eine bezaubernde junge Frau wieSie sollte nicht ständig im Flugzeug sitzen. Sie sollte zu Hause sein und Kinder bekommen.»
    Alex verdrehte die Augen. «Sie sind ja genauso schlimm wie meine Mutter, Rajesh.» Lachend ging sie nach draußen, und der schmächtige Ladenbesitzer schüttelte den Kopf und wandte sich wieder der Lokalzeitung zu.
    Als sie kurz darauf mit dem Ellenbogen ihre Wohnungstür aufstieß – einen ziemlich verwelkten Strauß Osterglocken, eine handwarme Flasche Chardonnay und eine Tüte mit geschnittenem Weißbrot im Arm, denn das war alles, was Rajeshs Sortiment hergab   –, hörte sie ihr Handy klingeln. Bis sie ihre Einkäufe abgestellt hatte, war es zu spät. Der Anruf kam aus dem Büro. Sie drückte eine Kurzwahltaste.
    «Ja, Camilla? Ich bin wieder da.» Alex klemmte sich das Telefon unters Kinn, während sie sich vorbeugte und eine Vase aus einem Regal holte. «Tut mir leid, dass ich deinen Anruf verpasst habe. Ich konnte einen früheren Flug bekommen, deshalb bin ich jetzt schon zurück.»
    «Oh, das ist super», drang die sanfte Stimme ihrer Assistentin durch den Hörer. Ihre Stimme war so hübsch wie sie selbst, doch Alex schätzte sich vor allem glücklich, eine Assistentin zu haben, die neben einer zierlichen Figur und riesigen, blauen Augen über außerordentliche Effizienz verfügte und für Alex ein wahrer Fels in der Brandung war. «Schön, dass du wieder da bist. Ich wollte dich nur über ein paar Dinge auf dem Laufenden halten. Die Produktion von Tetrils ist mit deinem Terminvorschlag zur Musterbesprechung einverstanden, das Eishockey-Spiel am Fünfundzwanzigsten geht in Ordnung, und die Jungs aus der Schuhabteilung wollen sich mit dir über die Farbpalette unterhalten.»
    «Gut – kannst du eine Besprechungsnotiz in meinen Kalender eintragen? Aber, Camilla, sag ihnen, dass wir uns kurzfassen müssen, sonst blockieren sie mich den gesamten Tag, und dafür habe ich keine Zeit.» Die Kollegen aus der Entwicklungsabteilung steckten so viel Hingabe in die Konstruktion eines Turnschuhs wie die Wissenschaft bei der Erfindung des Tarnkappenbombers. Und sie sprachen mit einer derartigen Leidenschaft über Aerodynamik, Dämpfung und Senkfußeinlagen, dass es schon fast pervers war.
    «Oh, und dein amerikanischer Traumprinz hat auch angerufen. Er konnte dich auf dem Handy nicht erreichen – du warst wohl gerade im Flieger   –, doch er lässt ausrichten, dass er nach seinem Zwischenstopp in Paris in Heathrow landen wird.»
    Die Nachricht von Todds Ankunft löste bei Alex prickelnde Vorfreude aus, allerdings nur so lange, bis ihr einfiel, dass es kein Bett mehr gab, in das sie sich gemeinsam kuscheln konnten. Die Matratze lag auf dem Müll, und sein muskulöser Körper hatte mit Sicherheit nicht genug Platz in jenem winzigen Einzelbett im Gästezimmer, in dem sie nun schlafen würde. Er musste wohl im Holiday Inn übernachten. Nachdem sie aufgelegt hatte, warf sie einen schnellen Blick auf ihre Notizen. Die nächsten Wochen sahen gut aus. Die Markteinführung eines neuen Produkts war für sie immer besonders spannend, die umfangreiche Vorlaufphase, die noch umfangreicheren Vorbereitungen und schließlich das nervenzehrende Abwarten, bis zu erkennen war, wie die Presse und die Zielgruppen das Produkt aufnehmen würden.
    Mit dem Laptop auf den Knien arbeitete sich Alex durch eine Lawine von E-Mails und kaute

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