Mister Mädchen für alles
gekitzelt hatte, und strich am Rand des Farbeimers die überschüssige Farbe vom Pinsel ab. Sie stellte ihre Flip-Flops auf dem Abdecktuch ab, um nicht mit ihren Schuhen die Farbe auf dem neuen Teppich im Flur zu verteilen, und trug den Eimer nach unten, wobei sie peinlich darauf achtete, die Wand nicht zu berühren, die sie mit Hilfe einer Schablone bemalt hatte. Sie betrachtete sie voller Stolz, als sie daran vorbeilief. Wer brauchte schon einen Deko-Guru, Jocasta Innes oder so jemanden, wenn man nach einem zweiwöchigen Kurs und mit dem richtigen Werkzeug alles selbst machen konnte?
Sie hatte den Pinsel ausgewaschen, stellte den Wasserkessel auf den Herd und blickte nach draußen auf die Kübel mit den Tulpen in dramatischem Violett, die sich vorder Verandatür im Wind neigten. Sie dachte gerade darüber nach, was sie in den nächsten Stunden alles tun und was sie ihren Kindern und Max zum Abendessen kochen könnte, als das Telefon klingelte.
«Saff?» Alex klang gehetzt. «Hör zu, ich muss gleich in eine Besprechung, aber –»
«Auch dir ein freundliches Hallo!» Saff lächelte.
«Ja, tut mir leid. Ich bin ein wenig in Eile.» War sie das nicht immer? «Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern Abend gesagt hast – du weißt schon, das Mädchen für alles, von dem du gesprochen hast? Wir haben uns ja nicht ausführlich darüber unterhalten. Meintest du so etwas wie eine Haushälterin?»
«Also, ich weiß gar nicht so genau. Eigentlich habe ich nur einen Scherz gemacht.» Saff hatte angenommen, Alex hätte ihre scherzhafte Bemerkung beim hastigen Aufbruch zu ihrer Mutter vergessen. «Es kam mir nur so vor, als bräuchtest du jemanden, die – na ja, jemanden wie mich eben. Jemand, die all die Dinge erledigt, zu denen Max keine Zeit hat. Die Zahnarzttermine ausmacht, den Klempner für die Waschmaschine einlässt, die Wäsche in die Reinigung bringt und das Klo putzt. Ach, ich weiß auch nicht.» Je länger sie darüber nachdachte, desto dämlicher kam ihr der Einfall vor. «Aber ich glaube, dass es bei dir nicht genug zu erledigen gibt, um eine Person dauerhaft zu beschäftigen. Schon gar nicht, wenn du so viel auf Reisen bist.»
«Nein.» Alex hielt inne. «Es ist nur so, als ich im Krankenhaus war …»
«Ja, natürlich. Wie geht es deiner Mutter? Wurde sie schon entlassen?»
«Nein, noch nicht. Sie mussten ihr eine Narkose geben,um ihren Arm wieder richten zu können. Der Bruch ist leider nicht glatt, und es wird eine Weile dauern, bis sie wieder gesund ist, aber sie ist trotzdem ganz die Alte.» Wieder hielt Alex inne. «Sie hat mir sogar die Leviten gelesen, weil ich kein Make-up trug. Oh Saff, ich möchte überhaupt nicht gefühllos klingen, und ich will alles tun, damit es ihr gut geht, aber das ist so ein Punkt, da ist es nicht leicht, ein Einzelkind zu sein. Ich hatte noch nie so viel im Büro zu tun, und ich komme hier einfach nicht raus. Die Sache ist die, dass die Ärzte momentan der Meinung sind, dass sie nicht allein zu Hause bleiben sollte.»
«Oh.» Saffron ahnte bereits, worauf sie hinauswollte. «Also, Süße, ich kann mich leider nicht um sie kümmern – so gern ich sie habe. Wir fahren nächste Woche in den Skiurlaub, bitte vergiss das nicht. Aber ich denke, dass sie zu uns kommen kann, wenn wir zurück sind. Allerdings muss ich hinzufügen, dass der einwöchige Besuch von Max’ Mutter im letzten Herbst fast zu unserer Scheidung geführt hätte.»
«Gütiger Himmel, nein, darum würde ich dich nie bitten!» Alex lachte. «Allerdings, wenn ich es mir recht überlege, würde die Ranke nur zu gerne bei dir einziehen. Sie hätte sowieso viel lieber eine Tochter wie dich gehabt. Ein richtiges Mädchen. Nein, ich habe mich gefragt – verdammt, ich muss los –, ob du vielleicht für mich eine Anzeige in die Lokalzeitung setzen könntest? Ich glaube, das Blatt kommt freitags raus, wir müssten also noch rechtzeitig dran sein. Nichts Großartiges, nur ein Jobangebot. Ich überlasse es dir – schreib nur rein, dass ich jemanden ab sofort suche. Und Saff, könntest du unsere beiden Telefonnummern angeben? Deine und meine, für den Fall, dass ich nicht erreichbar bin? Weiß der Himmel, was Mumdavon halten wird – wer auch immer den Job bekommt, muss auf jeden Fall belastbar sein. Aber was kann sie schon erwarten, wenn sie auf eine Leiter klettert, obwohl ich es ihr verboten hatte?» Alex hauchte Saff einen Luftkuss durch den Hörer zu, bevor sie auflegte und in die nächste
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